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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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finden wir dort ein wenig Schatten.
    »Wats Wald erstreckte sich einst bis nach Kaltgraben«, erzählte Ser Konstans. »Ich weiß nicht mehr, wer Wat war. Vor der Eroberung konnte man in seinem Wald allerdings noch Auerochsen finden und große Elche von mehr als zwanzig Handbreit Größe. Es gab dort mehr Rotwild, als ein Mann in seinem Leben jagen konnte, und außer dem König und dem Gescheckten Löwen durfte dort niemand jagen. Noch zu Zeiten meines Vaters standen die Bäume auf beiden Seiten des Flusses, aber die Spinnen haben den Wald gerodet, um Weiden für ihre Kühe und Schafe und Pferde anzulegen.«
    Ein dünnes Rinnsal Schweiß lief Dunk über die Brust. Er erwischte sich bei dem inständigen Wunsch, sein Lehnsherr möge schweigen. Es ist zu heiß zum Reden. Es ist zu heiß zum Reiten. Es ist einfach verdammt zu heiß für alles.
    Im Wald stießen sie auf den Kadaver einer großen braunen Baumkatze, in dem es von Maden wimmelte. »Igitt«, sagte Ei und lenkte Maester in weitem Bogen darum herum. »Das stinkt ja schlimmer als Ser Bennis.«
    Ser Konstans zügelte sein Pferd. »Eine Baumkatze. Ich wusste nicht, dass in diesem Wald noch welche leben. Was sie wohl getötet hat?« Da niemand antwortete, fuhr er fort: »Ich werde hier umkehren. Bleibt nur immer auf dem West weg, der führt Euch direkt nach Kaltgraben. Habt Ihr die Münzen?« Dunk nickte. »Gut. Bringt mir mein Wasser zurück, Ser.« Der alte Ritter trabte den Weg zurück, den er gekommen war.
    Nachdem er verschwunden war, sagte Ei: »Ich habe darüber nachgedacht, wie Ihr mit Lady Weber sprechen solltet, Ser. Am besten gewinnt Ihr sie mit galanten Komplimenten.« Der Junge sah so kühl und frisch in seinem gescheckten Wams aus wie Ser Konstans in seinem Mantel.
    Bin ich der Einzige, der schwitzt? »Galante Komplimente«, wiederholte Dunk. »Was für galante Komplimente?«
    »Ihr wisst schon, Ser. Sagt ihr, wie hübsch und schön sie aussieht.«
    Dunk hatte da seine Zweifel. »Sie hat vier Männer überlebt, eigentlich muss sie so alt sein wie Lady Vaith. Wenn ich ihr sage, wie hübsch und schön sie ist, obwohl sie in Wirklichkeit alt und warzig ist, wird sie mich für einen Lügner halten.«
    »Ihr müsst einfach etwas finden, das zutrifft. So macht es mein Bruder Daeron. Selbst die hässlichsten alten Huren können schönes Haar oder wohlgeformte Ohren haben, sagt er.«
    »Wohlgeformte Ohren?« Dunks Zweifel wuchsen.
    »Oder hübsche Augen. Sagt ihr, dass ihr Kleid die Farbe ihrer Augen zur Geltung bringt.« Der Bursche dachte einen Moment lang nach. »Solange sie nicht nur ein Auge hat, wie Lord Blutrabe.«
    Mylady, dieses Kleid bringt die Farbe Eures Auges zur Geltung. Dunk hatte gehört, wie Ritter und kleine Lords den Damen solche Höflichkeiten zuraunten. Edle Dame, dieses Kleid ist wunderschön. Es bringt die Farbe Eurer beiden lieblichen Augen zur Geltung. Manche der Damen waren alt und dürr gewesen oder fett und im Gesicht gerötet, pockennarbig und reizlos, doch alle trugen Kleider und hatten zwei Augen, und soweit sich Dunk erinnerte, hatten ihnen die blumigen Worte gefallen. Welch liebliches Kleid, Mylady. Es bringt die liebliche Schönheit Eurer wunderschön gefärbten Augen zur Geltung. »Das Leben eines Heckenritters ist einfacher«, seufzte Dunk verdrossen. »Wenn ich etwas Falsches sage, wird sie mich mit Steinen in einen Sack stecken und in den Burggraben werfen.«
    »Ich bezweifele, dass sie einen so großen Sack hat, Ser«, erwiderte Ei. »Wir könnten stattdessen meinen Stiefel benutzen.«
    »Nein«, knurrte Dunk, »können wir nicht.«
    Als sie Wats Wald hinter sich ließen, befanden sie sich ein gutes Stück flussaufwärts des Dammes. Das Wasser stand hier so hoch, dass Dunk das kühle Bad hätte nehmen können, von dem er geträumt hatte. Tief genug, um einen Mann zu ertränken, dachte er. Am anderen Ufer zweigte der Fluss in einen Graben westwärts ab. Der Graben zog sich an der Straße entlang und versorgte viele kleinere Kanäle. Sobald wir den Fluss überquert haben, sind wir im Machtbereich der Witwe. Dunk fragte sich, auf was er sich da eingelassen hatte. Er war nur ein Mann, und ein Junge von zehn Jahren stand ihm als Rückendeckung zur Verfügung.
    Ei fächelte sich Luft ins Gesicht. »Ser? Warum haben wir angehalten?«
    »Haben wir nicht.« Dunk trieb sein Pferd in den Fluss, und das Wasser spritzte hoch. Ei folgte auf dem Maultier. Das Wasser stieg Donner bis an den Bauch, ehe es wieder flacher wurde. Tropfend

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