Der Hausgeist
er den Zündschlüssel gedreht hatte. Mit wenig Gas, um keinen Krach zu verursachen, fuhr er über den kleinen Weg zur Hauptstraße. Es war inzwischen etwa halb Zwölf geworden. Nur vereinzelt fuhren noch Fahrzeuge in Richtung Luxemburg-Stadt. Der Weg bis zum Einkaufscenter war nicht sehr weit. Er konnte von der Hauptstraße aus sehen, dass der Parkplatz dunkel und beinahe leer war. Es standen aber einige Autos hier, sein Fahrzeug würde folglich nicht auffallen. Bari schaltete die Scheinwerfer aus. Langsam ließ er den Wagen die abschüssige Straße hinunterrollen die zum Parkplatz führte. Er konnte niemanden sehen. Er bog links auf den Parkplatz ein und fuhr bis ans Ende des Platzes. Neben einem Ford-Transit stellte er auch seinen Lieferwagen ab. Er öffnete die Motorhaube und lockerte die Zündkerzenstecker. Damit wollte er eine Panne vortäuschen und somit Korul von Fragen abhalten. Sorgfältig schloss er die Türen. Er ging noch einmal langsam um das Fahrzeug. Nachdem ihm nichts aufgefallen war, machte er sich auf den Rückweg. Niemand war unterwegs. Er wurde nicht gesehen.
Vor dem Zelt sah er immer noch die Kinder sitzen. Die gehen wohl nie Schlafen dachte er sich noch. Da ihre Blicke jetzt aber permanent auf die Haustüre gerichtet waren konnte er nicht zur Vordertüre hinein. Auch Kinder können Zeugen sein, schoss es ihm durch den Kopf. Er schlich sich zur Kellertür und versuchte sie zu öffnen. Die Tür war verschlossen und er hatte keinen Schlüssel.
Bari Komatschu sah sich um. Er musste versuchen unbemerkt in das Haus zu gelangen. Da er nicht gerade der Sportlichste war, kam Fassadenkletterei für ihn nicht in Frage. Er hatte in der zweiten Etage ein offenes Fenster entdeckt das zum Flur gehörte. Aber wie sollte er in die zweite Etage gelangen. Eine Leiter gab es hier auch nicht. Außerdem hätten sich die anderen Hausbewohner am nächsten Tag gewundert und an einen Einbrecher gedacht. Ein Mehrfamilienhaus hat eben auch Nachteile dachte er sich. Nein eine Leiter kam nicht in Frage. Er fluchte leise vor sich hin. Jetzt muss ich erst einmal eine Zigarette rauchen, um klar denken zu können, dachte er bei sich und suchte in seinem Jackett nach der Packung.
"Ja , geht denn jetzt alles schief!" Bari hatte laut mit sich selber gesprochen. Die Zigaretten waren ausgegangen. Jetzt wurde er nervös. Eine Zigarette hätte ihn vielleicht beruhigt.
"Nur keinen Fehler machen, nur keinen Fehler machen", sagte er sich immer wieder. Er ging erneut vor das Haus. Die Kinder saßen immer noch vor dem Zelt. Er musste versuchen sie abzulenken, aber womit? Wenn ihm nichts einfallen sollte, dann müsste er eben die Nacht hier draußen verbringen. Plötzlich bog ein Auto in die Straße ein und fuhr mit lautem Gequietsche am Zelt vorbei. Beide Kinder drehten sich um und sahen dem Auto nach. Diese Sekunden nutzte Bari um rasch ins Haus zu gelangen. Noch einmal Glück gehabt, dachte er sich als er die Treppen im Dunkel hinauf stieg. Er wollte kein Licht anmachen, denn das hätte man von außen sehen können. Er schloss die Wohnungstür leise auf und trat ein. Da Korul die Schlafzimmertür nur angelehnt hatte konnte er sein Schnarchen hören. Der hatte nichts gemerkt. Bari war zufrieden mit sich. Er suchte schnell noch ein Paket Zigaretten und legte sich dann angezogen auf sein Bett, trank den Gin den er sich ans Bett gestellt hatte, direkt aus der Flasche. Jetzt wo alles erledigt war, konnte er einen kräftigen Schluck zu sich nehmen.
Kapitel 15
Elisabeth, Rachel, Myriam und Annick hatten den Weg zum Polizeibüro schon nach etwa einer viertel Stunde zurückgelegt. Sie waren direkt in die Amtsstube getreten, in der ein etwas behäbiger Beamter saß. Er war dabei das "Luxemburger Wort" zu lesen und wollte eigentlich nicht gestört werden. Als die Kinder eingetreten waren, hob er den Kopf nur ein wenig und sah sie fragend an.
"Wir wollen einen Anschlag melden", sagte Rachel sofort.
"Der König soll ermordet werden", fügte Elisabeth hinzu.
"Sie müssen sich beeilen um die Bombe zu entschärfen und die Attentäter festzunehmen Rachel wollte den Polizisten zur Eile ermahnen.
Der blieb aber erst einmal ruhig sitzen, legte die Zeitung auf seinen Schreibtisch und erhob sich nur unwillig. Langsam kam er auf die Kinder zu.
"Also ihr Gören, jetzt hört ihr mir mal zu. Ich bin heute nicht in der Laune zu solchen Spielchen. Geht und erzählt euer Märchen einem anderen. Oder soll ich Euch wegen Täuschung der
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