Der Hauch Des Bösen: Roman
romantisch formulieren.«
»Wie auch immer. Was ich meine, ist, Sie kennen sich mit Männern aus.«
Nadine zog eine ihrer makellosen Brauen in die Höhe und wandte sich Eve zu. »Gut genug, um oft fasziniert, verblüfft und gleichermaßen sauer auf diese Spezies zu sein. Warum? Gibt es etwa Ärger im Paradies?«
Eve öffnete den Mund, klappte ihn dann aber wieder
zu. »Nein. Schon gut. Vergessen Sie’s.« Sie wedelte die Journalistin aus dem Zimmer und schrieb erst einmal ihren Bericht. Sie würde Hastings noch ein wenig schmoren lassen, ehe sie zu ihm hinüberging. Und sie wollte sichergehen, dass ihr eigener Kopf völlig klar war, bevor sie mit ihm sprach.
Sie brachte mehrere Minuten mit der Liste der Käufer teurer Fotoapparate zu und fing dabei mit den Namen der letzten zwölf Monate an.
Natürlich könnte er den Apparat auch schon früher erstanden haben. Oder er war gar nicht registriert. Vielleicht hatte ihn die ganze Garantiegeschichte überhaupt nicht interessiert.
Trotzdem glich sie die Namen mit denen der bisherigen Verdächtigen und der Bekannten beider Opfer ab.
Nach einer Weile atmete sie zischend aus, trat mit dem Fuß gegen den Schreibtisch und warf wütend die Bürotür zu. Sie konnte sich einfach nicht richtig konzentrieren.
Aber sie würde standhaft bleiben und nicht zu Hause anrufen. Schließlich hatte sie Roarke eine Nachricht hinterlassen, oder etwa nicht? Auch wenn sie noch immer nicht sämtliche Spielregeln der Ehe kannte, war sie sich doch ziemlich sicher, dass er als Nächster an der Reihe war.
Um jedoch ganz sicherzugehen, rief sie einen Menschen an, der ihrer Meinung nach ein absoluter Experte für Beziehungsfragen war.
»Mavis.«
Das Koboldgesicht der Freundin war verknautscht und nackt wie das eines Kindes. Sie hatte noch immer blaue und pinkfarbene Strähnen in den Haaren, und
die kleinen Silberglöckchen klimperten, als sie ihren Kopf aus dem Kissen hob.
»Häh? Wie spät ist es?«
»Keine Ahnung. Morgen.«
»Oh. Schon Morgen. Was ist los?«
»Nichts. Tut mir leid. Schlaf weiter.«
»Schon gut.« Mavis öffnete ein veilchenblaues Auge. »Ist etwas mit Summerset?«
»Nein, nein, ihm geht es schon viel besser.« Da sie heute noch nicht nach ihm gesehen hatte, nahm sie es zumindest an. Hätte sie nach ihm sehen müssen? Wie zum Teufel sollte sie das alles auf die Reihe kriegen? »Fährst du heute noch mal bei ihm vorbei?«
»Bestimmt. Der Arme. Trina und ich wollen ihn nachher besuchen und ihm vielleicht eine Gesichtsund Haarmaske verpassen. Was hältst du von der Idee?«
Eve fing an zu grinsen. Selbst wenn es wohl leicht gemein war, hätte sie bei dem Gedanken, dass Summerset im Netz von Trinas Schönheitswahn gefangen würde, vor Vergnügen beinahe gelacht. »Super. Die Idee ist wirklich toll. Genau das, was er braucht.«
»Ist mit dir alles in Ordnung? Irgendetwas ist doch los. Das sehe ich dir an.«
»Nichts.«
»Jetzt bin ich richtig wach.« Mit einem riesengroßen Gähnen rutschte Mavis etwas an die Seite, sodass Eve den hünenhaften Leonardo sanft schnarchend in den Federn liegen sah. »Schieß also bitte endlich los.«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich ist es völlig dämlich. Wahrscheinlich bin ich völlig dämlich. Aber etwas stimmt nicht mit Roarke. Er redet nicht darüber.
Er hat mich ausgeschlossen, Mavis. Hat mich völlig grundlos angeschnauzt und dann einfach rausgeworfen, als ich ins Zimmer kam. Er ist auch nicht ins Bett gekommen, und als er mit mir geredet hat, hat er... ach, verdammt.«
Von neuem verwirrt und gleichzeitig verletzt raufte sie sich die Haare. »Vermutlich ist es ja ganz normal, dass Menschen, wenn sie eine Zeit lang zusammen sind, nicht mehr jedes Mal, wenn sie sich sehen, total begeistert davon sind. Ich nehme an, das ist okay. Aber...«
Zum Teufel mit den blöden Abers, dachte sie, und ihre Verwirrung wich nun heißem Zorn. »Verdammt, normalerweise kann er nicht genug von mir bekommen, normalerweise hat er immer diesen ganz bestimmten Blick, wenn ich nach Hause komme. Aber gestern Abend hat er mich völlig anders angesehen und konnte es eindeutig kaum erwarten, dass ich verschwinde und er seine Ruhe vor mir hatte.«
»Habt ihr euch gestritten? Hast du irgendwas getan, was ihn verärgert hat?«
Wieder trat sie unglücklich gegen den Tisch. »Wieso muss immer ich schuld an allem sein?«
»Musst du ja überhaupt nicht.« Obwohl sie splitternackt war, setzte sich Mavis auf. »Ich schließe nur bestimmte Möglichkeiten aus.
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