Der Heckenritter von Westeros
krachend hinter ihr zu, ehe Dunk auch nur fragen konnte, wo diese Baumstümpfe zu finden sein sollten.
Ei saß auf der Kante des Pferdetrogs, hielt die Füße ins Wasser und fächelte sich mit dem großen Schlapphut Luft zu. »Ist das Schweinebraten, Ser? Ich rieche Schwein.«
»Wildschwein«, erwiderte Dunk verdrossen, »aber wer will schon Wildschwein, wenn man gutes Pökelfleisch hat?«
Ei verzog das Gesicht. »Darf ich stattdessen meine Stiefel essen, Ser? Ich mache mir ein neues Paar aus dem Pökelfleisch. Das ist zäher.«
»Nein«, sagte Dunk und verkniff sich ein Grinsen. »Du darfst deine Stiefel nicht essen. Ein Wort noch, und ich lasse dich meine Faust schmecken. Nimm die Füße aus dem Trog.« Er fand seinen Großhelm am Maultier und warf ihn Ei zu. »Hol Wasser aus dem Brunnen und weich das Rindfleisch ein.« Wenn man das gesalzene Rindfleisch nicht eine gute Weile einweichen ließ, konnte man sich die Zähne daran abbrechen. Es schmeckte am besten, wenn es eine Weile in Bier lag, aber heute musste Wasser genügen. »Und nimm nicht das Wasser aus dem Trog, ich will nicht deine Füße schmecken.«
»Meine Füße würden den Geschmack des Fleisches nur verbessern, Ser«, sagte Ei und wackelte mit den Zehen. Aber er tat, wie man ihn geheißen hatte.
Die Heckenritter waren nicht schwer zu finden. Ei entdeckte ihren Feuerschein im Wald am Ufer, und sie machten sich zu ihnen auf. Die Tiere zogen sie hinter sich her. Der Junge trug Dunks Helm unter einem Arm und verschüttete bei jedem Schritt Wasser. Inzwischen war von der Sonne nur ein roter Hauch im Westen geblieben. Nicht lange, dann öffnete sich der Wald zu einer Lichtung, wo einst ein Wehrholzhain gewachsen sein musste. Nur ein Ring weißer Stümpfe und ein Gewirr knochenweißer Wurzeln ließ erkennen, wo die Bäume gestanden hatten, als die Kinder des Waldes noch in Westeros herrschten.
Zwei Männer saßen an einem Kochfeuer. Sie ließen einen Weinschlauch zwischen sich hin und her gehen. Ihre Pferde weideten außerhalb des Hains, und die Waffen und die Rüstung hatten sie ordentlich gestapelt. Ein viel jüngerer Mann saß ein Stück von den anderen beiden entfernt und lehnte mit dem Rücken an einer Kastanie. »Seid gegrüßt, Sers«, rief Dunk fröhlich. Es war nicht weise, bewaffnete Männer zu erschrecken. »Ich bin Ser Duncan der Große, der Junge ist Ei. Dürfen wir uns zu Euch ans Feuer gesellen?«
Ein stämmiger Kerl mittleren Alters in abgerissenen Kleidern erhob sich, um sie zu begrüßen. Ein extravaganter rotblonder Backenbart umrahmte sein Gesicht. »Seid gegrüßt, Ser Duncan. Groß seid Ihr in der Tat … und uns höchst willkommen, ebenso wie Euer Bursche. Ei, nicht wahr? Was für ein Name soll das denn sein?«
»Ein kurzer, Ser.« Ei war nicht so dumm zuzugeben, dass Ei eine Kurzform von Aegon war. Nicht gegenüber Männern, die er nicht kannte.
»Das stimmt wohl. Was ist mit deinem Haar passiert?«
Wurzelbohrer, dachte Dunk. Sag ihm, es waren Wurzelbohrer, Junge. Das war die sicherste Geschichte, die, die sie meistens erzählten … nur manchmal kam Ei auf dumme Ideen und spielte kindische Spielchen.
»Ich habe es abrasiert, Ser. Und ich bleibe rasiert, bis ich mir meine Sporen verdient habe.«
»Ein edles Gelübde. Ich bin Ser Kyl, die Katze vom Nebelmoor. Dort unter der Kastanie sitzt Ser Glendon, äh, Ball. Und hier haben wir den guten Ser Maynard Pflum.«
Bei dem Namen spitzte Ei die Ohren. »Pflum? Seid Ihr mit Lord Viserys Pflum verwandt, Ser?«
»Entfernt«, antwortete Ser Maynard, ein großer, dünner Mann mit gebeugten Schultern und langem glattem Flachshaar, »allerdings bezweifle ich, dass Seine Lordschaft das zugeben würde. Man könnte sagen, er ist eine süße Pflaume, während ich zu den sauren gehöre.« Pflums Mantel war so violett wie eine Pflaume, allerdings schlecht gefärbt und an den Säumen ausgefranst. Am Hals wurde er von einer hühnereigroßen Mondsteinbrosche gehalten. Ansonsten trug er schlichtes Grau und fleckiges braunes Leder.
»Wir haben Pökelfleisch«, sagte Dunk.
»Ser Maynard hat einen Sack mit Äpfeln«, sagte Kyl die Katze. »Und ich habe eingelegte Eier und Zwiebeln. Zusammen reicht es für ein Festmahl! Nehmt Platz, Ser. Wir haben eine hübsche Auswahl an Stümpfen für Eure Bequemlichkeit. Vermutlich werden wir bis zum Vormittag hier sitzen, wenn ich nicht schwer irre. Es gibt nur die eine Fähre, und die ist nicht groß genug für uns alle. Die Lords und ihr Gefolge haben
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