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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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kiebitzen? Hält ihm seine Karten hin Aba nich ausplauschen!
    FELDWEBEL
Kerl, ich lasse Sie gleich abführen. Habense sonstige Ausweispapiere?
    ZECK
greift in seine Tasche Woll ma sehn. Ach, sieh ma – da is ja mein Paß! Hält ihm grinsend den Paß hin Vazeihnse mal, da hatt ick mir jetäuscht.
    FELDWEBEL
verlegen Sie haben’s grad nötig. Wenn die Sache nich in Ordnung is, kommense mit auf Wache.
    ZECK
Da wollt ick schon immer ma hin. Da sollt son juten Schnaps jeben.
    FELDWEBEL
Seinse still! Ich geb Ihnen gleich ’n Schnaps! Studiert den Paß.
    BUTTJE
hat inzwischen von Gebweiler abgelassen, der schlotternd im Schatten neben seiner Bettstelle stehenbleibt. Jetzt drängt er sich an den Feldwebel Hier ist mein Wanderschein, im Polizeipräsidium ges-tempelt.
    FELDWEBEL
schiebt ihn beiseite, übersieht rasch die vorgehaltenen Papiere der anderen, sieht Voigt an Was haben Sie denn da?
    VOIGT
gibt ihm ein Papier Ick hab nur ’n Entlassungsschein aus de Plötze. ’n Paß hamse mir nich ausjestellt.
    FELDWEBEL
sieht den Schein Is gut. Sehnse zu, daß Sie ’n Paß kriegen.
    VOIGT
Dankscheen. Ick wer’s versuchen.
    FELDWEBEL
Das genügt für heute. Ich bitte mir aus, daß hier jetzt Ruhe herrscht.
    VATER
Ick wer de Lampen rausnehmen, Herr Feldwebel.
    ZECK
dem der Feldwebel seinen Paß zurückgibt Is was nich in Ordnung, Herr Feldwebel? Det wär mir neemlich sehr unanjenehm.
    FELDWEBEL
Haltense ’n Rand, sonst nehme ich Sie doch noch mit. Vorwärts marsch.
    DER GEFREITE
hat die ganze Zeit Gebweiler angestarrt, der unter dem Blick immer unruhiger wurde Verzeihen Herr Feldwebel, ich habe eine Beobachtung gemacht.
    FELDWEBEL
Was denn? Raus damit!
    GEFREITER
Der Mann in der Ecke – der Mann in der Ecke, das scheint mir der Louis Gebweiler zu sein, der Deserteur, auf den ein Steckbrief ausgehängt is.
    FELDWEBEL
geht auf Gebweiler zu.
    GEFREITER
Er war ja bei der Sechsten, aber ich hab ’n oft im Kasernenhof gesehn.
    FELDWEBEL
sieht Gebweiler scharf an Sind Sie der Deserteur Gebweiler?
    GEBWEILER
gibt keine Antwort.
    FELDWEBEL
Papiere vorzeigen!
    GEBWEILER
rührt sich nicht.
    FELDWEBEL
Kommen Sie mit.
    GEBWEILER
in Todesangst Nein, nein, ich bin das nicht –
    GEFREITER
Das is er, das is er! Haben Herr Feldwebel gehört, wie er spricht? Macht ihn nach Ich bin das nicht! Das is er!
    FELDWEBEL
Da ham wa ja ’n schönen Fang gemacht. Nehmt den Mann in die Mitte! Zum Gefreiten Ich werde Sie morgen beim Appell dem Kompanieführer vorstellen.
    GEFREITER
reißt begeistert die Knochen zusammen.
    GEBWEILER
Nein, nein, ich bin’s nicht, ich will nicht –
    FELDWEBEL
Faßt ’n an!
    DIE SOLDATEN
packen ihn.
    GEBWEILER
kurz aufschreiend Mamma! Er verstummt.
    BUTTJE
lacht Mamma hat er jerufen.
    DIE ANDEREN
schweigen.
    FELDWEBEL
So ’n blöder Hammel. Warum läuft er wech? Bei uns wird keiner gebissen. Die zwei Jahre sind nur gesund. Da lernt man was, und da kann man auch vorwärtskommen. Jetzt werdense dir die Hammelbeine lang ziehn, kriegst mindestes fünf Jahre Festung und wirst in die zweite Klasse des Soldatenstandes versetzt. Das hättste dir sparen können. Na, is’n Wackes, da is kein Wunder. Die Drilchhose hat er auch noch an. Diebstahl von Heeresgut, das verschärft die Sache. Im Krieg wird so einer glatt an die Wand gestellt.
    ALLE
haben seine Rede schweigend angehört. Keiner regt sich.
    FELDWEBEL
Na denn, vorwärts marsch! Nicht ohne Gutmütigkeit Faßt ’n unter, der kann ja nicht gehn alleine. Zu dumm, son Kerl. Gute Nacht Ab. Gebweiler zwischen den beiden Soldaten unter Führung des Gefreiten voraus.
    VATER
Kinder, det war ’n beeser Schreck, mir is janz kalt in de Knochen. Er nimmt die Lampen ab Los, in de Falle, ick muß jetzt duster machen. Der arme Teifel, den hättense können loofen lassen. Is ja noch ’n Kind.
    ZECK
Vafluchte Lausebande. Wenn’s nach mir ginge, ick würde de janzen Kasernen in de Luft sprengen, und de Zuchtheiser, und ’n Reichstach und ieberhaupt allens.
    VATER
Fluch nich, Zeck, Ordnung muß sind. Jetzt pennt man. Mit den Lampen ab.Es wird dunkel und still.
    ZECK
vor sich hin Vafluchte Lausebande.
    VOIGT
im Vordergrund auf dem Bett. Leise Kalle – Kalle –
    KALLE
Ja?
    VOIGT
Kalle, morjn uff Nacht. Du läßt mir nich im Stich, Kalle? Ick muß ’n Paß haben, Kalle, ick muß hier raus.
    KALLE
schon im Halbschlaf Wenn da ne Kasse is – Er atmet tief.
    VOIGT
Kalle – schläfste, Kalle? – Herrgott – wenn ick erst raus bin – Dunkel.
    Siebente Szene
    Personen:

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