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Der Hausflug

Titel: Der Hausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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selbst reparieren? Du bist wirklich ein tolles Haus.“
    „Ich bin kein Haus.“
    Es dauerte eine Weile, bis Jonas kapierte, was er da eben gehört hatte.
    „Du bist kein Haus?“
    „Nein.“
    „Was dann? Ich sehe deine Wände, die Decke, die Türen, das Fenster…; wenn das kein Haus ist.“
    „Das schon, aber es ist nicht das Haus, das mit dir spricht.“
    „Wer dann?“
    „Sitzt du bequem? So sagt man doch wohl bei euch, wenn man jemandem eine überraschende Mitteilung machen muß.“
    „Eine böse Überraschung?“
    „Böse? Nein. Aber ich fürchte…“
    „Nun rück schon raus mit der Sprache“, sagte Jonas. „Was es auch sein mag, es wird mich nicht vom Hocker hauen. Ich habe doch schon gestern früh nicht glauben wollen, daß es sprechende Häuser gibt.“
    „Ich bin ein Lebewesen wie du.“
    „Also ein Mensch?“
    „Kein Mensch. Ich stamme nicht von der Erde. Ich komme von einem anderen Stern.“
    Vor Überraschung warf Jonas sich so heftig zurück, daß sein Stuhl nach hinten kippte; im letzten Moment konnte er sich am Tisch festhalten.
    Die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Von einem anderen Stern? Ein Außerirdischer? Dann war das Haus so etwas wie eine „Fliegende Untertasse“? Und er der erste Mensch, der einen Außerirdischen traf, ausgerechnet er, Jonas Breesemann? Und wenn der Außerirdische ihn mit zu seinem Stern nahm? So etwas hatte Jonas einmal in einer utopischen Geschichte gelesen. Aber die Reise hatte Hunderte von Jahren gedauert, und als der Mensch zurückkehrte, erkannte er die Erde kaum noch wieder, völlig verändert war sie, und er traf seine Urururenkel… Jonas erschrak. Wenn der ihn mitnahm, würde er Vater nie wiedersehen. Und Sabine. – Alles Quatsch. Da hielt ihn einer zum Narren.
    „Das glaube ich erst, wenn du dich zeigst“, sagte Jonas.
    „Leider ist das nicht möglich.“
    „Du bist wohl unsichtbar, was…“ Der Spott blieb Jonas im Halse stecken. Das Haus hatte der Fremde tatsächlich unsichtbar gemacht, das hatte er mit eigenen Augen gesehen – nicht gesehen! Kein Mensch konnte einfach ein Haus unsichtbar machen. Und fliegen lassen. Ein x-beliebiges Haus. Denn mit diesem hier, soviel war sicher, konnte niemand von einem anderen Stern gekommen sein. Dazu brauchte man ein Raumschiff, ein superschnelles – die Menschen hatten es mit ihren Raumschiffen erst bis zum Mond geschafft. Herr Neumann hatte es ihnen doch erklärt, warum eine Kosmosreise ungeheuer lange dauerte.
    Selbst wenn man annahm, daß es einmal Raumschiffe geben würde, die fast mit Lichtgeschwindigkeit flogen, der höchsten Geschwindigkeit, die überhaupt möglich war, die Reise zu einem anderen Stern würde viele Jahre dauern, und man könnte höchstens ein Dutzend der allernächsten Sterne erreichen, hatte Herr Neumann gesagt, nur die nächsten Nachbarn in der Milchstraße, zu der unsere Sonne gehörte. Alle anderen blieben für alle Zeiten unerreichbar, zu anderen Milchstraßen würde eine Reise gar Hunderte von Millionen Jahren dauern.
    „Ja, ich komme aus dieser Milchstraße“, sagte der Fremde. „Wir sind sozusagen Verwandte: Geschöpfe derselben Galaxis. Aber ich komme von weit her; es gibt Möglichkeiten, schneller als das Licht zu reisen. Mein Raumschiff…“
    „Wo ist dein Raumschiff?“ fragte Jonas.
    Wieso fliegt der hier überhaupt mit einem Fischerhaus herum? dachte er. Das hat der doch irgendwo auf der Erde gestohlen. Warum zeigt er sich nicht endlich?
    „Ich würde es wirklich gerne“, sagte der Fremde, „aber es geht nicht.“
    Bestimmt saß der Außerirdische in der Dachkammer. Deshalb war sie verschlossen.
    „Zeig dich“, rief Jonas, „oder ich breche die Tür auf.“
    „Versuche es nicht, bitte.“
    „Ich zähle bis drei. Eins – zwei – drei.“ Als nichts geschah, sprang Jonas auf, holte das Beil aus dem Verschlag unter der Treppe und stieg zum Dachboden hinauf. Auf der vorletzten Stufe holte er mit dem Beil aus. Er hoffte, daß er nicht zuschlagen mußte, daß der Fremde die Tür jetzt öffnen würde.
    „Zum allerletzten Mal: mach auf! Eins, zwei – und die letzte Zahl heißt Num-me-ro drei.“
    Das Beil hing fest in der Luft, Jonas konnte es keinen Millimeter bewegen. Er ließ die Hände sinken, starrte auf das Beil, das über seinem Kopf in der Luft schwebte, und begann zu schlottern, sein Unterkiefer zitterte wie im Fieber. Gänsehaut kroch über die Arme, ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken. hinunter. Die unheimlichen Kräfte der

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