Der Hauch Des Bösen: Roman
Weiber unsterblich gemacht.«
»Ist es das, wonach Sie suchen? Geht es Ihnen um Unsterblichkeit?«
»Es ist das, was ich zu geben habe.« Er blickte zu Peabody hinüber, schwenkte seine Kamera herum, nahm sie ins Visier und drückte ab. Alles in einer einzigen, flüssigen Bewegung. »Fußsoldatin«, sagte er und drückte, ehe die Polizistin auch nur blinzeln konnte, noch einmal auf den Knopf. »Ebenfalls ein wirklich gutes Gesicht. Kantig und robust.«
»Ich habe überlegt, wenn ich mir ein bisschen Fett aus den Wangen absaugen lassen würde...« Peabody zog die Wangen ein. »Dann kämen meine Wangenknochen doch bestimmt besser zur Geltung und...«
»Lassen Sie Ihr Gesicht so, wie es ist. Sie wirken wunderbar rechtschaffen damit.«
»Aber...«
»Entschuldigung.« Eve hob eine Hand. Sie fand, sie zeigte dadurch eine heldenhafte Geduld. »Könnten wir netterweise zurück aufs Thema kommen?«
»Tut mir leid, Madam«, murmelte Peabody verschämt.
»Was für ein Thema? Unsterblichkeit?« Hastings hievte seine monumentalen Schultern in die Höhe. »Die habe und die gebe ich. Das definiert die Beziehung zwischen Künstler und Subjekt. Diese Beziehung ist äußerst intim. Intimer noch als Blutsverwandtschaft oder Sex. Es ist eine Intimität des Geistes. Ihr Bild...« Er klopfte auf seine Kamera. »... wird zu meinem Bild. Es ist meine Vision von Ihrer Realität in einem bestimmten Moment.«
»Aha. Und es ärgert Sie, wenn Menschen nicht verstehen und nicht zu schätzen wissen, was ihnen von Ihnen geboten wird.«
»Ja, natürlich ärgert mich so was. Die Menschen sind Hornochsen. Idioten. Und zwar allesamt.«
»Sie bringen also Ihr Leben damit zu, Hornochsen und Idioten Unsterblichkeit zu verleihen.«
»Ja. Und damit, mehr aus ihnen zu machen, als sie tatsächlich sind.«
»Und was bringt Ihnen das?«
»Erfüllung.«
»Nach welcher Methode gehen Sie dabei vor? Sie machen hier im Studio Aufnahmen mit professionellen Models.«
»Ab und zu. Oder ich laufe einfach durch die Straßen, bis mich ein Gesicht anspricht. Um in dieser korrupten Welt bestehen zu können, führe ich auch Auftragsarbeiten durch. Mache Porträts von Kindern, fotografiere auf Hochzeiten, Beerdigungen oder so. Wenigstens lässt man mir dabei meistens freie Hand.«
»Wo waren Ihre Hände und der Rest von Ihnen am Abend des Achten und am Morgen des Neunten dieses Monats?«
»Woher zum Teufel soll ich das denn bitte jetzt noch wissen?«
»Denken Sie darüber nach. Vorgestern Abend ab einundzwanzig Uhr.«
»Ich habe gearbeitet. Hier und oben in meiner Wohnung. Ich kreiere gerade eine Collage. Augen. Augen von der Geburt bis zum Tod.«
»Sie interessieren sich also für den Tod?«
»Natürlich. Was wäre das Leben ohne ihn?«
»Haben Sie allein gearbeitet?«
»Selbstverständlich.«
»Haben Sie nach neun noch mit jemandem gesprochen oder irgendjemanden gesehen?«
Er bleckte seine Zähne. »Wie gesagt, ich habe gearbeitet. Dabei werde ich nicht gern gestört.«
»Dann waren Sie also den ganzen Abend und die ganze Nacht allein.«
»Habe ich doch gesagt. Ich schätze, dass ich etwa bis gegen Mitternacht über der Collage saß. Ich habe,
verdammt noch mal, nicht auf die Uhr gesehen. Dann habe ich noch etwas getrunken und ein langes, heißes Bad genommen, um Geist und Körper zu entspannen. Gegen eins lag ich dann wohl im Bett.«
»Besitzen Sie ein Fahrzeug, Hastings?«
»Ich verstehe diese Fragen nicht. Ja, ich besitze einen Wagen. Natürlich besitze ich einen Wagen. Schließlich muss ich beweglich sein. Glauben Sie etwa, ich würde mich auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlassen? Ich habe einen PKW und einen Van, den ich meistens für Aufträge benutze, bei denen eine große Ausrüstung und ein paar Assistenten erforderlich sind.«
»Wann haben Sie Rachel Howard zum ersten Mal gesehen?«
»Ich kenne niemanden mit diesem Namen.«
Sie stand auf und ging zu Peabody hinüber. »Wie sieht es mit Quittungen aus?«
Hastig ließ Peabody die noch immer eingezogenen Wangen los. »Es gab zwei auf ihren Namen. Sie hat zweimal irgendwelche Kleinigkeiten hier gekauft und mit ihrer Kreditkarte bezahlt. Im Juni und im Juli.«
»Okay. Dann gehen Sie jetzt rüber und sprechen mit den anderen beiden. Versuchen Sie, möglichst Furcht einflößend zu wirken, ja?«
»Das ist eine meiner Lieblingstätigkeiten.«
Eve kehrte zurück an ihren Platz. »Rachel Howard wird als Kundin Ihres Fotoladens geführt.«
Hastings glotzte sie eine Zeit lang
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