Der Hausflug
ist die Stille schön. Bei euch auf der Erde ist es entsetzlich laut; ich muß meine Hörgeräte auf die niedrigste Stärke stellen, um es zu ertragen.“
„Ja, manchmal ist der Lärm wirklich unangenehm“, gab Jonas zu, „vor allem der Verkehr, sogar in Fichtenberg, Autos, Trecker, Flugzeuge – wenn die Düsenjäger die Schallmauer durchbrechen und ihr Knall über die Erde fegt, schrecke ich jedesmal zusammen, aber das kann man nicht ändern.“
„Kann man schon“, meinte Xindy. „Ihr werdet auch noch dahinterkommen. Lärm zerstört das Denken.“
„Und Stille macht hungrig“, erklärte Jonas. „Ich gehe in die Küche. Hast du schon gefrühstückt?“
„Wenn man das Frühstück nennen darf“, erwiderte Xindy. „Ja, ich habe meine Ration aus der Tube genuckelt.“
Als Jonas vor seiner Käsestulle und einem großen Topf warmer, dampfender Milch saß, fiel ihm ein Stück Traum ein, den er in der Nacht gehabt hatte, eine ergreifende Szene: wie sich die beiden chlmischen Astronauten von Xindy verabschiedeten.
Sie öffneten ihre weißen Kombinationen und lösten silberne Dosen von ihrer Haut, dabei sah Jonas, daß sie nicht am ganzen Körper blaugrüne Schuppen hatten, über dem Bauch war die Haut glatt und hellblau. Sie lösten auch vom Genick und vom Schwanz Kontrollgeräte und reichten sie mit feierlicher Gebärde an Xindy, der sie in zwei Kästen legte. Die beiden schlossen die Kombinationen wieder bis zum Hals, stellten sich steif auf, kreuzten die Arme über der Brust, legten die Hände an die Schultern, verneigten sich, hoben die Hände mit gespreizten Fingern über den Kopf und stützten sich auf ihre Schwänze. Dann begannen alle drei, eine schwermütige Melodie zu summen und sich leicht im Takt zu wiegen. Schließlich drückten sie Xindy ein letztes Mal die Hände, umarmten ihn und legten sich in ihre Wannen. Sie rückten sich zurecht, als gelte es, bequem zu schlafen, legten die Hände auf die Brust, ihre Augen schlossen sich, senkten sich auf die Wangen, die faltigen Ohren legten sich auf die Augen. Xindy schloß die Wannen. Einen Augenblick blieben die beiden Astronauten noch sichtbar, dann verschleierte sich das Metall. Xindy hielt beide Hände vor das Gesicht, kauerte sich auf den Boden, schrie laut, ein jämmerliches Schreien, das in wimmerndes Schluchzen überging.
„Das war der Abschied von deinen Kameraden, nicht wahr?“ fragte Jonas.
„Was?“ Jonas beschrieb es ihm.
„Woher weißt du das?“
„Ich habe es heute nacht geträumt.“
„Entschuldige“, sagte Xindy, „du bist aus Versehen in meine Gedanken geraten, dazu in derartig traurige. Soll ich den Traum löschen? Ich verstehe gar nicht, wie das geschehen konnte. Nach dem Doppeln muß eine Schaltung nicht gelöscht worden sein.“
„Doppeln?“ fragte Jonas. Xindy brauchte eine Weile, bis er antwortete.
„Warum soll ich es dir verschweigen“, sagte er, „ich habe dein Gehirn gedoppelt, jede Nacht, heute früh bin ich fertig geworden. Es gibt jetzt in den Speichern meines Zentralcomputers ein zweites Gehirn von dir.“
„Wie, was…?“ stotterte Jonas. „Ein zweites Gehirn? Ich verstehe das nicht. Wozu?“
„Ich will es mit nach Hause nehmen“, sagte Xindy. „All deine Gedanken und Gefühle, dein Wissen…“
„Und meine Dummheit!“ unterbrach Jonas böse. „Ich finde das unfair, äußerst unfair. Nicht genug, daß du in meinen Gedanken und Träumen spazierengehst, wie du willst, nun stiehlst du mir auch noch mein Gehirn!“
„Ich habe es nicht gestohlen“, verteidigte sich Xindy, „ich habe nur ein Duplikat angefertigt.“
„Und wozu? Ich weiß schon – falls etwas schiefgeht, wenn du…“
„Was? Ich verstehe dich nicht.“
„Wenn du meine Erinnerung an unsere Begegnung löschst. Das hast du doch vor, gib es nur zu.“
„Das habe ich nicht vor“, erwiderte Xindy. „Das Gehirn eines Menschen, auch wenn er erst ein Kind ist – ja, gerade dann! –, wird eine großartige Sache für unsere Wissenschaft sein. Wenn wir wissen, wie ihr denkt und fühlt, können wir euch Menschen viel besser begreifen, das mußt du doch verstehen.“
„Hm“, brummte Jonas. „Du hast für alles eine Erklärung, aber stimmt sie auch?“
„Dein Gehirn wird auf dem Chlm die menschliche Rasse vertreten, macht dich das nicht stolz? Vergiß nicht, dein Kopf ist der einzige der Erde, den wir kennen.“
„Ich weiß nicht.“ Jonas kratzte sich am Hinterkopf. Jonas Breesemanns Bregen als Muster der menschlichen
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