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Der Hausgeist

Der Hausgeist

Titel: Der Hausgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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so wie zuhause und die Natur, die er über alles liebte, war hier auch ganz anders. Nein, in Luxemburg wollte er nicht bleiben, er wollte wieder zurück nach Merani. Mit den Tausend Dollar die er nach der Rückkehr bekommen sollte, würde er sich ein neues Boot und ein paar größere Netze kaufen. Dann könnte er vielleicht auch daran denken, eine Familie zu gründen. Solange er aber so wenig verdient hatte, war nicht daran zu denken gewesen. Ausgerechnet in dieser Nacht hatte er geträumt, die kleine Balini hätte einen anderen heiraten müssen. Er war mitten in der Nacht erwacht und regelrecht hochgefahren. Als er festgestellt hatte, dass alles nur ein Traum gewesen war, beruhigte er sich wieder und ließ sich auf das Kissen zurückfallen. Balini war seine große Liebe. Sie war wunderschön, hatte glattes schwarzes Haar und große unschuldige Augen. Ihr Vater war auch Fischer. Mit Nachnamen hieß sie Mamberi. Sie konnte wunderbar singen und tanzen und Korul hatte sie noch nie traurig gesehen. Sobald er genug Geld verdient haben würde, so hatte er sich alles ausgemalt, würde er den alten Ambuli um die Hand von Balini bitten. Er würde dann eine prächtige Hochzeit feiern. Man würde den besten Fisch servieren, natürlich nur aus dem eigenen Fang. Seine Balini hätte das schöne farbenfrohe Kleid an das ihre Mutter und davor die Großmutter zur Hochzeit getragen hatten. Alle Nachbarn und Freunde würden sich mit ihm freuen und feiern.
    Aber so weit war es noch nicht. Noch saß er hier in Luxemburg und passte auf den kleinen dicken Bari auf. Irgendwie war das schon ein seltsamer Mensch. Er hatte in Merani zu ihm gesagt, er benötige einen Leibwächter weil er viele Feinde hätte, nun hier in Luxemburg schien er keine Feinde zu haben. Korul hatte auf jeden Fall noch nie eingreifen müssen. Die Menschen waren hier sehr aufgeschlossen gegenüber Ausländern. Wenn er ein Geschäft betrat, dann grüßten die Verkäufer sehr freundlich und alle gaben sich Mühe sein nicht gerade gutes Englisch zu verstehen. Man hatte ihn noch nie wegen seiner Hautfarbe komisch angesehen. Nein, die Menschen in Luxemburg waren in Ordnung. Er konnte sich daher nicht vorstellen warum Bari einen Leibwächter benötigte.
    Heute morgen als er aus dem Fenster gesehen hatte, bemerkte er die Kinder auf der Wiese gegenüber der Wohnung. Korul mochte Kinder und so sah er ihnen eine Zeitlang zu, bei ihrem Treiben. Er konnte ja nicht wissen dass die Kinder seinetwegen da drüben lagerten. Er überlegte nur kurz und entschied danach ein wenig mit den Kindern zu sprechen. Er wollte schon die Türe zum Hausflur öffnen, als er sich überlegte, dass er ja überhaupt nicht in der Lage war, mit den Kindern zu sprechen. Sein Englisch verstanden sie sicherlich nicht dachte er so bei sich, und die luxemburgische Sprache war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Schade dachte er, es wäre schön gewesen mit fröhlichen Kindern zu sprechen.
    In diesem Augenblick trat Bari Kantschu aus seinem Schlafzimmer in den Flur. Sein Gesicht glich einem Kaktus. Korul grinste ganz verstohlen als er Bari ansah. Die kurzen schwarzen Haare zeigten wie Stacheln nach oben. Die kleinen Augen waren mit Rändern umgeben die darauf schließen ließen, dass Bari gestern Abend wohl etwas mehr getrunken hatte, als ihm gut getan hat. Nein, wenn man ihn so sah, dann konnte man bestimmt nicht auf die Idee kommen, dass dieser eine Mann war der sich einen Leibwächter leisten konnte.
    "Ich brauche dringend eine Zigarette", Bari ging in Richtung Wohnzimmer, wo er sein Jackett gestern Abend liegen gelassen hatte. In der Innentasche mussten noch welche sein. Korul schüttelte nur den Kopf als Bari verschwunden war. Korul rauchte nicht und trank auch nur wenig Alkohol. So wie Bari hatte er bestimmt noch nie ausgesehen. Er pflegte sich immer sehr intensiv. Der Bart wurde sofort rasiert, sobald er aufgestanden war, und die Haare gekämmt. Nein, so wie Bari würde er nicht herumlaufen. Bari saß manchmal den ganzen Morgen so im Wohnzimmer.
    "Korul", rief Bari, " du musst etwas einkaufen gehen, wir brauchen Zigaretten und Gin, zum Essen kannst du uns auch etwas mitbringen. Aber vergiss nicht, fahr in den Cactus nach Grevenmacher!"
    Warum er nur immer in den Cactus fahren sollte. Hier am Ort gab es ein schönes Einkaufszentrum mit allem, was man sich nur vorstellen konnte. Aber Bari bestand darauf in den Cactus zu fahren. Er musste annähernd 13 Kilometer fahren, um die paar Dingen die sie brauchten

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