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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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ist auch bald weg, wenn wir anfangen, in Gasthäusern zu schlafen. Willst du das Bett mit einem fremden Krämer teilen und mit seinen Flöhen aufwachen?« Dunk schnaubte. »Ich nicht. Ich habe selbst genug Flöhe, und die mögen keine Fremden. Wir schlafen unter den Sternen.«
    »Sterne sind gut«, räumte Ei ein, »aber der Boden ist hart, Ser, und manchmal freut man sich auch über ein Kissen unter dem Kopf.«
    »Kissen sind was für Prinzen.« Ei war ein Knappe, wie ihn sich ein Ritter nur wünschen konnte, aber gelegentlich schlug der Prinz in ihm durch. Nicht vergessen: In seinen Adern fließt Drachenblut. In Dunks Adern floss Bettlerblut … jedenfalls hatte man ihm das in Flohloch gesagt, wenn man ihm nicht gerade prophezeit hatte, dass er eines Tages mit Sicherheit aufgehängt würde. »Vielleicht können wir uns Bier und eine warme Mahlzeit gönnen, aber für ein Bett verschwende ich keine Münzen. Wir müssen die Heller für den Fährmann aufheben.« Beim letzten Mal hatte die Fahrt über den See nur ein paar Kupferstücke gekostet, doch das war vor sechs, vielleicht sogar vor sieben Jahren gewesen. Seitdem war alles teurer geworden.
    »Nun«, meinte Ei, »wir könnten meinen Stiefel benutzen, um hinüber zu kommen.«
    »Könnten wir«, erwiderte Dunk, »aber das lassen wir lieber.« Den Stiefel einzusetzen war gefährlich. Das spricht sich herum. So etwas spricht sich immer herum. Sein Knappe war ja nicht zufällig kahl. Ei hatte die violetten Augen des alten Valyria, und sein Haar glänzte wie gesponnenes Gold, das mit Silberfäden durchzogen war. Hätte er sich das Haar wachsen lassen, hätte er genauso gut mit einer Fibel herumlaufen können, die den Dreiköpfigen Drachen zeigte. Es waren unsichere Zeiten in Westeros und … man ging besser kein Risiko ein. »Noch ein Wort über deinen verfluchten Stiefel, und ich verpasse dir so eine Ohrfeige, dass du über den See fliegst .«
    »Lieber würde ich schwimmen, Ser.« Ei schwamm gut, Dunk hingegen nicht. Der Junge drehte sich im Sattel um. »Ser? Hört Ihr die Pferde? Hinter uns kommt jemand.«
    »Ich bin ja nicht taub.« Dunk sah auch Staub in der Luft. »Ein großer Trupp. Und sie haben es eilig.«
    »Meint Ihr, dass das vielleicht Geächtete sind, Ser?« Eher erwartungsvoll als ängstlich stellte sich Ei in den Steigbügeln auf. So war der Junge nun einmal.
    »Geächtete würden nicht solchen Lärm machen. Nur Lords sind so laut.« Dunk rüttelte am Schwertgriff, um die Klinge in der Scheide zu lockern. »Trotzdem verlassen wir die Straße besser und lassen sie passieren. Es gibt solche und solche Lords.« Ein wenig Wachsamkeit konnte nie schaden. Die Straßen waren nicht mehr so sicher wie zu den Zeiten, als der Gute König Daeron noch auf dem Eisernen Thron gesessen hatte.
    Er versteckte sich mit Ei hinter einem Dornendickicht. Dunk schlang den Schild vom Rücken und schob ihn sich auf den Arm. Es war ein altes Ding in Form eines Flugdrachens, mächtig und schwer, aus eisenbeschlagenem Kiefernholz. Er hatte ihn in Steinsepte als Ersatz für den Schild gekauft, den Langzoll bei dem Kampf zerhackt hatte. Dunk hatte keine Zeit gehabt, seine Ulme und die Sternschnuppe darauf malen zu lassen, daher zeigte er noch das Wappen des Vorbesitzers: einen Gehenkten, der grau und grausig an einem Galgen baumelte. Das Wappen hätte er sich nicht ausgesucht, aber der Schild war billig gewesen.
    Kurz darauf galoppierten die vorderen Reiter an ihnen vorbei, zwei junge Lords auf Rennern. Der auf dem Braunen trug einen Helm ohne Visier aus vergoldetem Stahl mit drei langen Federbüschen, einem weißen, einem roten und einem goldenen. Die kleinen Federbüsche zierten auch die Crinet des Pferdes. Die blau-goldene Schabracke des schwarzen Hengstes neben ihm flatterte im Wind. Die Reiter preschten Seite an Seite vorbei und jauchzten und lachten. Die langen Mäntel wehten hinter ihnen her.
    Ein dritter Lord folgte etwas gelassener an der Spitze einer langen Kolonne, die aus zwei Dutzend Leuten bestand, Pferdeknechte und Köche und Diener für die Versorgung der drei Ritter, dazu Waffenknechte und berittene Armbrustschützen und ein Dutzend Fuhrwerke, die schwer mit Rüstung, Zelten und Proviant beladen waren. Der Schild des Lords hing am Sattel, dunkelorange mit drei schwarzen Burgen.
    Dunk kannte das Wappen, aber woher? Der Lord, der es trug, war ein finsterer älterer Mann mit verbittertem Mund, der den graumelierten Bart kurz geschoren trug. Vielleicht vom Turnier in

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