Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
Vom Netzwerk:
wie Sie wissen, und zu unbotmäßig. Forschungsreisende sind zurzeit der letzte Schrei in der Gesellschaft …“
    „Ich verstehe“, gab Alex grimmig zurück. Er fing den Blick von Sir Richard Bickerton auf, einem früheren Gefährten von Nelson, der ihm kaum merklich zuzwinkerte.
    „Sie sind berühmt, Grant“, stellte Bickerton trocken fest. „Ich weiß, wie sehr Sie so etwas genießen.“
    „In der Tat, Sir.“ Alex holte tief Luft. „Gentleman, Sie erweisen mir zu viel der Ehre. Alles, was ich mir wünsche, ist ein neuer Auftrag, damit ich auf mein Schiff zurückkehren kann.“
    Plötzlich kehrte Stille am Tisch ein.
    Alex sah Charles Yorke an, der mit seiner Schreibfeder spielte. „Sir?“, beharrte er höflich, aber mit einem stählernen Unterton.
    „Das ist das Problem, Grant.“ Yorke trommelte nervös mit den Fingern auf die Tischplatte. „Es ist momentan kein Geld da für weitere Expeditionen, wissen Sie.“
    „Die Regierung kann sich das nicht leisten“, bestätigte Buller finster.
    „In ein paar Jahren kann sich das Blatt natürlich wieder wenden“, fuhr Yorke fort, „aber im Moment brauchen wir Sie hier in London, wissen Sie. Sie sind berühmt, wie Bickerton schon sagte. Sie werden der beste Botschafter für die Marine in der Londoner Gesellschaft sein, überall der Ehrengast. Bei Dinners, Bällen – lauter herrlichen, festlichen Anlässen.“
    Sehr langsam atmete Alex aus. Das hörte sich nicht gut an, ganz und gar nicht. Er konnte schon seine Zukunft vor sich sehen; tagsüber am Schreibtisch mit nutzloser Arbeit für die Admiralität und abends eine nicht enden wollende Reihe von gesellschaftlichen Anlässen, bis man seiner überdrüssig wurde, und ein neuer Held ihn ersetzte. Ihm war, als rückten plötzlich die Wände auf ihn zu, er fühlte sich wie in der Falle. Ihm wurde eiskalt bei der Vorstellung, nie wieder ein Kommando übertragen zu bekommen.
    Er sah, dass Joseph Yorke ihn mit Abneigung und heftigem Neid beobachtete. Was für eine Ironie, dachte Alex, um etwas beneidet zu werden, was ich mir gar nicht ausgesucht habe; um den Ruhm, die Beliebtheit und die Zuneigung der Gesellschaft, wo ich doch all dem eigentlich nur entfliehen möchte. „Gentlemen“, sagte er schließlich und spürte Zorn und Verzweiflung in sich aufsteigen. „Dürfte ich Sie bitten, sich das noch einmal zu überlegen? Ich bin Seemann und tauge nicht zum Botschafter für die Gesellschaft.“
    „Genau das habe ich auch gesagt, Grant“, stimmte Joseph Yorke zu. „Sie verfügen gar nicht über die gesellschaftlichen Umgangsformen.“
    „Unsinn, Grant“, fiel Charles Yorke seinem Bruder ins Wort. „Die Gesellschaft vergöttert Sie!“
    „Aber ich vergöttere die Gesellschaft nicht.“ Alex beugte sich vor und suchte nach einem Ausweg aus diesem Dickicht unerwünschter Popularität. „Bitte – teilen Sie mir eine andere Aufgabe zu.“ Er war sich bewusst, dass Diplomatie nicht seine Stärke war. Er war nie Politiker gewesen, und er hatte nie die nötigen Beziehungen geknüpft, die man für den Erfolg brauchte. Bis jetzt war das auch unwichtig gewesen. Er war Seemann, Forschungsreisender. Seine Leute waren wie Devlin und Purchase, jung, abenteuerlustig, tüchtig und wagemutig. Sie hatten Charme und Mut. Die Admiralität hatte sie immer gern auf See gesehen – bis jetzt. Nun schienen die Politiker und Bankiers am Ruder zu sein. Es gab kein Geld mehr für Expeditionen, und er sollte in eine Position gedrängt werden, die ihm nicht lag. Seine einzige Aufgabe sollte darin bestehen, die Gesellschaft zu betören und in den Londoner Ballsälen die Rolle des heldenhaften Forschers zu spielen. Der Gedanke widerte ihn an. Er wusste, eher würde er aus der Marine ausscheiden, als diese Aufgabe anzunehmen. Er schluckte angestrengt. Er war älter und klüger als Devlin – er konnte nicht einfach aus einer Laune heraus sein Offizierspatent zurückgeben. Doch was hatte er für eine Wahl, wenn die Alternative darin bestand, an einen Schreibtisch gekettet und vorgeführt zu werden wie ein Löwe in der Menagerie des Tower, um das Publikum zu unterhalten?
    Die meisten Mitglieder des Vorstands betrachteten ihn mit Verblüffung und Unverständnis, Joseph Yorke voller Neid. Nur in Bickertons Augen glomm ein Funken Mitgefühl auf.
    „Ich verstehe ja, dass Sie aufs Meer gehören, alter Junge, aber …“ Bickertons Achselzucken bedeutete, dass er sich in der Minderheit befand und das Thema längst erledigt war.
    „Gentlemen

Weitere Kostenlose Bücher