Der Hauch Des Bösen: Roman
hat diese Aufnahmen gemacht?«
»Tut mir leid. Gibt es irgendein Problem?«
»Ich ermittle im Tod einer Columbia-Studentin.«
»O ja. Ich habe davon gehört. Ein junges Mädchen, nicht wahr? Schrecklich. Aber ich fürchte, ich verstehe nicht, was die Galerie mit Ihren Ermittlungen zu tun hat.«
»Genau das ist der Zweck von Ermittlungen. Herauszufinden, was für Verbindungen es gibt. Miss?«
»Oh, Duberry. Lucia Duberry. Ich bin die Managerin hier.«
»Lieutenant Eve Dallas. Ich bin die Ermittlungsleiterin.« Sie zog Rachels Foto aus der Tasche und hielt es ihrem Gegenüber hin. »War sie jemals hier?«
»Hübsches Mädchen. Ich kann mich nicht erinnern, sie hier gesehen zu haben. Aber natürlich kommen viele Leute, auch Studenten hier herein, um sich umzusehen. Vielleicht habe ich sie also einfach nicht bemerkt.«
»Was halten Sie von der Fotografie?«
»Tja, eine hervorragende Studie, eine starke Komposition. Man sieht und denkt sofort, wie hübsch sie ist. Dann denkt man an Worte wie freundlich, jung und frisch, denn die Pose wirkt nicht im Geringsten einstudiert. Hat sie Fotografie studiert oder war sie ein Model?«
»Nein. Aber sie hatte einen Kurs in Bildbearbeitung belegt und hat möglicherweise irgendwelche Utensilien dafür hier gekauft.«
»Das könnten wir natürlich überprüfen. Soll ich unten anrufen und einen der Angestellten bitten, die Rechnungen durchzugehen?«
»Ja. Und zwar die der letzten beiden Monate. Er soll prüfen, ob es eine Quittung auf den Namen Rachel Howard gibt.«
»Das dürfte nicht allzu lange dauern.« Die Frau verschwand hinter der Stellwand, und als Eve ihr folgte, sah sie, dass sich dort ein von drei derartigen Wänden umgebener Arbeitsplatz befand.
Lucia trat vor einen kleinen Schreibtisch, rief über ihren Link in der Verkaufsabteilung an und erteilte ein paar Instruktionen.
»Kann ich Ihnen etwas anbieten, während Sie warten? Ein Glas Quellwasser vielleicht?«
»Nein danke«, sagte Eve, bevor Peabody den Mund aufmachen konnte. »Können die Bewohner und Besucher dieses Hauses das Parkhaus nebenan benutzen?«
»Ja. Es gehört zu unserem und vier anderen Gebäuden.«
»Gibt es dort Überwachungskameras?«
»Nein. Früher hatten wir welche, aber sie wurden so oft kaputt gemacht, dass es am Ende teurer war, sie ständig reparieren zu lassen, als in Kauf zu nehmen, dass dort hin und wieder jemand Fremdes parkt.«
»Und der Besitzer des Gebäudes lebt im Haus?«
»Hastings hat seine Wohnung im vierten und sein Studio im dritten Stock.«
»Ist er heute da?«
»O ja. Er macht gerade Aufnahmen in seinem Studio.«
»Hat er irgendwelche von diesen Bildern hier gemacht?«
»Alle. Hastings ist unglaublich talentiert.«
»Ich werde mit ihm sprechen müssen. Peabody, kommen Sie rauf, sobald Sie die Informationen aus dem Laden haben.«
»Oh, aber - er ist bei der Arbeit«, protestierte Lucia.
»Ich auch.« Dicht gefolgt von einer höchst erregten Lucia Duberry steuerte Eve dem Fahrstuhl zu.
»Aber Hastings ist mitten in einer Session. Da darf man ihn nicht stören.«
»Wetten, dass?« Als Lucia sie am Arm festhalten wollte, sah sie sie reglos an. »Das lassen Sie besser sein.«
Dieser kurze Satz genügte, und hastig riss Lucia ihre Hand zurück. »Wenn Sie nur so lange warten würden, bis er...«
»Nein.« Eve betrat den Lift und grinste innerlich, während sich die Türen lautlos schlossen, über Lucias entgeistertes Gesicht.
Das ganz in Weiß gehaltene Studio war bis in den letzten Winkel von ohrenbetäubender Technomusik erfüllt. Auf einem von Lampen, Filtern, Ventilatoren und dünnen Wandschirmen umstandenen Podest drapierte sich ein splitternacktes, schwarzes Model in diversen athletischen Positionen auf einem überdimensionalen roten Stuhl.
Das Model war mindestens einen Meter achtzig groß, hatte die Figur eines Windhundes und Gliedmaßen aus Gummi. Oder waren sie aus Gelee?
Es gab drei fest installierte Kameras, und ein gedrungener Mann in schlabberigen Jeans und einem weiten blauen Hemd hielt noch eine vierte in der Hand. Zwei weitere Personen, eine zierliche Frau in einem ärmellosen schwarzen Catsuit und ein junger Mann mit wirrem orangefarbenem Haar, verfolgten mit konzentrierten und gleichermaßen sorgenvollen Mienen das Geschehen.
Eve trat an das Set und öffnete den Mund, als die junge Frau sie plötzlich entdeckte. Erst drückte ihr Gesicht so etwas wie Schock, dann jedoch pures Entsetzen aus.
Hätte nicht Lucia sie bereits mit
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