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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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und der Amboss?« Der Schnurrbart des alten Mannes zuckte. »Die Sänger lassen viel und noch viel mehr aus. Daemon war an diesem Tag der Krieger in Person . Niemand konnte gegen ihn bestehen. Er zerschmetterte Lord Arryns Vorhut und erschlug den Ritter von Neunsternen und den Wilden Wyl Waynwald, ehe er auf Ser Gwayn Corbray von der Königsgarde traf. Fast eine Stunde lang umtanzten sie sich auf ihren Pferden und droschen aufeinander ein, während um sie herum Männer starben. Es heißt, wann immer Schwarzfeuer und Lady Einsam klirrend aufeinandertrafen, konnte man es meilenweit hören. Zur Hälfte war es ein Lied, zur Hälfte ein Schrei, heißt es. Aber als die Lady am Ende ermüdete, stieß Schwarzfeuer durch Ser Gwayns Helm, und er blieb blind und blutend liegen. Daemon stieg ab und sorgte dafür, dass sein gefallener Gegner nicht zertrampelt wurde, und er befahl Rothauer, ihn zu den Maestern in der Nachhut zu bringen. Das war sein tödlicher Fehler, denn die Rabenzähne hatten die Spitze des Trauerbergs erobert, und Blutrabe sah die königliche Standarte seines Halbbruders dreihundert Schritt entfernt und Daemon und seine Söhne darunter. Zunächst erschlug er Aegon, den älteren der Zwillinge, denn er wusste, Daemon würde den Jungen nicht im Stich lassen, solange sein Körper noch warm war, auch wenn die weißen Schäfte wie Hagel niedergingen. Und das tat er auch nicht, obwohl ihn sieben Pfeile durchbohrten, die gleichermaßen von Magie wie von Blutrabes Bogen getrieben wurden. Der junge Aemon nahm Schwarzfeuer auf, als die Klinge seinem sterbenden Vater aus den Händen glitt, und so erschlug Blutrabe auch ihn, den jüngeren der Zwillinge. Und so starben der Schwarze Drache und seine Söhne.
    Danach ereignete sich noch viel und noch viel mehr, ich weiß. Einiges habe ich selbst gesehen … die Flucht der Rebellen, Bitterstahl, der den Rückzug unterbrach und zu seinem verrückten Angriff überging … sein Kampf mit Blutrabe, nur dem, den Daemon mit Gwayn Corbray ausfocht, an kämpferischem Geschick unterlegen … Prinz Baelors Hammerschlag gegen die Nachhut der Rebellen, die Schreie der Dornischen, als sie die Luft mit ihren Speeren füllten … Am Ende des Tages jedoch spielte das alles keine Rolle. Der Krieg war mit Daemons Tod beendet.
    So knapp … Wäre Daemon über Gwayn Corbray hinweggeritten und hätte ihn seinem Schicksal überlassen, hätte er vielleicht Maekars linke Flanke aufbrechen können, ehe Blutrabe die Anhöhe einnahm. Dann hätte der Tag den Schwarzen Drachen gehört, die Hand wäre erschlagen gewesen und der Weg nach Königsmund frei. Daemon hätte längst auf dem Eisernen Thron sitzen können, bevor Prinz Baelor mit seinen Sturmlords und Dornischen auf dem Schlachtfeld eintraf.
    Die Sänger mögen weiter von ihrem Hammer und ihrem Amboss singen, Ser, aber es war Blutrabe, der die Sache mit einem weißen Pfeil und einem schwarzen Zauberspruch entschied. Er ist es auch, der uns jetzt regiert, macht Euch da nichts vor. König Aerys ist sein Geschöpf. Es würde mich nicht verwundern, wenn Blutrabe auch Seine Gnaden verzaubert hat, um den König seinem Willen zu unterwerfen. Kein Wunder, dass wir verflucht sind.« Ser Konstans schüttelte den Kopf und verfiel in brütendes Schweigen. Dunk fragte sich, wie viel davon Ei mit angehört hatte, doch konnte er ihn nicht fragen. Wie viele Augen hat Lord Blutrabe?, dachte er.
    Inzwischen war der Tag sehr heiß geworden. Sogar die Fliegen sind geflohen, fiel Dunk auf. Fliegen haben mehr Verstand als Ritter. Sie gehen nicht in die Sonne. Er fragte sich, ob man ihm und Ei auf Kaltgraben etwas anbieten würde. Ein Krug kühlen braunen Bieres ließe sich gut vertragen. Dunk freute sich bereits angesichts dieser Aussicht, als ihm einfiel, dass Ei ihm erzählt hatte, die Rote Witwe habe ihre Ehemänner vergiftet. Der Durst verging ihm sofort. Es gab Schlimmeres als eine trockene Kehle.
    »Es gab eine Zeit, da besaß das Haus Osgrau alles Land im Umkreis vieler Wegstunden, von Nonnweiler im Osten bis nach Kopfstein«, sagte Ser Konstans. »Kaltgraben gehörte uns und die Hufeisenberge, die Höhlen im Tollkühnen Berg, die Dörfer Dosk und Klein-Dosk und Weinboden, beide Seiten des Laubsees … Osgrau-Mädchen heirateten Florents, Swanns und Tarbecks, sogar Hohenturms und Schwarzhains.«
    Der Saum von Wats Wald kam in Sicht. Dunk beschattete die Augen mit einer Hand und betrachtete das Grün blinzelnd. Jetzt beneidete er Ei um seinen Schlapphut. Zumindest

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