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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Ländereien lagen nicht weit von hier.
    Ei verdrehte die Augen. »Das Freywappen zeigt zwei blaue Türme auf grauem Feld, die durch eine Brücke verbunden sind. Das hier waren drei Burgen , schwarz auf Orange, Ser. Ist Euch eine Brücke aufgefallen?«
    »Nein.« Das macht er nur, um mich zu ärgern. »Und nächstes Mal, wenn du die Augen so verdrehst, setzt es eine Ohrfeige, dass sie von allein wieder richtig stehen.«
    Ei sah ihn wie ein begossener Pudel an. »Ich wollte nicht …«
    »Was du wolltest, ist mir egal. Sag mir einfach, wer der Mann war.«
    »Gormon Gipfel, Lord von Sternspitz.«
    »Das ist unten in der Weite, oder? Hat er wirklich drei Burgen?«
    »Nur auf seinem Schild, Ser. Haus Gipfel hielt einst drei Burgen, aber zwei gingen verloren.«
    »Wie verliert man zwei Burgen?«
    »Man kämpft für den Schwarzen Drachen, Ser.«
    »Oh.« Dunk fühlte sich dumm. Der schon wieder.
    Zweihundert Jahre lang war das Reich von den Nachfahren Aegons des Eroberers und seiner Schwestern regiert worden. Sie hatten die Sieben Königslande geeint und den Eisernen Thron geschmiedet. Ihre königlichen Banner zeigten den dreiköpfigen Drachen des Hauses Targaryen, rot auf Schwarz. Vor sechzehn Jahren hatte ein Bastard von König Aegon IV. namens Daemon Schwarzfeuer eine Rebellion gegen seinen ehelich geborenen Bruder angezettelt. Daemon hatte auch den dreiköpfigen Drachen als Wappen gewählt, allerdings mit vertauschten Farben, so wie es Bastarde häufig taten. Seine Rebellion hatte ihr Ende auf dem Rotgrasfeld gefunden, wo Daemon und seine Zwillingssöhne im Hagel von Lord Blutrabes Pfeilen gefallen waren. Die Rebellen, die überlebt und das Knie gebeugt hatten, wurden begnadigt, doch manche verloren Land, Titel oder Gold. Alle mussten als Pfand für zukünftige Treue Geiseln stellen.
    Drei Burgen, schwarz auf Orange. »Jetzt erinnere ich mich. Ser Arlan hat nie gern über das Rotgrasfeld geredet, aber einmal, als er betrunken gewesen war, hat er mir erzählt, wie der Sohn seiner Schwester gestorben ist.« Beinahe hörte er wieder die Stimme des alten Mannes und roch den Wein in seinem Atem. »Er hieß Roger von Hellerbaum. Ihm wurde der Kopf mit einer Keule eingeschlagen, die ein Lord geschwungen hatte, der drei Burgen auf dem Schild trug.« Lord Gormon Gipfel. Der alte Mann kannte seinen Namen nicht. Oder wollte ihn nicht kennen. Inzwischen waren Lord Gipfel und Johan der Fiedler mit ihrer Gesellschaft nur noch eine rote Staubfahne in der Ferne. Das ist sechzehn Jahre her. Der Prätendent starb, und seine Gefolgsleute wurden verbannt oder begnadigt. Aber mit alledem habe ich nichts zu tun.
    Eine Weile lang ritten sie schweigend dahin und lauschten dem traurigen Geschrei der Vögel. Anderthalb Meilen weiter räusperte sich Dunk. »Butterquell, hat er gesagt. Sind seine Ländereien hier in der Nähe?«
    »Auf der anderen Seite des Sees, Ser. Lord Butterquell war Meister der Münze, als König Aegon auf dem Eisernen Thron saß. König Daeron hat ihn zur Hand ernannt, aber nicht für lange. Sein Wappen besteht aus gewelltem Grün und Weiß und Gelb, Ser.« Ei gab gern mit seinem Wissen in Wappenkunde an.
    »Ist er ein Freund deines Vaters?«
    Ei verzog das Gesicht. »Mein Vater konnte ihn nie leiden. Während der Rebellion hat Lord Butterquells zweiter Sohn für den Prätendenten und sein ältester für den König gekämpft. So hat er sichergestellt, dass er in jedem Fall auf der Gewinnerseite steht. Lord Butterquell selbst hat überhaupt nicht gekämpft.«
    »Manche würden das umsichtig nennen.«
    »Mein Vater nennt es feige.«
    Ja, gewiss. Prinz Maekar war ein harter Mann, stolz und voller Bitterkeit. »Wir müssen an Weißstein vorbei, wenn wir auf den Königsweg wollen. Warum schlagen wir uns dort nicht den Bauch voll?« Allein beim Gedanken daran knurrte ihm der Magen. »Vielleicht braucht einer der Hochzeitsgäste eine Eskorte auf dem Weg zurück zu seinem Sitz.«
    »Ihr habt gesagt, wir gehen nach Norden.«
    »Die Mauer steht seit achttausend Jahren, die wird noch eine Weile stehen. Es liegen noch dreitausend Meilen vor uns, und wir könnten ein bisschen mehr Silber im Beutel brauchen.« Dunk malte sich aus, wie er beim Lanzenstechen den alten Lord mit dem sauertöpfischen Gesicht und den drei Burgen auf dem Schild aus dem Sattel hob. Das wäre ein Spaß. Denn der Sieger bekam vom unterlegenen Ritter Schwert, Rüstung und Pferd. »Euch hat der Knappe des alten Ser Arlan besiegt«, würde ich ihm unter die Nase

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