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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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dicken Fingern erst das eine und dann das andere Foto ein wenig näher zog. »Ich habe diese Bilder nicht gemacht. Trotzdem sind sie ziemlich gut, auch wenn ich den Schnappschuss aus einem anderen Winkel aufgenommen hätte, damit das Licht direkt in seine Augen fällt. Der Junge hat wunderbare Augen, die sollte man betonen. Oder besser ›hatte‹«, verbesserte sich Hastings, als er stirnrunzelnd das Todesfoto betrachtete.
    »Wo waren Sie gestern Abend, Hastings?«

    Immer noch starrte er auf das Foto, auf dem der Tod in der Pose eines Tanzes abgebildet war. »Ich habe gearbeitet, etwas gegessen und bin dann ins Bett.«
    »Allein?«
    »Ich hatte die Nase voll von anderen Leuten. Ich habe einmal Fotos von dem Jungen gemacht. Tänzer. Er war bei einem Ensemble. Nein, Scheiße, das waren keine Profis. Es waren Studenten. Ich habe Einzelaufnahmen von ihm gemacht. Was für ein Gesicht! Vor allem die Augen. Gute Form, gute Struktur, aber es waren vor allem die Augen, die mir aufgefallen sind. Deshalb habe ich Einzelaufnahmen von ihm gemacht«, wiederholte er und sah Eve an. »Genau wie von dem Mädchen. Was zum Teufel geht hier vor?«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie mir das erzählen können.«
    »Verdammt, ich habe keine Ahnung!« Er stieß sich derart vehement vom Tisch ab, dass Peabody nach ihrem Stunner griff und ihn auch nicht wieder losließ, als Eve sie kopfschüttelnd ansah.
    Hastings stapfte durch den Raum wie ein großer Bär durch einen viel zu kleinen Käfig. »Das Ganze ist total verrückt. Absoluter Wahnsinn. Ich habe Bilder von dem Jungen gemacht... nur wo? Juilliard. An der Juilliard School. Ein Haufen aufgedonnerter Schwuchteln, aber was tut man nicht alles, damit man seine Rechnungen bezahlen kann. Und der Junge hatte dieses fantastische Gesicht. Deshalb habe ich am Ende noch ein paar zusätzliche Aufnahmen von ihm gemacht. Wann war das? Irgendwann im Frühling. April, vielleicht auch Mai. Woher zum Teufel soll ich das jetzt noch wissen?«

    Er warf sich wieder auf den Stuhl und ließ seinen blank polierten kahlen Schädel zwischen beide Hände sinken. »O Gott, o Gott, o Gott.«
    »Haben Sie ihn mit in Ihr Studio genommen?«
    »Nein. Aber ich habe ihm eine meiner Visitenkarten dagelassen und ihm gesagt, dass er sich bei mir melden soll, falls er sich nebenher ein bisschen was als Model dazuverdienen will. Er war vollkommen natürlich vor der Kamera. Das sind nicht alle. Er meinte, dass er sich vielleicht melden würde und ob ich ein paar Fotos für seine Bewerbungsmappe von ihm machen kann.«
    »Hat er sich gemeldet?«
    »Nein, zumindest nicht bei mir. Keine Ahnung, ob er im Studio angerufen hat. Um solche Sachen kümmert sich Lucia. Ich habe ihn nie wieder gesehen.«
    »Haben Sie bei dem Fototermin im Juilliard irgendwen dabeigehabt?«
    »Ja, aber ich habe keine Ahnung, wen. Irgendein Idiot wird es schon gewesen sein.«
    »Derselbe Idiot, der auch im Januar mit Ihnen auf der Hochzeit war, wo Sie Rachel Howard aufgenommen haben?«
    »Das ist eher unwahrscheinlich. So lange hat es bisher noch keiner bei mir ausgehalten.« Er verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Ich kann nämlich ziemlich temperamentvoll sein.«
    »Ach, tatsächlich? Wer hat Zugriff auf die Disketten, auf denen Sie Ihre Fotos abgespeichert haben?«
    »Niemand. Das heißt, zumindest sollte niemand Zugriff darauf haben, aber ich schätze, eigentlich kann jeder sich die Dinger ansehen, der ins Studio kommt
und sich ansatzweise mit Computern auskennt.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich achte nicht darauf. Bisher musste ich zumindest niemals darauf achten.«
    Er schob Eve die Fotos wieder zu. »Ich bin ohne Anwalt hier.«
    »Das ist mir bereits aufgefallen. Und warum?«
    »Weil mich nicht nur diese Sache total anstinkt, sondern weil ich Anwälte schlicht hasse.«
    »Sie hassen doch so gut wie alle Menschen.«
    »Ja, das stimmt.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und ließ sie dann wieder auf die Tischplatte sinken. »Aber ich habe diese Kinder nicht umgebracht. Weder dieses Mädchen mit dem zauberhaften Lächeln noch den Jungen mit dem zauberhaften Blick. Ich hätte das Licht, das die beiden verströmten, nie gelöscht.« Er beugte sich ein wenig vor. »Allein vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet - wie wäre dieses Lächeln wohl in fünf Jahren gewesen, wie hätten diese Augen einen in zehn Jahren angesehen? Das hätte ich wissen und mit meiner Kamera einfangen wollen. Davon abgesehen habe ich noch nie verstanden,

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