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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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Schuss aufgeschreckt worden und eilten jetzt zu ihr. Joanna hatte noch nie einen Mann so schnell rennen sehen wie Dev. Owen Purchase hatte ein Gewehr dabei, und Lottie raffte ihren Umhang um sich. Hinter ihnen strömten die Dorfbewohner aus ihren Hütten.
    Joanna stand mühsam auf und klopfte mit immer noch zitternden Händen den Schmutz aus ihren Röcken.
    „Jo!“ Lotties Stimme klang bei Weitem nicht mehr so selbstsicher wie sonst. Sie ergriff Joannas Hände. „Wir haben den Schuss gehört. Was ist passiert?“
    „Ich bin allein nach draußen gegangen“, berichtete Joanna. „Wie dumm von mir, nachdem man uns doch ermahnt hatte, vorsichtig zu sein. Ich hatte es vergessen …“ Sie schüttelte sich krampfhaft. „Da war ein Eisbär, Lottie. Er … er war so wunderschön! Alex sagte, er hätte ihn nicht töten können, und das hätte ich auch wirklich nicht gewollt, aber ich hatte so schreckliche Angst …“ Sie konnte nicht weitersprechen.
    Dev bückte sich nach dem Gewehr und sah sie ernst an. „Alex hat ihn nicht erschossen?“
    „Er hat über seinen Kopf hinweg geschossen.“ Wieder erschauerte Joanna, und Lottie legte einen Arm um sie, um sie zur Hütte zurückzuführen.
    „Wo ist Grant jetzt?“, wollte Purchase wissen. Eine weiße Linie zeichnete sich um seinen Mund ab, und in seinen Augen lag ein harter Ausdruck.
    „Er ist weg.“ Joannas Zähne schlugen jetzt so heftig aufeinander, dass sie kaum mehr sprechen konnte. „Ich weiß nicht, wohin …“
    „Sag jetzt erst einmal nichts mehr“, tadelte Lottie. „Erst, wenn wir wieder in der Hütte sind.“
    Sie hüllten sie in Decken und flößten ihr Brandy ein, obwohl Joanna sagte, sie hätte lieber etwas Warmes zu trinken. Lottie kniete vor ihr und rieb ihr die kalten Hände. Owen Purchase machte ein Gesicht, als hätte seiner Meinung nach lieber er sie beschützen sollen; als wollte er Alex dafür umbringen, dass dieser seine Pflichten nicht erfüllt hatte.
    „Es ist ja niemand gestorben“, betonte Joanna, während sie den Brandy trank und das Brennen in ihrer Kehle spürte.
    „Ich verstehe das nicht.“ Lottie wirkte immer noch vollkommen entsetzt, so unverstellt, wie Joanna sie noch nie gesehen hatte. Alle Oberflächlichkeit schien von ihr abgefallen. „Warum hat Alex nicht früher geschossen? Warum hat er ihn nicht getötet?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte Joanna. Sie fröstelte trotz der rauen Decken, in die sie gewickelt war. „Ich weiß es nicht“, wiederholte sie. „Er sagte, er hätte mir gegenüber versagt, und dann …“, sie zuckte leicht die Achseln, „…ist er einfach weggegangen.“ Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie Dev und Purchase einen Blick tauschten. Sie sah auf und wollte Alex gegen ihre Kritik verteidigen. Obwohl sie selbst zunächst auch zornig auf ihn gewesen war, konnte sie es nicht ertragen, wenn sie ihm Vorwürfe machten. „Ich wollte nicht, dass er ihn tötet“, bemerkte sie. „Er war viel zu schön.“
    „Und das wäre auch ein ziemlich abscheulicher Anblick gewesen.“ So langsam kehrte Lotties alte Gelassenheit zurück.
    „Aber auch eine leckere Mahlzeit“, meinte Dev bedauernd.
    Joanna rückte näher ans Feuer, um sich zu wärmen. „Alex hat behauptet, er hätte versagt, Dev“, wiederholte sie. „Was hat er damit gemeint?“
    Sie sah, dass die beiden Männer einen neuerlichen Blick tauschten. „Ich weiß es nicht“, erwiderte Dev langsam.
    „Doch, das weißt du“, widersprach Owen Purchase grimmig. „Wir beide wissen es, Devlin. Er meinte damit, dass Amelia durch seine Schuld gestorben ist, und jetzt …“, er schien seinen Zorn kaum unterdrücken zu können, „… versagt er auch darin, Joanna ordentlich zu beschützen.“
    Dev presste die Lippen aufeinander. „Er trug keinerlei Schuld an Amelias Tod“, entgegnete er. „Beim Versuch sie zu retten wurde er selbst schwer verletzt. Dieser Verlust hätte ihn beinahe umgebracht.“
    „Eben hätte er beinahe auch seine zweite Frau verloren“, erwiderte Owen verächtlich. „Er ist ein furchtbares Risiko eingegangen, er hätte schon viel früher schießen müssen.“
    Dev ballte die Fäuste. „Wage es nicht, Alex Feigheit und Versagen vorzuwerfen, Purchase …“
    „Gentlemen!“ Joanna stand mühsam auf und stellte sich zwischen die beiden. Die Atmosphäre war plötzlich so angespannt und hässlich wie bei einem Hundekampf. „Das ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort für eine Auseinandersetzung. Wir müssen

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