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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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den Gegner mitten auf den Brustpanzer, und zwar mit solcher Wucht, dass der Sattelgurt riss. Ritter und Sattel landeten beide im Staub. Dunk war wider Willen beeindruckt. Der Junge tjostiert beinahe so gut wie er redet. Er fragte sich, ob das Gelächter jetzt aufhören würde.
    Eine Fanfare erklang, so laut, dass Dunk zusammenzuckte. Erneut nahm der Herold seinen Platz ein. »Ser Gottfrid aus dem Hause Kaswell, Lord von Bitterbrück und Verteidiger der Furten. Ser Kyl, die Katze vom Nebelmoor. Tretet vor und beweist Eure Tapferkeit.
    Ser Kyl trug eine Rüstung von guter Qualität, die jedoch alt und abgenutzt war und viele Beulen und Kratzer aufwies. »Die Mutter war gnädig zu mir, Ser Duncan«, hatte er Dunk und Ei auf dem Weg zum Turnierplatz erklärt. »Ich trete gegen Lord Kaswell an, gegen den Mann, den ich hier treffen wollte.«
    Falls es an diesem Morgen jemandem schlechter ging als Dunk, dann konnte es nur Lord Kaswell sein, der sich auf dem Fest bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte. »Ein Wunder, dass er nach letzter Nacht noch auf einem Pferd sitzen kann«, sagte Dunk. »Der Sieg gehört Euch, Ser.«
    »Oh, nein.« Ser Kyl lächelte seidig. »Eine Katze, die eine Schüssel mit Sahne will, muss wissen, wann sie schnurren muss und wann sie ihre Krallen zeigt, Ser Duncan. Wenn die Lanze Seiner Lordschaft auch nur über meinen Schild kratzt, gehe ich zu Boden. Danach werde ich ihm mein Pferd und meine Rüstung bringen und ihm gratulieren, wie viel er dazugelernt hat, seit ich ihm sein erstes Schwert gemacht habe. Dann wird er sich an mich erinnern, und ehe der Tag vorbei ist, bin ich wieder ein Kaswell-Mann, ein Ritter von Bitterbrück.«
    Darin liegt keine Ehre, hätte Dunk beinahe geantwortet, doch er biss sich auf die Zunge. Ser Kyl war nicht der erste Heckenritter, der seine Ehre gegen einen warmen Platz am Feuer eintauschte. »Wie Ihr meint«, murmelte er. »Viel Glück. Oder Pech, wenn Euch das lieber ist.«
    Lord Gottfrid Kaswell war ein schmächtiger Jüngling von zwanzig Jahren, allerdings sah er in Rüstung wesentlich eindrucksvoller aus als gestern Nacht mit dem Gesicht in einer Weinlache. Auf seinen Schild war ein gelber Zentaur gemalt, der einen Langbogen spannte. Der gleiche Zentaur schmückte die weiße Seidenschabracke seines Pferdes und glänzte auf seinem Helm in gelbem Gold. Ein Mann, der einen Zentaur im Wappen führt, sollte besser reiten können als er. Dunk wusste nicht, wie gut Ser Kyl die Lanze führte, doch so wie Lord Kaswell im Sattel saß, könnte ihn ein kräftiges Husten vom Pferd werfen. Die Katze braucht nur sehr schnell an ihm vorbeizupreschen.
    Ei hielt Donner am Zügel, als sich Dunk schwerfällig in den hohen, steifen Sattel schwang. Während er dort saß und wartete, spürte er viele Blicke auf sich liegen. Sie fragen sich, ob der große Heckenritter etwas taugt. Dunk fragte sich das auch. Bald würde er es wissen.
    Die Katze vom Nebelmoor stand zu seinem Wort. Lord Kaswells Lanze schwankte hin und her, und Ser Kyl zielte schlecht. Keiner der Kontrahenten ritt schneller als im Trab. Trotzdem taumelte die Katze und fiel aus dem Sattel, als Lord Gottfrids Krönig ihn an der Schulter traf. Ich dachte, Katzen landen immer leichtfüßig auf allen vieren, dachte Dunk, als sich der Heckenritter im Staub wälzte. Lord Kaswells Lanze war nicht gebrochen. Als er das Pferd wendete, rammte er die Lanze mehrmals hoch in die Luft, als habe er gerade Leo Langdorn oder den Lachenden Sturm aus dem Sattel gestoßen. Ser Kyl nahm den Helm ab und jagte seinem Pferd hinterher.
    »Meinen Schild«, sagte Dunk zu Ei. Der Junge reichte ihn hinauf. Dunk schob den linken Arm durch den Riemen und schloss die Hand um den Griff. Das Gewicht des Drachenschildes hatte etwas Tröstliches, auch wenn er schwer zu handhaben war, und der Gehenkte bereitete ihm abermals Unbehagen. Dieses Wappen ist ein schlechtes Omen. Er beschloss, den Schild so schnell wie möglich neu bemalen zu lassen. Möge der Krieger mir einen guten Ritt und einen raschen Sieg gewähren, betete er, während Butterquells Herold erneut nach oben stieg. »Ser Uthor Unterblatt«, rief er. »Der Galgenritter. Tretet vor und beweist Eure Tapferkeit.«
    »Seid vorsichtig, Ser«, warnte Ei und reichte Dunk eine Turnierlanze, eine spitz zulaufende Holzstange von vier Metern Länge, die in einem runden eisernen Krönig in Gestalt einer geballten Faust endete. »Die anderen Knappen sagen, Ser Uthor sitzt fest im Sattel. Und er ist

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