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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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ließ ihr Blümchen pflücken. Das ist die ganze Geschichte.«
    Jeder Ritter durfte andere Männer zum Ritter schlagen. Als Dunk noch Ser Arlans Knappe gewesen war, hatte er Geschichten gehört, dass manche sich ihre Ritterschaft mit Gefälligkeiten oder Drohungen oder einem Beutel Silbermünzen kauften, doch nie mit der Jungfräulichkeit der Schwester. »Das ist nur eine Geschichte«, hörte er sich sagen. »Es kann nicht stimmen.«
    »Ich habe es von Kerbel Pimm gehört, der behauptet, als Zeuge des Ritterschlags dabei gewesen zu sein.« Ser Uthor zuckte mit den Schultern. »Heldensohn, Hurensohn oder beides. Wenn er gegen mich antritt, wird der Junge zu Boden gehen.«
    »Das Los könnte Euch einen anderen Gegner zuweisen.«
    Ser Uthor zog eine Augenbraue hoch. »Siegermann ist genauso versessen auf Silber wie jeder andere auch. Ich verspreche Euch, ich ziehe den Alten Ochsen, und dann den Jungen. Wollt Ihr darauf wetten?«
    »Für Wetten ist mir nichts geblieben.« Dunk wusste nicht, was ihm mehr Sorgen bereitete: dass die Schnecke den Turniermeister bestach, damit die Paarungen zustande kamen, die er sich wünschte, oder die Erkenntnis, dass sich der Mann ihn gewünscht hatte. Er erhob sich. »Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Mein Pferd und Schwert gehören Euch, dazu meine gesamte Rüstung.«
    Die Schnecke legte die Fingerspitzen aneinander. »Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit. Man kann Euch ja nicht jegliches Talent absprechen. Ihr fallt überaus vortrefflich.« Ser Uthors Lippen glänzten, als er lächelte. »Ich leihe Euch Euer Ross und Eure Rüstung … wenn Ihr in meine Dienste tretet.«
    »Dienste?« Dunk verstand nicht. »Was für Dienste? Ihr habt einen Knappen. Wollt Ihr eine Burg bemannen?«
    »Wenn ich eine Burg hätte. Um die Wahrheit zu sagen, bevorzuge ich ein gutes Gasthaus. Burgen sind so teuer im Unterhalt. Nein, in meinen Diensten müsstet Ihr an ein paar weiteren Turnieren teilnehmen. Zwanzig wären ausreichend. Das könnt ihr doch, oder? Ihr bekommt den zehnten Teil meiner Gewinne, und in Zukunft treffe ich Eure breite Brust, nicht Euren Kopf. Versprochen.«
    »Ich soll mit Euch durchs Land ziehen, um mich aus dem Sattel stoßen zu lassen?«
    Ser Uthor lachte freundlich. »Ihr seid so ein bärenstarker Kerl. Niemand wird glauben, dass Euch ein alter Mann mit runden Schultern und einer Schnecke auf dem Schild besiegt.« Er rieb sich das Kinn. »Übrigens braucht Ihr ein neues Wappen. Dieser Gehenkte ist wohl grimmig, ge wiss, aber … er hängt, oder etwa nicht? Tot und besiegt. Da bräuchte man etwas Eindrucksvolleres. Einen Bärenkopf. Einen Schädel. Oder drei Schädel wären noch besser. Einen Säugling, der auf einen Speer gespießt ist. Und lasst Euch das Haar wachsen und den Bart stehen. Je wilder und ungepflegter, desto besser. Es gibt mehr solcher kleinen Turniere, als man denkt. Mit den Quoten, die ich kriege, würden wir genug gewinnen, um uns ein Drachenei zu kaufen, bevor …«
    »… es sich herumgesprochen hat, dass ich ein Versager bin? Ich habe meine Rüstung verloren, nicht meine Ehre. Ihr bekommt Donner und meine Waffen, mehr nicht.«
    »Falscher Stolz führt an den Bettelstab, Ser. Es könnte Euch übler treffen, als mit mir zu reiten. Zumindest kann ich Euch das eine oder andere übers Lanzenstechen beibringen, von dem Ihr im Augenblick nicht die geringste Ahnung habt.«
    »Ihr wollt mich zum Narren machen.«
    »Das habe ich vorhin getan. Aber selbst Narren müssen essen.«
    Dunk hätte ihm am liebsten das Lächeln aus dem Gesicht geprügelt. »Jetzt verstehe ich die Schnecke auf Eurem Schild. Ihr seid kein wahrer Ritter.«
    »Und Ihr redet wie ein echter Dummkopf. Seid Ihr so blind und seht die Gefahr nicht, in der Ihr schwebt?« Ser Uthor stellte seinen Becher zur Seite. »Wisst Ihr, warum ich Euch am Kopf getroffen habe, Ser?« Er stand auf und tippte Dunk leicht auf die Brust. »Ein Krönig dort hätte Euch ebenso schnell zu Boden geworfen. Der Kopf ist ein kleineres Ziel und schwieriger zu treffen … aber dafür wahrscheinlich tödlicher. Man hat mich bezahlt, Euch dort zu treffen.«
    »Bezahlt?« Dunk wich vor ihm zurück. »Was meint Ihr damit?«
    »Sechs Drachen wurden im Voraus geboten, vier weitere bei Eurem Tod versprochen. Eine läppische Summe für das Leben eines Ritters. Seid dankbar dafür. Hätte man mir mehr angeboten, hätte ich Euch die Spitze meiner Lanze durch den Augenschlitz gerammt.«
    Dunk wurde wieder schwindlig. Warum

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