Der Hauch Des Bösen: Roman
keinen Sinn, sie mit dieser ganzen traurigen und hässlichen Geschichte zu belasten.
Doch sie war nicht da. Das zerwühlte Laken zeigte ihm, dass ihre Nacht ebenfalls nicht angenehm gewesen war. Schuldgefühle plagten ihn, als er überlegte, ob sie vielleicht von Albträumen gepeinigt worden war.
Er wusste, dass sie nie gut schlief, wenn er nicht in der Nähe war.
Dann sah er das elektronische Notizbuch und nahm es in die Hand.
»Ich habe einen neuen Fall. Keine Ahnung, wie lange es dauern wird.«
Obwohl er sich ein wenig närrisch dabei vorkam, hörte er den Text, da ihm ihre Stimme fehlte, dreimal hintereinander ab. Dann ballte er die Faust um das Gerät und sank schwerfällig aufs Bett.
Trauerte um eine Frau, die er nie gekannt hatte, und dachte voller Sehnsucht an die einzige, der er in wahrer Liebe verbunden war.
Eve trat durch die Tür ihres Büros und sah, dass Nadine bereits auf sie wartete. Es wäre sinnlos, sich die Haare darüber zu raufen, dass Nadine auf dem Revier nach Belieben aus und ein zu gehen schien. Und dieses eine Mal fand sie es sogar angenehm, dass die Journalistin gleich vor ihrem Schreibtisch statt in einem der Warteräume saß. So sparte sie die Zeit, die sie darauf hätte verwenden müssen, sie zu suchen.
»Wir müssen eine Fangschaltung an Ihren Computer legen.«
Nadine schlug die Beine übereinander und studierte ihre aus den eleganten, hochhackigen Sandalen hervorlugenden Zehen. »Na klar. Weshalb sollte es ein Problem sein, wenn die Polizei das Arbeitsgerät einer Reporterin anzapft? Meine Informanten werden begeistert davon sein, dass alles, was sie mir erzählen, gleichzeitig auf dem Revier zu hören ist. Sicher werde ich dann von ihnen mit Hinweisen überhäuft.«
»Er nutzt Sie als Sprachrohr, und falls er noch mal etwas zu sagen hat, wird er es wieder tun. Entweder Sie erlauben uns also, eine Fangschaltung zu legen, oder ich beschlagnahme schlichtweg das Gerät und stelle obendrein den Antrag, dass man Sie in Schutzhaft nimmt.«
Nadine hob ruckartig den Kopf.
»Sie sind eine der Hauptzeuginnen in diesem Fall. Ich bin ernsthaft versucht, Sie aus dem Verkehr ziehen zu lassen, weil ich Sie nämlich mag und weil es mir lieber ist, wenn Sie noch eine Zeit lang am Leben sind.«
»Auf mich hat er es doch gar nicht abgesehen.«
»Möglicherweise nicht. Aber manchmal werden Psychopathen böse auf die Menschen, die sie als Werkzeuge benutzen. Bisher verlasse ich mich darauf, dass Sie auf sich achten. Aber trotzdem rufe ich nachher noch Dr. Mira an, und falls sie zu dem Schluss kommt, dass nur die minimale Chance besteht, dass er es auf Sie abgesehen hat, werde ich Sie hinter Gitter bringen lassen, ehe Sie auch nur die Gelegenheit bekommen, Ihre Lippen nachzuziehen.«
»Sie können es ja mal versuchen.«
»Oh, das werde ich.« Eve warf sich in ihren Schreibtischsessel und streckte die Beine aus. »Wissen Sie, ich habe Sie nicht darum gebeten, meine Freundin zu sein. Nachdem sich diese Freundschaft halt so ergeben hat, müssen Sie damit leben, selbst wenn Ihnen das womöglich nicht passt.«
»Scheiße.« Nadine verzog beleidigt das Gesicht und trommelte mit ihren Fingern auf der Lehne ihres Stuhls, bevor es um ihre Mundwinkel herum zuckte und sie erwiderte: »Aber aus irgendeinem schwachsinnigen Grund mag ich Sie ebenfalls.«
»Gut, dann haben wir jetzt genügend Zärtlichkeiten ausgetauscht. Deshalb zurück zu unserem eigentlichen Thema. Wurden Sie in letzter Zeit von irgendeinem Profi fotografiert?«
Nadine schaute auf die Fotos, die Eve vor sich auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte, und nickte. »Einmal im Jahr werden beim Sender Aufnahmen von uns gemacht. Für Autogrammkarten und für die Plakate, die gerahmt in unserem Grünen Raum zu sehen sind.«
»Und wer hat in diesem Jahr die Aufnahmen gemacht?«
»Keine Ahnung, aber ich finde es heraus. Gibt es abgesehen von den Fotos noch eine andere Beziehung zwischen Howard und Sulu?«
»Keine Ahnung, aber das finde ich heraus.« Eve deutete zur Tür. »McNab wird mit Ihnen zum Sender fahren und die Fangschaltung installieren.«
»Sie scheinen sich Ihrer wieder mal verdammt sicher gewesen zu sein.«
»Genau.« Als sich Nadine erhob, drehte sich Eve nachdenklich mit ihrem Stuhl einmal um sich selbst. »Gehen Sie eigentlich immer noch mit diesem Anzugträger in die Kiste?«
»Vielleicht sollten Sie wissen, dass ich ihn im Allgemeinen bitte, den Anzug auszuziehen, bevor er zu mir in die Kiste steigt, wie Sie es so
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