Der Hauch von Skandal (German Edition)
…“ Alex glaubte plötzlich, einen Lichtstrahl am Horizont zu erkennen. „Ich frage mich, ob Sie eventuell eine Alternative in Betracht ziehen würden?“
Charles Yorke runzelte jetzt die Stirn, offensichtlich nicht erfreut, dass seine Großzügigkeit nicht die erwünschte Reaktion ausgelöst hatte. „Eine Alternative, Grant? Eine Alternative zur Unterstützung und Anerkennung des Prinzregenten und führender Mitglieder der Gesellschaft?“
„Ich denke, sie könnte Ihnen zusagen“, entgegnete Alex ernst.
Wieder herrschte Stille, alle starrten ihn an.
„Es handelt sich um eine Mission aus Barmherzigkeit, die ich einfach erfüllen muss “, fuhr Alex fort.
Charles Yorke setzte sich etwas aufrechter hin, seine Stirn glättete sich ein wenig. „Sprechen Sie weiter, Grant. Eine Mission aus Barmherzigkeit also? Das klingt ganz gut, finde ich.“
„Als David Ware starb“, sagte Alex vorsichtig, „hinterließ er eine uneheliche Tochter. Das kam erst vor wenigen Tagen ans Licht. Er hat mich gemeinsam mit seiner Witwe Lady Joanna zum Vormund seiner Tochter bestimmt.“
Die Anwesenden tauschten getuschelte Bemerkungen aus.
„Das ist infam“, flüsterte eins der Vorstandsmitglieder. „Was hat Ware sich bloß dabei gedacht?“
„Wie taktlos von Ware, seiner Frau eine solche Situation zuzumuten“, stellte Joseph Yorke kalt fest. „Ziemlich charakterlos.“
„In der Tat“, stimmte Alex sanft zu. „Ware war … ein Original. Er hat das Kind in der Obhut eines russisch-orthodoxen Klosters in Spitzbergen zurückgelassen, was wohl kaum der richtige Ort für ein kleines Mädchen sein dürfte. Ich halte es für meine Pflicht, Lady Joanna beizustehen, indem ich sie auf der Reise, um das Kind zu holen, begleite und dafür sorge, dass beide sicher nach London zurückkehren. Sie sehen also, Gentlemen …“, er hob die Hände in einer beschwörenden Geste, „das ist der Grund, warum ich das Gefühl habe, so bald wie möglich in die Arktis zurückkehren zu müssen.“
Er sah, wie Bickerton anerkennend schmunzelte. „Nicht schlecht, Grant.“
Buller wirkte zurückhaltend. „Es ist kein Geld da, um eine solche Expedition finanziell zu unterstützen.“
„Aber was für ein großartiges, einmaliges Abenteuer!“ Charles Yorke breitete strahlend die Arme aus. „Ich sehe schon die Schlagzeilen der Zeitungen: ‚Schneidiger Abenteurer der Marine auf Rettungsmission in der Arktis!‘ – ‚Nordpolheld eilt trauernder Witwe und Waisenkind zu Hilfe‘ … Fantastisch, Grant! Der Prinzregent wird begeistert sein. Die Zeitungen werden begeistert sein. Die Leute werden begeistert sein.“
Das Getuschel steigerte sich zu beifälligen Jubelrufen, nachdem der Marineminister seine Zustimmung erteilt hatte. Alex lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Erleichterung durchströmte ihn.
„Fantastisch“, echote Buller und rieb sich die Hände. „Ich muss die Neuigkeit sofort dem Premierminister überbringen!“
„Ich selbst sage dem Premierminister Bescheid.“ Joseph Yorke funkelte ihn aufgebracht an. „Und dem Prinzregenten auch.“
„Geschickte Taktik, Grant“, lobte Sir Richard Bickerton, als er mit Alex die Admiralität verließ. Alex sog dankbar die frische Luft ein. „Sie haben die Sehnsucht der Admiralität nach einem Helden zu Ihren Gunsten genutzt. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie damit durchkommen, alter Junge, aber das muss ich Ihnen lassen – eine meisterhafte Strategie.“ Er lachte. „Und bis zu Ihrer Rückkehr haben sie wahrscheinlich ihre Meinung geändert und beschlossen, Sie auf eine weitere aufregende Reise zu schicken, vielleicht nach Südamerika. Vor allem wenn Sie diese Fahrt jetzt ruhmreich zu Ende bringen.“
„Vielen Dank, Sir“, erwiderte Alex. „Genau das hoffe ich auch.“
„Sonderbare Sache, das mit David Wares Seitensprung.“ Bickerton rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ist Ihnen klar, dass sich die Geschichte innerhalb einer Stunde in der ganzen Londoner Gesellschaft herumgesprochen haben wird? Es wird das Gesprächsthema in allen Ballsälen sein. Yorke verliert bestimmt keine Zeit, das zu seinem Vorteil zu nutzen.“ Er sah Alex an. „Verdammt schlechter Stil von Ware, Lady Joanna in eine solche Situation zu bringen. Ich bin überrascht, das hätte ich ihm nicht zugetraut.“
„Allerdings“, stimmte Alex zu.
„Was hält Lady Joanna von Ihrem Plan, sie nach Spitzbergen zu begleiten?“
„Sie wünscht meine Begleitung nicht“, meinte Alex. „Aber jetzt wird sie
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