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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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in den Händen und runzelte die Stirn. Der Becher bestand aus reinem Silber, und am Rand war eine Reihe goldener Schnecken eingelegt. Der Wein war ebenfalls golden und lag schwer auf der Zunge. »Wenn es nur ums Wollen ginge, so würde ich sofort zahlen. Allerdings …«
    »… habt Ihr keine zwei Hirsche, die ihre Geweihe ineinander verhaken könnten.«
    »Wenn Ihr … Wenn Ihr mir mein Pferd und meine Rüstung leihen würdet, könnte ich sie später freikaufen. Sobald ich die Münzen aufgetrieben habe.«
    Die Schnecke sah ihn belustigt an. »Wo wollt Ihr sie auftreiben, wenn ich fragen darf?«
    »Ich könnte in die Dienste eines Lords treten oder …« Es war schwierig, es auszusprechen. Er fühlte sich dabei wie ein Bettler. »Vielleicht dauert es ein paar Jahre, aber ich werde Euch auszahlen. Ich schwöre es.«
    »Bei Eurer Ehre als Ritter?«
    Dunk errötete. »Ich könnte mein Zeichen auf ein Pergament setzen.«
    »Das Gekritzel eines Heckenritters auf einem Fetzen Papier?« Ser Uthor verdrehte die Augen. »Damit könnte ich mir den Hintern abputzen. Mehr nicht.«
    »Ihr seid doch auch ein Heckenritter.«
    »Jetzt beleidigt Ihr mich. Ich reite, wohin ich will, und ich diene niemandem außer mir selbst, gewiss … Aber unter einer Hecke habe ich schon seit vielen Jahren nicht mehr geschlafen. Gasthäuser erscheinen mir sehr viel bequemer. Ich bin Turnier ritter, und zwar der beste, den Ihr finden könnt.«
    »Der Beste.« Die Arroganz machte Dunk wütend. »Der Lachende Sturm ist damit vielleicht nicht einverstanden, Ser. Und Leo Langdorn auch nicht, oder die Bestie von Bracken. In Aschfurt hat niemand von einer Schnecke gesprochen. Wie kann das sein, wenn Ihr so ein berühmter Turnierrecke seid?«
    »Habe ich etwa gesagt, ich sei ein großer Recke? Das würde Ruhm nach sich ziehen. Da wäre mir die Lustseuche lieber. Nein danke. Ich gewinne meinen nächsten Tjost, ja, aber im Finale werde ich fallen. Butterquell hat dreißig Drachen für den Ritter auf dem zweiten Platz ausgelobt, und das genügt mir … zusammen mit einigen guten Lösegeldern und den Gewinnen aus meinen Wetten.« Er deutete auf die Silberhirschen und Golddrachen auf dem Tisch. »Ihr seht mir aus wie ein gesunder und sehr großer Bursche. Größe beeindruckt die Narren, nur beim Lanzenstechen bedeutet sie wenig und noch viel weniger. Die Einsätze standen drei zu eins gegen mich. Lord Wasserblatt hat Will sogar fünf zu eins gegeben, der Dummkopf.« Er nahm einen Silberhirschen und brachte ihn mit dem langen Finger zum Kreiseln. »Der Alte Ochse wird als Nächstes fallen. Dann der Ritter der Weidenkätzchen, wenn er so weit kommt. Gegen beide könnte ich hohe Einsätze herausholen. Das gemeine Volk liebt seine Dorfhelden.«
    »In Ser Glendons Adern fließt Heldenblut«, platzte Dunk heraus.
    »Oh, das hoffe ich doch. Heldenblut sollte genügen für zwei zu eins. Hurenblut bringt nicht so gute Einsätze. Ser Glendon redet bei jeder Gelegenheit über seinen angeblichen Erzeuger, aber ist Euch schon einmal aufgefallen, dass er seine Mutter nie erwähnt? Aus gutem Grund. Er wurde von einer Marketenderin geboren. Sie hieß Jenne. Hellerjenne hat man sie genannt, bis zum Rotgrasfeld. In der Nacht vor der Schlacht war sie mit so vielen Männern im Bett, dass man sie von da an Rotgrasjenne nannte. Feuerball hatte sie vorher, ganz ohne Zweifel, aber außer ihm noch hundert andere Männer. Unser Freund Glendon ist doch recht dreist, scheint mir. Er hat nicht einmal rotes Haar.«
    Heldenblut, dachte Dunk. »Er sagt, er sei ein Ritter.«
    »Oh, das stimmt schon. Der Junge ist mit seiner Schwester in einem Bordell aufgewachsen, das › Die Weidenkätzchen‹ hieß. Nachdem Hellerjenne gestorben war, haben die anderen Huren für sie gesorgt und dem Burschen das Märchen erzählt, das sich seine Mutter ausgedacht hatte, dass er nämlich von Feuerball abstamme. Ein alter Knappe, der in der Nähe wohnte, bildete den Jungen aus, gegen Bier und Liebesdienste, doch als Knappe konnte er den kleinen Bastard nicht zum Ritter schlagen. Vor einem halben Jahr kam zufällig eine Schar Ritter in das Bordell, und ein gewisser Ser Morgan Bergmarkt schwärmte betrunken für Ser Glendons Schwester. Zufällig war das Mädchen noch Jungfrau, und Bergmarkt hatte nicht genug Geld, um für sie zu bezahlen. Daher kam es zu einem Kuhhandel. Ser Morgan schlug ihren Bruder zum Ritter, im Weidenkätzchen vor zwanzig Zeugen, und danach ging die kleine Schwester mit ihm nach oben und

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