Der Heckenritter von Westeros
gestoßen hat.«
»Nun«, sagte Ei, »Ihr könnt Regen haben, Ser. Ich reite wieder auf Maester. Wir gehen nach Sommerhall. Dort tretet Ihr in die Dienste meines Vaters. Seine Ställe sind voller Pferde. Ihr bekommt ein Schlachtross und einen Zelter.«
Ei meinte es gut, aber Dunk konnte nicht nach Sommerhall zurückkriechen. Nicht so, ohne einen Heller und besiegt und ohne ein Schwert, das er anbieten konnte. »Junge«, sagte er, »du meinst es gut, aber ich möchte die Brosamen vom Tisch deines Hohen Vaters nicht. Und auch nichts aus seinen Ställen. Vielleicht trennen sich unsere Wege hier.« Dunk konnte immer noch in die Stadtwache von Lennishort oder Altsass eintreten. Dort waren große Männer gefragt. Ich habe mir die Birne schon an jedem Deckenbalken aller Gasthäuser zwischen Lennishort und Königsmund gestoßen. Vielleicht wird es Zeit, dass ich mal ein paar Münzen mit meiner Größe verdiene, statt mir ständig nur Beulen zu holen. Aber Männer der Wache hatten keine Knappen. »Ich habe dir beigebracht, was ich konnte, und das war wenig genug. Mit einem richtigen Waffenmeister, einem grimmigen alten Ritter, der dich ausbildet, wirst du lernen, an welchem Ende du die Lanze zu halten hast.«
»Ich will keinen richtigen Waffenmeister«, widersprach Ei. »Ich will Euch. Warum benutzen wir nicht meinen …«
»Nein. Das tun wir nicht. Davon will ich nichts hören. Geh und sammle meine Waffen zusammen. Wir werden sie Ser Uthor in aller gebotenen Höflichkeit übergeben. Unangenehme Dinge werden noch unangenehmer, wenn man sie aufschiebt.«
Ei stampfte mit dem Fuß auf, dann sackten seine Schultern nach unten und hingen so schlaff herab wie sein Hut. »Ja, Ser. Wie Ihr sagt.«
Von außen sah Ser Uthors Zelt schlicht aus: ein viereckiger Kasten aus graubraunem Segeltuch, das mit Hanfseilen im Boden verankert war. Der einzige Schmuck war eine silberne Schnecke an der Mittelstange über einem langen grauen Lanzenfähnchen.
»Warte hier«, sagte Dunk zu Ei. Der Junge hatte Donner geführt. Das große braune Schlachtross war mit Dunks Waffen und Rüstung beladen, sogar mit seinem neuen alten Schild. Der Galgenritter. Was für einen jämmerlichen geheimnisvollen Ritter ich doch abgegeben habe. »Es dauert nicht lange.« Er duckte sich und betrat das Zelt.
Nach dem Äußeren überraschte ihn die bequeme Einrichtung im Inneren. Der Boden war mit bunten myrischen Teppichen bedeckt. Um einen verzierten Klapptisch standen Feldstühle. Auf dem Federbett lagen weiche Kissen, und im Kohlenbecken brannte Weihrauch.
Ser Uthor saß am Tisch. Vor ihm lag ein Haufen Gold und Silber. Eine Flasche Wein stand neben seinem Ellbogen. Er zählte die Münzen mit seinem Knappen, einem schlaksigen Kerl, der ungefähr so alt war wie Dunk. Von Zeit zu Zeit biss die Schnecke auf eine Münze oder legte eine zur Seite. »Ich sehe, ich muss dir noch einiges beibringen, Will«, hörte Dunk ihn sagen. »An dieser Münze fehlt etwas, und hier ist etwas abgeschabt. Und die hier?« Ein Goldstück tanzte über seine Finger. »Schau dir die Münzen an, ehe du sie annimmst. Sag mir, was du siehst.« Der Drache drehte sich durch die Luft. Will wollte ihn fangen, aber die Münze prallte von seinen Fingern ab und landete auf dem Boden. Er musste sich hinknien und sie suchen. Als er sie gefunden hatte, drehte er sie zweimal um, ehe er sagte: »Die hier ist gut, M’lord. Auf der einen Seite ist ein Drache und ein König auf der anderen …«
Unterblatt sah zu Dunk. »Der Gehenkte. Gut zu sehen, dass Ihr wieder auf den Beinen seid, Ser. Ich hatte schon befürchtet, Euch getötet zu haben. Wollt Ihr mir den Gefallen erweisen und meinem Knappen erklären, was es mit den Drachen auf sich hat? Will, gebt die Münze Ser Duncan.«
Dunk hatte keine andere Wahl, als sie zu nehmen. Er hat mich aus dem Sattel gestoßen, muss ich mich jetzt auch noch für ihn zum Narren machen? Stirnrunzelnd betrachtete er die Münze in seiner Hand von beiden Seiten und probierte sie. »Gold, nicht abgeschabt, und es fehlt auch nichts. Das Gewicht scheint zu stimmen. Ich hätte sie auch genommen, M’lord. Was stimmt nicht daran?«
»Der König.«
Dunk sah ihn sich genauer an. Das Gesicht auf der Münze war jung, glattrasiert und hübsch. König Aerys war auf seinen Münzen bärtig, das Gleiche galt für den alten König Aegon. König Daeron, der zwischen ihnen geherrscht hatte, war ebenfalls glattrasiert gewesen, doch das Bildnis stellte nicht ihn dar. Allerdings wirkte
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