Der Heckenritter von Westeros
die Münze auch nicht so abgenutzt, als würde sie aus der Zeit von Aegon dem Unwerten stammen. Dunk betrachtete das Wort unter dem Kopf. Sechs Buchstaben. Sie sahen aus wie die, die er von anderen Drachen kannte. DAERON stand da, aber Dunk kannte das Gesicht von Daeron dem Guten, und er war es nicht. Als er noch einmal hinsah, fiel ihm die eigenartige Form des vierten Buchstaben auf, das war kein… »Daemon«, platzte er heraus. »Da steht Daemon. Einen König Daemon gab es nie, sondern nur …«
»Den Prätendenten. Daemon Schwarzfeuer hat während der Rebellion eigene Münzen prägen lassen.«
»Trotzdem ist es Gold«, hielt Will dagegen. »Und wenn es Gold ist, sollte die Münze so gut sein wie die anderen Drachen, M’lord.«
Die Schnecke versetzte ihm eine Ohrfeige. »Schwachkopf. Ja, es ist Gold. Rebellengold. Verrätergold. Es ist Hochverrat, eine solche Münze zu besitzen, und doppelter Hochverrat, sie weiterzugeben. Ich muss sie einschmelzen lassen.« Wieder schlug er den Mann. »Geh mir aus den Augen. Dieser gute Ritter und ich haben etwas zu besprechen.«
Will verschwendete keine Zeit und eilte hinaus. »Setzt Euch«, lud ihn Ser Uthor höflich ein. »Möchtet Ihr Wein?« Hier in seinem eigenen Zelt war Unterblatt ganz anders als auf dem Fest.
Eine Schnecke versteckt sich in ihrem Häuschen, erinnerte sich Dunk. »Danke, nein.« Er schnippte die Münze zu Ser Uthor zurück. Verrätergold. Schwarzfeuergold. Ei hat gesagt, dies sei ein Turnier von Verrätern, aber ich wollte nicht auf ihn hören. Er schuldete dem Jungen eine Entschuldigung.
»Einen halben Becher«, beharrte Unterblatt. »Ihr klingt, als könntet Ihr ihn brauchen.« Er füllte zwei Becher mit Wein und reichte einen Dunk. Ohne seine Rüstung sah er eher wie ein Händler als wie ein Ritter aus. »Ihr kommt wegen des Lösegeldes, nehme ich an.«
»Ja.« Dunk nahm den Wein. Vielleicht würde dadurch das Dröhnen in seinem Kopf nachlassen. »Ich habe mein Pferd, meine Waffen und meine Rüstung mitgebracht. Nehmt sie als Zeichen meines Respekts.«
Ser Uthor lächelte. »Und das ist die Stelle, an der ich sagen muss, dass Ihr einen beherzten Tjost geritten seid.«
Dunk fragte sich, ob beherzt das ritterliche Wort für »trampelig« war. »Das höre ich natürlich gern, aber …«
»Ich glaube, Ihr habt mich missverstanden, Ser. Wäre es zu aufdringlich von mir, Euch zu fragen, wie Ihr Eure Ritterschaft erlangt habt, Ser?«
»Ser Arlan von Hellerbaum hat mich in Flohloch bei der Schweinejagd aufgelesen. Sein alter Knappe war auf dem Rotgrasfeld erschlagen worden, also brauchte er jemanden, der sich um sein Pferd und seine Rüstung kümmert. Wenn ich ihn begleiten und dienen würde, so versprach er mir, würde er mich im Schwertkampf und mit der Lanze unterrichten und mir reiten beibringen. Also schloss ich mich ihm an.«
»Was für eine romantische Geschichte … Allerdings würde ich an Eurer Stelle die Schweine weglassen. Wo ist denn Euer Ser Arlan heute?«
»Er ist tot. Ich habe ihn begraben.«
»Ich verstehe. Habt Ihr ihn heim nach Hellerbaum gebracht?«
»Ich wusste nicht, wo das ist.« Dunk hatte das Hellerbaum des alten Mannes nie gesehen. Ser Arlan hatte selten darüber gesprochen, genauso selten wie Dunk über Flohloch. »Ich habe ihn auf der Westseite eines Hügels begraben, damit er den Sonnenuntergang sehen kann.« Der Feldstuhl ächzte bedrohlich unter seinem Gewicht.
Ser Uthor blieb sitzen. »Ich habe meine eigene Rüstung und ein besseres Pferd als Ihr. Wozu brauche ich einen alten Klepper und einen verbeulten, rostigen Panzer?«
»Die Rüstung hat der Stählerne Pat geschmiedet«, sagte Dunk ein wenig verärgert. »Ei hat sie gut gepflegt. Auf meiner Rüstung gibt es keine Rostflecken, und der Stahl ist gut und stark.«
»Stark und schwer«, beschwerte sich Ser Uthor, »und zu groß für einen Mann normaler Größe. Ihr seid so ungewöhnlich groß, Duncan der Große. Was das Pferd angeht, so ist es zum Reiten zu alt und zu sehnig, um es zu essen.«
»Donner ist nicht mehr der jüngste«, räumte Dunk ein, »und meine Rüstung ist groß, wie Ihr sagt. Aber Ihr könnt sie verkaufen. In Lennishort oder Königsmund gibt es genug Schmiede, die sie Euch abnehmen.«
»Für ein Zehntel des Wertes vielleicht«, sagte Ser Uthor, »und nur, um das Metall einzuschmelzen. Nein. Ich möchte süßes Silber, kein altes Eisen. Die Münzen des Reiches. Wollt Ihr Eure Waffen nun auslösen oder nicht?«
Dunk drehte den Weinbecher
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