Der Heckenritter von Westeros
Kellertreppe wäre er zweimal fast gestürzt. Ich hätte auf Ei hören sollen.
Langsam durchquerte er den äußeren Hof und ging um die Menge herum. Auf dem Turnierplatz humpelte gerade Lord Alyn Hagestolz zwischen zwei Knappen davon. Er war das jüngste Opfer des jungen Glendon Ball. Ein dritter Knappe hielt seinen Helm, dessen drei stolze Federn abgebrochen waren. »Ser Johan der Fiedler«, rief der Herold. »Ser Franklyn aus dem Hause Frey, ein Ritter von den Zwillingen, der dem Lord vom Kreuzweg verschworen ist. Tretet vor und beweist Eure Tapferkeit.«
Dunk stand da und schaute zu, wie der große Schwarze des Fiedlers in wirbelnder blauer Seide mit goldenen Schwertern und Fiedeln auf den Platz trabte. Der Brustpanzer war ebenfalls blau emailliert, so wie die Knieschützer, Ellbogenschützer, Schienbeinschützer und die Halsberge. Das Kettenhemd darunter war vergoldet. Ser Franklyn ritt auf einem Apfelschimmel mit wehender Silbermähne, der zum Grau seiner Seide und dem Silber seiner Rüstung passte. Auf Schild und Waffenrock und Geschirr trug er die Zwillingstürme der Freys. Sie ritten ein Stechen nach dem anderen. Dunk stand da und schaute zu, bekam aber nichts mit. Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer, schalt er sich. Er hatte eine Schnecke auf dem Schild. Wie konntest du gegen einen Mann mit einer Schnecke auf dem Schild verlieren?
Um ihn herum brach Jubel aus. Als Dunk aufblickte, sah er, dass Franklyn Frey am Boden lag. Der Fiedler war aus dem Sattel gestiegen, um seinem gefallenen Gegner auf die Beine zu helfen. Er kommt seinem Drachenei immer näher, dachte er, und wo stehe ich?
Während er sich dem Ausfalltor näherte, traf er auf die Zwergentruppe vom Fest der letzten Nacht, die sich zum Aufbruch bereitmachten. Sie spannten Ponys vor ihr Holzschwein auf Rädern und einen zweiten Karren von gewöhnlicherer Bauart. Insgesamt waren sie zu sechst, sah er, einer kleiner und missgestalteter als der andere. Manche hätten auch Kinder sein können, aber da sie so klein waren, ließ sich das kaum genau sagen. Bei Tageslicht und in Hosen aus Pferdehaut und Kapuzenmänteln aus grobem Stoff sahen sie gar nicht mehr so lustig aus wie in ihren Narrenkostümen. »Guten Morgen«, grüßte Dunk, um höflich zu sein. »Brecht ihr schon auf? Im Osten ziehen Wolken auf. Es könnte Regen geben.«
Zur Antwort bekam er nur einen bösen Blick vom hässlichsten Zwerg. War das nicht derjenige, den ich gestern Nacht von Lady Butterquell gezogen habe? Aus der Nähe roch der Mann wie ein Abtritt. Eine Nase voll genügte, damit Dunk sich davonmachte.
Der Weg durch das Milchhaus erschien Dunk so lang wie einst die Durchquerung der Sande von Dorne. Er blieb dicht an der Mauer und lehnte sich dort von Zeit zu Zeit an. Jedes Mal, wenn er den Kopf drehte, verschwamm die Welt vor seinen Augen. Trinken, dachte er. Ich brauche Wasser, sonst kippe ich um.
Ein vorbeigehender Knecht zeigte ihm den Weg zum nächsten Brunnen. Dort fand er Kyl die Katze, der sich leise mit Maynard Pflum unterhielt. Ser Kyl stand mit hängenden Schultern da, aber als Dunk näher kam, sah er auf. »Ser Duncan? Wir haben gehört, Ihr wäret tot oder läget im Sterben.«
Dunk rieb sich die Schläfen. »Ich wünschte, es wäre so.«
»Das Gefühl kenne ich.« Ser Kyl seufzte. »Lord Kaswell hat mich nicht wiedererkannt. Als ich ihm erzählt habe, wie ich ihm sein erstes Schwert geschnitzt habe, hat er mich angestarrt, als hätte ich den Verstand verloren. Er sagte, in Bitterbrück gäbe es keinen Platz für so schwächliche Ritter wie mich.« Die Katze lachte verbittert. »Meine Waffen und meine Rüstung hat er aber genommen. Und mein Pferd. Was soll ich jetzt nur tun?«
Auf die Frage wusste Dunk keine Antwort. Sogar ein Freier Reiter brauchte ein Pferd zum Reiten, und um sein Schwert zu verdingen, musste man erst einmal eins besitzen. »Ihr werdet bestimmt ein neues Pferd bekommen«, tröstete ihn Dunk, während er den Eimer hochzog. »Die Sieben Königslande sind voller Pferde. Irgendein anderer Lord wird Euch mit Waffen ausstatten.« Er legte die Hände zusammen, füllte sie mit Wasser und trank.
»Irgendein anderer Lord. Ja. Kennt Ihr einen? Ich bin nicht so jung und stark wie Ihr. Und auch nicht so groß. Große Männer werden immer gesucht. Lord Butterquell mag große Ritter. Seht Euch diesen Tom Heddel an. Habt Ihr ihn beim Tjost gesehen? Er hat jeden Gegner besiegt, gegen den er angetreten ist. Das gilt allerdings auch für Feuerballs
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