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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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da wird mir mein Mann schön ausschimpfen, wird er mir, wenn ich mein einzijen Bruder gleich wieder wechlaufen lasse, daß er ihn nich mal kennenlernt.
    VOIGT
Da wird er nu wenig Freude von haben, glaubste nich?
    FRAU HOPRECHT
Willem, sag so was nich, du kennst’n nich. Der Mann is die Güte selber, das is er, der kann keine Fliege ins Spinnweb zappeln sehn. Jewiß, auf sein Magistrat, wo er in Amt is, da kann er auch mal enerjisch werden, da is er sehr streng drin, er is nu überhaupt ’n Feind von jede Unregelmäßigkeit, das kann er nich vertragen. Aber nee, Willem, das darfste nich falsch auffassen, außern Amt is der Mann die Güte selber, der hat das Herz aufm rechten Fleck, sag ich dir!
    VOIGT
Ick hab mir’s lange überlegt – ob ick rauf soll – ick war auch schon ’n paarmal drunten vors Haus.
    FRAU HOPRECHT
Siehste, Willem, et is überhaupt ne Schande, daß de früher nie den Weg zu deine Schwester jefunden hast, wer weiß, vielleicht wär denn alles anders jekommen.
    VOIGT
Früher – da hätt ick hier nich rinjepaßt, Marie. Ick hab mir auch nich jetraut. – Aber jetzt …
    FRAU HOPRECHT
Nee, das war nich recht, Willem, daß de dir nie hast sehn lassen. Und wenn de mal geschrieben hättest, wenn wir nur jewußt hätten, in welcher Strafanstalt daß de bist, denn hätt ick dir mal ’n Weihnachtspaket jeschickt.
    VOIGT
Das is scheen von dir..
    FRAU HOPRECHT
Na natierlich, man is doch Jeschwister. Also erkannt hätt ich dir ja nich. Det is nu auch her – wart mal, da war’ck ja noch ’n Kind! Nee, wenn ick denke, wie Mutter jestorben is …
    VOIGT
Nich von Muttern, bittscheen.
    FRAU HOPRECHT
Nee, nee, Willem, wenn de nich willst. Ick dachte nur, du mechtest nu gern mal wat hören von.
    VOIGT
schüttelt den Kopf.
    FRAU HOPRECHT
Nu muß er gleich kommen, se haben heute schon um halber sechse Schluß, das heißt nur die, wat Reservisten oder Landwehr sind und morjn zum Kaisermanöver auf Übung in de Kaserne müssen. Da heißt es nämlich schon um viere früh antreten.
    VOIGT
Is das ne freiwillige Übung?
    FRAU HOPRECHT
Natürlich! Er war ja überhaupt lieber Militäranwärter jeblieben, aber damals haben wir von Tante den Laden geerbt und dachten, da sieht mehr raus bei. Nee, wenn er nich manchmal ne Übung hätte, ich glaube, denn wär der Mann verkümmert. Das is für ihn det einzige! Sonst hat er ja nichts, mal ’n Kegelabend, mal de Pfeife, hechstens mal ’n Glas Bier, solid wie er is.
    VOIGT
Da hastet ja gut getroffen, Marie.
    FRAU HOPRECHT
Da haste recht, Willem, für den Mann, da kann ick froh für sein. Et müßte nur alles ’n bißken besser gehen, weißte, es geht ja ganz gut, es is nur alles ’n bißken schwierig.
    VOIGT
sieht sich um Jemütlich is hier …
    FRAU HOPRECHT
Die Decke müßte jeweißt werden und der Boden jestrichen, und in Teppich waren de Motten drin, man hat nur kein Geld übrig.
    VOIGT
Mir kommt det alles vor – wie neu.
    FRAU HOPRECHT
Det biste nich mehr jewöhnt, Willem. So, jetzt sindse aber blank.
    VOIGT
Da kann er sich bei Mondschein rasieren drin, braucht er keen Spiegel mitnehmen.
    FRAU HOPRECHT
Et is nämlich diesmal wat Besonderes mit seine Landwehrübung, er soll Vize werden, er is nu wohl an der Reihe, aber du, sag nich, daß ick dir’s jesagt habe, er macht ’n Jeheimnis mit, da is er wie ’n Kind, nur in Traum, da hat er schon von jesprochen – und hier, siehste – Sie macht den Schrank auf, zeigt einen versteckten, in Papier gewickelten Gegenstand –, da hat er sich schon ’n Portepeesäbel jekauft, den darf er sich nämlich selbst stellen, weißte, wenn er zum Feldwebel befördert wird – aber nich sagen, daß ick’s weiß, da will er mir überraschen mit – da, jetzt ruftse wieder, hörste nich? Ja, ja, ick komm schon! Man hört eine dünne Stimme, fast wie die eines Kindes, einige Male von fern nach Frau Hoprecht rufen Da ham wa auch so Pech mit, det is nämlich unsre Untermiete, wir ham ja noch ’n Hofzimmer, det war nu eigentlich für de Kinder jedacht – Friedrich hat es sich so jewünscht, aber ick war doch krank damals, und nu is es ja zu spät, da haben wa denn vermietet, ’n sehr ordentliches Mädchen, noch keine sechzehn Jahre, sie hat in ne Weißzeugnäherei jearbeitet, aber jetzt hatse’s auf der Brust, sie liecht schon ’n dritten Monat, zahlen kannse auch nich mehr, sie is nämlich Waise, Friedrich wollte se schon int Lazarette schicken, aber denn weintse, und denn läßt er se wieder, er is ja so gut –

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