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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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aufgebunden hat?«
    »Ich bin mir völlig sicher, ja.« Er hätte sich gerne noch einen Whiskey eingeschenkt, doch fehlte ihm die Energie, um aufzustehen und zur Bar zu gehen. »Dieses Mädchen - meine Mutter - hat versucht, mir eine
Familie zu geben und das Richtige zu tun. Wahrscheinlich hat sie ihn sowohl geliebt als auch Angst vor ihm gehabt. Er hatte das Talent, Frauen dazu zu bringen, dass sie ihn lieben und gleichzeitig fürchten. Doch vor allem: Sie hat mich geliebt.«
    Als Eve ihm tröstend ihre Hand gab, hob er sie an seinen Mund. »Das konnte ich auf dem Foto von uns beiden sehen. Sie hat mich nicht verlassen. Er hat sie umgebracht. Auch dafür hatte er Talent. Er hat stets alles Schöne und Unschuldige zerstört. Er hat sie getötet und an ihrer Stelle Meg ins Haus gebracht.«
    Er legte den Kopf zurück und starrte unter die Decke. »Die beiden waren wirklich verheiratet. Ich habe die Heiratsurkunde gefunden. Sie waren bereits verheiratet, als er meine Mutter traf und ruinierte. Aber sie hatten keine Kinder. Vielleicht hatte Meg ihm keine Söhne schenken können, und er hatte sie deshalb vor die Tür gesetzt. Oder sie hatte genug von seinen kriminellen Machenschaften und seiner ständigen Hurerei. Doch im Grunde ist alles völlig egal.«
    Er zuckte mit den Schultern und klappte erschöpft die Augen zu. »Ein Mädchen wie Siobahn Brody hat ihm bestimmt gefallen. Sie war jung und leicht beeinflussbar. Nachdem sie mich geboren hatte, hatte er offensichtlich keine Verwendung mehr für sie. Vor allem weil sie ihm ständig mit der Bitte in den Ohren lag, sie endlich zu heiraten, damit wir drei eine richtige Familie sind.«
    »Sie war fast zwei Jahre bei ihm. Und in all der Zeit hat niemand ihr von Meg erzählt? Hat niemand ihr erzählt, dass er schon verheiratet war?«
    »Selbst wenn jemand den Mut besessen hätte, es ihr
zu erzählen, hätte er bestimmt die passende Antwort darauf gehabt. Er konnte nicht nur reden, sondern hatte stets alle möglichen glaubwürdigen Lügengeschichten parat.«
    »Oder sie hat mit ihren nicht mal zwanzig Jahren, nachdem sie von ihm schwanger war und sich eventuell bereits vor ihm gefürchtet hat, nicht auf die anderen hören wollen.«
    »Möglich. Obwohl damals kaum jemand gewagt hätte, auf eine Art von ihm zu sprechen, die ihm nicht gefiel. Doch selbst wenn Megs Name ihr zugetragen worden wäre, hätte sie sich vielleicht taub gestellt.«
    Er verfiel in Schweigen und räusperte sich schließlich. »Meg hat besser zu ihm gepasst, falls du weißt, was ich damit sagen will. Sie war hart, hat gern getrunken und gern auf die Schnelle irgendwo ein paar Pfund gemacht. Siobahn ging ihm irgendwann vermutlich deshalb auf die Nerven, weil sie so völlig anders war. Aber niemand hätte Patrick Roarke verlassen und ihn zudem seines Sohnes, des Symbols für seine Männlichkeit, berauben dürfen. Nein, das hätte er niemals zugelassen. Also musste er sie dafür bestrafen, dass sie es versucht hat. Ich kann es nur zu deutlich vor mir sehen.
    Und dann hat er Meg zurückgeholt, damit sie für mich sorgt. Schließlich kann ein Mann nicht seine Zeit damit vergeuden, dass er sich um sein Baby kümmert. Seine Geschäfte waren natürlich wichtiger. Also hat er sich eine Frau besorgt, die die Arbeit gefälligst für ihn erledigen sollte.«
    »Und niemand hat sie dir gegenüber jemals mit einem Wort erwähnt? Deine Mutter, meine ich.«

    »Niemand. Ich hätte es selbstverständlich rausfinden können, nur habe ich mir diese Mühe nie gemacht. Es ist nicht wie bei dir, mein Hirn hat diese Zeit nicht restlos verdrängt, nur hat sie mich halt nie mehr interessiert. Sie hat mich nicht interessiert.«
    Er kniff die Augen fest zu, zwang sich dann aber, Eve wieder anzusehen. »Sie war mir weder die Zeit noch die Mühe wert. In all den Jahren habe ich keinen einzigen Gedanken an die Frau verschwendet.«
    »Du hast nie einen Gedanken an Meg Roarke verschwendet«, verbesserte sie ihn. »Du hattest keine Ahnung, dass das nicht deine Mutter war.«
    »Ich habe mir nicht einmal die Mühe gemacht, sie zu hassen. Nicht mal das war sie mir wert.«
    »Du sprichst von zwei verschiedenen Frauen.«
    »Sie hätte etwas Besseres verdient. Vom Leben und von mir. Ich frage mich die ganze Zeit, ob sie auch ohne mich zu ihm zurückgegangen wäre. Wenn sie nicht gedacht hätte, dass ihr Sohn den Vater braucht. Würde sie dann vielleicht noch leben?«
    Am liebsten hätte sie ihn gewaltsam aus diesem Labyrinth der Schuldgefühle

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