Der Hausflug
Undenkbar?
Auch die ausgestorbenen Saurier, selbst die über vierzig Meter langen und hundert Tonnen schweren Riesensaurier taten es. Und warum sollte Xindy Jonas etwas vorgeflunkert haben?
Verständlicherweise denken wir bei „Intelligenz“ und „Zivilisation“ an etwas Menschenähnliches, also Säugetiere, denn das sind wir, auch wenn wir uns über die Welt der Tiere erhoben, uns aus ihr herausentwickelt haben. Das einzige, was uns grundlegend von den anderen Säugern unterscheidet, ist unser Gehirn. Mit allen seinen Folgen, versteht sich. Warum sollte eine solche Entwicklung nicht auf einem anderen Planeten bei einer anderen Tierart möglich sein? Einer Art, die ihre Jungen in Eiern ausbrütet, statt die Eizellen im Mutterleib bis zur Geburtsreife wachsen zu lassen.
Vieles von dem, was Jonas gesehen oder von Xindy erfahren hat, ist sehr erstaunlich – unmöglich scheint nichts davon (bis auf die Überlichtgeschwindigkeit, die unsere Wissenschaft für ausgeschlossen hält).
Daß ein Chlmianer weder Vater noch Mutter kennt – andere Welten haben mit Sicherheit ganz andere „Familienverhältnisse“, andere Formen, in denen ihre Bewohner miteinander leben, geboren und aufgezogen werden. Xindy sagt, er könne sich kaum an seine Kindheit erinnern, niemand könne es, in dieser Zeit durchliefen die Chlmianer ein „besonderes Stadium“, hätten keinen Schwanz und keine Ohren. Ich stelle es mir so ähnlich vor wie das Larvenstadium unserer Schmetterlinge, denen man dann auch nicht ansieht, daß sie ihre Kindheit als Raupen verbracht haben. In dieser Zeit erwerben die Chlmianer den größten Teil ihres Wissens. Ich kann nicht einmal vermuten, wie, sicher mit Hilfe von Computern, vielleicht per Gedankenübertragung? Eines Tages wachen sie dann als geschwänzte, ausgewachsene Burschen auf und wissen schon fast alles.
Zwei Sonnen und sechs Monde – ganz normal, sagen die Astronomen. Der Planet Pluto in unserem Sonnensystem hat sogar zwölf Monde, und ein Viertel aller Sterne, die wir beobachten können, sind Doppelsterne, also Systeme mit zwei Sonnen.
Die „fliegenden Teller“– sie deuten darauf hin, daß die Leute vom Chlm die Schwerkraft beherrschen (ein Projekt, an dem auch unsere Wissenschaftler arbeiten). Und so wäre auch leicht zu erklären, wieso das Fischerhaus fliegen könnte: Wer die Schwerkraft beherrscht, kann jedes Ding, selbst einen Superwolkenkratzer gewichtlos machen und bequem auf einem Finger balancieren oder fliegen lassen.
Der Essenautomat – wir haben schon einen Anfang davon: die Fertiggerichte, die man in Sekundenschnelle im Infrarotgrill oder Mikrowellenherd tischfertig machen kann.
Unterirdische Städte – auch viele Menschen sind dafür, die Fabriken, Verkehrsmittel und Energieleitungen unter die Erdoberfläche zu verbannen; wer ärgert sich nicht über die Hochspannungsmasten, die Schornsteine, Kühltürme, Gasrohre, die jede Landschaft verschandeln? Vielleicht können wir es uns eines Tages leisten, all das unter die Erde zu stopfen, unseren Planeten in einen großen Naturpark zu verwandeln, da gäbe es endlich genügend Raum für schöne Urlaubsplätze.
Der Tiefschlaf der Astronauten – seriöse Wissenschaftler meinen, daß auch Menschen eines Tages für Reisen ins All in einen derartigen Schlaf versetzt werden, daß man sie sogar „einfrieren“ wird, ihre Körpertemperatur herabsetzen, wie es heute bereits bei schweren Operationen gemacht wird, damit sie „langsamer“ leben und auf diese Weise weiter fliegen können.
Die Technik der Chlmianer – soweit Jonas sie beschreiben kann – verblüfft niemanden, der sich mit Science fiction 2 beschäftigt. Es sind sozusagen „alte Hüte“, Sachen, die auch Menschen schon erfunden haben, leider nur in utopischen Büchern und Filmen. Zum Beispiel, daß die Menschen sich nicht länger nach den Möbeln strecken müssen, sondern die Möbel sich den Menschen anpassen, und ein Musikinstrument wie Xindys Kugel habe ich selbst in einem meiner Bücher beschrieben; mein Timothy Truckle besaß eine ähnliche „sonic“– das heißt, er würde sie im 21. Jahrhundert besitzen, wenn er nicht nur eine Romanfigur wäre.
Leider wissen wir kaum etwas über ein Thema, das mich besonders interessiert hätte: die soziale und ökonomische Struktur auf dem Chlm.
Es scheint weder Not noch Hunger, weder Ausbeutung noch Unterdrückung zu geben, und es gibt nur eine Sprache. Hat es immer nur eine gegeben, oder waren die Chlmianer einst wie die
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