Der Heckenritter von Westeros
noch gegeneinander, und der Wind peitschte Ser Robyns Haar, während die Splitter zerbrochener Lanzen wie hölzerne Messer um sein entblößtes Gesicht flogen, was Dunk umso erstaunlicher fand, als Ei ihm erzählte, dass Ser Robyn keine fünf Jahre zuvor sein Auge durch einen Lanzensplitter verloren hatte. Leo Tyrell war zu ritterlich, um mit einer Lanze auf Ser Robyns ungeschützten Kopf zu zielen, aber dennoch setzte Rhyslings störrischer Mut (oder war es Torheit?) Dunk in Erstaunen. Schließlich traf der Lord von Rosengarten Ser Robyns Brustpanzer mit einem dumpfen Aufprall direkt über dem Herzen, so dass er sich in hohem Bogen überschlagend zu Boden ging.
Ser Lyonel Baratheon schlug sich gleichfalls bemerkenswert. Bei schwächeren Gegnern brach er nicht selten in brüllendes Gelächter aus, wenn sie seinen Schild berührten, und er lachte die ganze Zeit, während er aufsaß und losritt und sie aus den Steigbügeln stieß. Wenn die Herausforderer einen Kamm irgendwelcher Form an den Helmen hatten, schlug Ser Lyonel sie ihnen vom Kopf und schleuderte sie in die Menge. Die Kämme waren Zierat, aus Holz geschnitzt oder aus Leder zugeschnitten, und manchmal vergoldet und emailliert oder aus reinem Silber gegossen, daher hielten die Männer, die er besiegte, wenig von dieser Angewohnheit, auch wenn sie ihn beim gemeinen Volk überaus beliebt machte. Nicht mehr lange, und nur noch Männer ohne Helmschmuck forderten ihn heraus. Aber so laut und oft Ser Lyonel auch einen Herausforderer niederlachte, Dunk fand, dass der Ruhm des Tages an Ser Umfried Hardyng gehen sollte, der vierzehn Ritter demütigte, die alle ernstzunehmende Gegner waren.
Derweil saß der Junge Prinz vor seinem schwarzen Zelt, trank aus seinem silbernen Kelch und erhob sich von Zeit zu Zeit, um auf sein Pferd zu steigen und einen weiteren mittelmäßigen Gegner zu besiegen. Er hatte neun Siege errungen, aber Dunk fand, dass jeder einzelne davon hohl war. Er schlägt alte Männer und aufgestiegene Knappen und ein paar Lords von hoher Geburt und geringem Geschick. Die wahrhaft gefährlichen Männer reiten an seinem Schild vorbei, als würden sie ihn gar nicht sehen.
Am Nachmittag verkündete ein Fanfarenstoß, dass ein neuer Herausforderer in das Turnier eingetreten war. Er ritt auf einem großen rotbraunen Schlachtross daher, dessen schwarzer Plattenpanzer Schlitze hatte, durch die man Gelb, Purpurrot und Orange erkennen konnte. Als er sich der Zuschauertribüne näherte, um seinen Gruß zu entrichten, sah Dunk das Gesicht unter dem hochgeklappten Visier und erkannte den Prinzen, der ihm in Lord Aschfurts Stall begegnet war.
Eis Beine schlossen sich um seinen Hals. »Hör auf damit «, bellte Dunk und zerrte sie auseinander. »Willst du mich erwürgen?«
»Prinz Aerion Leuchtflamme«, verkündete ein Herold, »aus dem Roten Bergfried in Königsmund, Sohn von Maekar, Prinz von Sommerhall aus dem Hause Targaryen, Enkel von Daeron dem Guten, Zweiter seines Namens, König der Andalen, der Rhoynar und der Ersten Menschen, und Herr der Sieben Königslande.«
Aerion trug einen dreiköpfigen Drachen auf dem Schild, allerdings in ungleich leuchtenderen Farben als der von Valarr; ein Kopf war orange, einer gelb, einer rot, und die Flammen, die sie spuckten, hatten die Farbe von Goldlack. Sein Waffenrock zeigte Wirbel aus Rauch und Feuer, die ineinander übergingen, und sein schwarzer Helm wurde von einem Kamm roter Emailleflammen geziert.
Nach einer Pause, um die Lanze vor Prinz Baelor zu neigen, einer so kurzen Pause, dass sie fast nachlässig zu nennen war, galoppierte er zum Nordende des Felds, an den Zelten von Lord Leo und dem Lachenden Sturm vorbei, und wurde erst langsamer, als er sich Prinz Valarrs Zelt näherte. Der Junge Prinz erhob sich und stellte sich steif neben seinen Schild, und einen Augenblick war Dunk überzeugt, dass Aerion darauf klopfen würde … Aber dann lachte er und trabte vorbei und schlug mit der Lanzenspitze hart auf die Rauten von Ser Umfried Hardyng. »Kommt heraus, kommt heraus, kleiner Ritter«, sang er mit lauter, deutlicher Stimme, »es wird Zeit, dass Ihr Euch dem Drachen stellt. «
Ser Umfried neigte steif den Kopf vor seinem Gegner, während sein Streitross gebracht wurde, und schenkte ihm danach gar keine Beachtung mehr, stieg auf, setzte den Helm auf und nahm Lanze und Schild. Die Zuschauer wurden still, als die beiden Ritter ihre Plätze einnahmen. Dunk hörte das Klirren, als Prinz Aerion sein Visier zuklappte.
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