Der Heckenritter von Westeros
Knaben. Und auch für den Fiedler. Wenn wenigstens er mich aus dem Sattel gestoßen hätte. Er nimmt keine Lösegelder an. Er wolle bloß das Drachenei, sagt er … das und die Freundschaft seiner besiegten Gegner. Er ist die Krone der Ritterlichkeit.«
Maynard Pflum lachte. »Die Fiedel der Ritterlichkeit, meint Ihr wohl. Dieser Junge fiedelt einen Sturm herbei, und wir sollten lieber verschwunden sein, ehe er losbricht.«
»Er nimmt keine Lösegelder?«, fragte Dunk. »Eine edle Geste.«
»Edle Gesten fallen nicht schwer, wenn der Beutel voller Gold ist«, sagte Ser Maynard. »Ihr könnt hieraus etwas lernen, Ser Duncan, wenn Ihr ein Fünkchen Verstand besitzt. Es ist noch nicht zu spät für Euch zu verschwinden.«
»Verschwinden? Wohin?«
Ser Maynard zuckte mit den Schultern. »Wohin auch immer. Winterfell. Sommerhall. Asshai am Schatten. Das spielt keine Rolle, es sollte nur weit genug fort sein. Nehmt Euer Pferd und Eure Rüstung und schleicht Euch zum Ausfalltor hinaus. Niemand wird Euch vermissen. Die Schnecke hat den nächsten Tjost im Kopf, und die anderen starren nur auf die Bahnen.«
Für einen Augenblick geriet Dunk in Versuchung. Mit Waffe und Pferd würde er wenigstens ein Ritter bleiben. Ohne war er nur ein Bettler. Ein großer Bettler, aber nichtsdestoweniger ein Bettler. Doch seine Waffen und seine Rüstung gehörten jetzt Ser Uthor. Und Donner ebenfalls. Lieber ein Bettler als ein Dieb. In Flohloch war er beides gewesen, als er mit Frettchen und Raff und Pudding durch die Stadt gezogen war, aber der alte Mann hatte ihn aus diesem Leben gerettet. Er wusste, was Ser Arlan von Hellerbaum auf Pflums Vorschlag erwidert hätte. Und da Ser Arlan tot war, sagte Dunk es an seiner Stelle. »Selbst ein Heckenritter hat seine Ehre.«
»Wollt Ihr lieber mit unbefleckter Ehre sterben, als mit befleckter leben? Nein, erspart es mir, ich weiß, was Ihr sagen werdet. Nehmt Euren Jungen und flieht, Galgenritter. Ehe Euer Wappen zu Eurem Schicksal wird.«
Dunk fuhr auf: »Was wisst Ihr schon über mein Schicksal? Hattet Ihr einen Traum, so wie Johan der Fiedler? Was wisst Ihr über Ei?«
»Ich weiß, dass es Eiern guttut, wenn sie sich von der Bratpfanne fernhalten«, sagte Pflum. »Weißstein ist kein guter Ort für den Jungen.«
»Wie habt Ihr Euch bei Eurem Tjost geschlagen, Ser?«, fragte Dunk.
»Oh, ich habe mich nicht in die Listen eintragen lassen. Die Zeichen standen schlecht. Wer wird das Drachenei gewinnen, was glaubt Ihr?«
Ich nicht, dachte Dunk. »Das wissen nur die Sieben. Ich nicht.«
»Wagt eine Vermutung, Ser. Ihr habt doch zwei Augen im Kopf.«
Er dachte kurz nach. »Der Fiedler?«
»Sehr gut. Würdet Ihr uns erklären, wieso Ihr auf ihn kommt?«
»Es ist … nur so ein Gefühl.«
»So geht es mir auch«, sagte Maynard Pflum. »Ich habe ein schlechtes Gefühl, was jene Jungen und Männer angeht, die zu dumm sind, unserem Fiedler aus dem Weg zu gehen.«
Ei striegelte Donner vor ihrem Zelt, doch sein Blick ging ins Leere. Der Junge hat meine Niederlage schwer genommen. »Das reicht«, rief Dunk. »Sonst ist Donner bald so kahl wie du.«
»Ser?« Ei ließ die Bürste fallen. »Ich wusste , eine dumme Schnecke kann Euch nicht so leicht umbringen, Ser.« Er schlang die Arme um ihn.
Dunk schnappte sich den Strohhut des Jungen und setzte ihn auf. »Der Maester sagt, du hast dich um meine Rüstung gekümmert?«
Ei holte sich entrüstet den Strohhut zurück. »Ich habe das Kettenhemd gescheuert und die Schützer, Halsberge und den Brustpanzer poliert, Ser, aber der Helm hat einen Riss und eine Beule, wo Ser Uthors Krönig getroffen hat. Ihr müsst ihn von einem Waffenschmied ausbessern lassen.«
»Soll Ser Uthor ihn ausbessern lassen. Er gehört jetzt ihm.« Kein Pferd, kein Schwert, keine Rüstung. Vielleicht nehmen mich die Zwerge in ihrer Truppe auf. Das wäre doch ein lustiger Anblick, wie sechs Zwerge mit Schweineblasen auf einen Riesen eindreschen. »Donner gehört ihm auch. Komm. Wir bringen ihm die Sachen und wünschen ihm alles Gute für den Rest des Turniers.«
»Jetzt, Ser? Wollt Ihr Donner nicht auslösen?«
»Womit, Junge? Mit Kieseln und Schafskötteln?«
»Ich habe darüber nachgedacht, Ser. Wenn Ihr etwas leihen könntet …«
Dunk schnitt ihm das Wort ab. »Niemand wird mir so viel leihen, Ei. Und warum sollten sie auch? Wer bin ich denn schon? Nur ein großer Trottel, der sich Ritter nannte, bis ihn eine Schnecke mit einem Stecken beinahe den Kopf vom Rumpf
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