Der Hauch von Skandal (German Edition)
äußerst unbehaglich“, stellte Alex mit leichter Belustigung fest. „Es ginge dir sofort wesentlich besser, wenn du diesen Morgenrock ausziehen würdest.“
Joanna merkte, dass sie den Kragen des Mantels fest zuhielt. Alex lehnte den Kopf an die Holzwand hinter ihm und schloss die Augen. Unfassbar, dachte Joanna gereizt. Als wäre er genauso entspannt, wie er es von ihr erwartete. Sie lockerte ihren Griff ein wenig. Es stimmte schon, ohne diesen Morgenrock hätte sie sich erheblich wohler gefühlt. Außerdem war es beinahe vollständig dunkel im Badehaus. Alex würde nicht viel von ihr sehen können, wenn sie sich auszog … Und wenn schon, schließlich war er ihr Ehemann …
Unauffällig streifte sie den Morgenrock ab und ließ ihn erleichtert aufseufzend zu Boden fallen. Der Dampf hüllte ihren nackten Körper ein, und sie fühlte sich erhitzt, angespannt, erregt – aber kein bisschen entspannt.
„Der Tradition nach“, sagte Alex, ohne die Augen zu öffnen, „wird die Braut vor dem Schwitzbad mit Milch und Teig bedeckt, weil der Schweiß der Braut hinterher in das Hochzeitsbrot mit eingebacken wird.“
„Ich weiß, ich höre mich an wie Lottie“, erwiderte Joanna, „aber für die anderen ist es bestimmt nicht angenehm, mich essen zu müssen.“
Alex schlug plötzlich die Augen auf und ließ den Blick über ihren Körper schweifen. Er berührte ihre Halsgrube mit dem Finger und leckte dann die Schweißtropfen dort weg. „Ich werde dich kosten“, sagte er leise. „Das reicht völlig aus.“
Joannas Herz klopfte zum Zerspringen, ihr ganzer Körper schien zu vibrieren.
„Hmm.“ Alex’ Stimme klang tief und rau. „Salzig.“
Trotz der Hitze erschauerte Joanna. All ihre Sinne waren in Aufruhr. Die Dunkelheit, der Duft, die Wärme … Sie fühlte sich schläfrig und träge, gleichzeitig aber auch wacher und lebendiger als je zuvor. Sie legte sich zurück auf die Holzbank, spürte Alex’ Hände und Lippen auf ihrer Haut und empfand ein solch heftiges Verlangen nach ihm, dass sie vor Sehnsucht laut aufstöhnte. Es war wie die Erfüllung eines sinnlichen Traums, als sie spürte, wie er langsam in ihr versank, und sie schloss die Augen und gab sich vollkommen den herrlichen Gefühlen hin, die er ihr schenkte, mit Leib und Seele.
Später wickelte Alex sie in den wollenen Morgenrock und trug sie zurück in ihre Hütte. Sie zogen sich um für das Fest und aßen gebratenes Schneehuhn, frisch gebackenes Brot, Früchte und Honig. Die Dorfbewohner tanzten und sangen die Hochzeitslieder ihrer Heimat und schenkten Joanna ein Hemd, in das sie ihr erstgebornes Kind hüllen sollte. Das bringe Glück, sagten sie. Joanna verspürte einen Stich der Trauer, verstaute das Geschenk aber sorgfältig in ihrer Reisetruhe.
Das Fest wurde immer ausgelassener. Joanna sah Lottie mit einem ausgesprochen gut gebauten jungen Jäger verschwinden und fragte sich, was Dev davon halten würde, aber der wurde soeben von drei bildhübschen Pomorenmädchen umringt und schien es gar nicht zu bemerken.
Noch später brachte Alex Joanna zurück in ihre Hütte und liebte sie erneut. Hinterher lag Joanna noch lange wach und sah hinaus in das weiche Licht der Nacht. Alex’ Hand ruhte leicht auf ihrem Bauch, eine beinahe besitzergreifende Geste. Schon bald würde er sie fragen, wann sie Gewissheit hätte, in anderen Umständen zu sein. Plötzlich überfiel sie der Schmerz wieder mit aller Grausamkeit, und sie wusste, sie trauerte nicht nur wegen des Betrugs, der auf ihrer Beziehung lastete, sondern auch wegen der bitteren Wahrheit, dass sie Alex nie ein Kind würde schenken können. Und ein Kind von ihm das war, was sie sich selbst mehr und mehr von ganzem Herzen wünschte.
14. Kapitel
J oanna erwachte in Alex’ Armen. Sie fühlte sich steif und verkrampft. Der Zauber der vergangenen Nacht war verflogen, der Morgen war feucht und grau und ihr Herz kalt und schwer. Am heutigen Tag würde es nicht so leicht werden, die Welt von sich fernzuhalten. An diesem Tag würden sie nach Bellsund zu Nina fahren, und davor hatte sie Angst. Und wenn sie an Alex’ Zärtlichkeit der letzten Nacht zurückdachte, kam sie sich obendrein noch wie eine Betrügerin vor, eine Verräterin, die ihrem Mann etwas vortäuschte. Sie verachtete sich selbst.
Sie spürte, dass ihr die Tränen kamen, und befreite sich behutsam aus seinen Armen. Er murmelte leise seinen Protest, wachte aber nicht auf. Nach einer Weile schlüpfte sie aus der Hütte und trat hinaus in
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