Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
Wasser. »Hilf mir, es in den Zuber zu schütten!«, verlangte Dunk von dem Jungen. Gemeinsam hievten sie den Kessel vom Herd und schleppten ihn durch den Keller zu dem hölzernen Zuber. »Ich weiß nicht, wie man mit hochgeborenen Damen redet«, gestand er beim Eingießen. »In Dorne hätten wir beide beinahe aufgrund meiner Worte zu Lady Vaith das Leben verloren.«
    »Lady Vaith war verrückt«, erinnerte Ei ihn, »dennoch hättet Ihr höflicher sein können. Die Damen mögen es, wenn man höflich ist. Wenn Ihr die Rote Witwe so retten würdet, wie ihr dieses Puppenmädchen vor Aerion gerettet habt …«
    »Aerion ist in Lys, und die Witwe muss nicht gerettet werden.« Über Tanselle wollte er nicht sprechen. Tanselle Zu-Groß hieß sie, aber für mich war sie nicht zu groß.
    »Also«, sagte der Junge, »manche Ritter singen ihren Damen galante Lieder vor, oder sie spielen die Laute.«
    »Ich habe keine Laute.« Dunk wirkte verdrießlich. »Und in der Nacht in Plankenstadt, als ich zu viel getrunken hatte, hast du gesagt, ich würde wie ein Ochse in der Schlammsuhle singen.«
    »Das hatte ich vergessen, Ser.«
    »Wie konntest du das vergessen?«
    »Ihr habt mir befohlen, es zu vergessen, Ser«, gab Ei unschuldig zurück. »Ihr habt gesagt, es würde eine Ohrfeige setzen, wenn ich es noch einmal erwähnte.«
    »Ich werde nicht singen.« Obwohl er eine gute Stimme hatte, war das einzige Lied, das er bis zum Ende kannte, »Der Bär und die Jungfrau hehr«. Er bezweifelte allerdings, dass er Lady Weber damit für sich gewinnen würde. Der Kessel dampfte wieder. Sie schleppten ihn zum Zuber und kippten ihn hinein.
    Ei holte Wasser, um den Kessel ein drittes Mal zu füllen, dann kletterte er auf den Brunnen. »In Kaltgraben solltet Ihr besser nichts essen und trinken, Ser. Die Rote Witwe hat alle ihre Gatten vergiftet.«
    »Ich will sie ja nicht heiraten. Sie ist eine hochgeborene Dame, und ich bin Dunk aus Flohloch, schon vergessen?« Er runzelte die Stirn. »Wie viele Ehemänner hatte sie denn schon, weißt du das?«
    »Vier«, sagte Ei, »aber keine Kinder. Wann immer sie niederkommt, erscheint des Nachts ein Dämon und holt sich ihre Nachkommenschaft. Buckel-Sams Weib sagt, sie habe ihre ungeborenen Kinder an den Herrn der Sieben Höllen verkauft, damit er sie in seinen Schwarzen Künsten unterweist.«
    »Hochgeborene Damen geben sich nicht mit Schwarzen Künsten ab. Sie tanzen und singen und sticken.«
    »Vielleicht tanzt sie mit Dämonen und stickt böse Zaubersprüche«, malte sich Ei voller Wonne aus. »Und woher wollt Ihr wissen, was hochgeborene Damen tun und was nicht, Ser? Lady Vaith ist die Einzige, die Ihr je kennengelernt habt.«
    Das war unverschämt, entsprach allerdings der Wahrheit. »Möglicherweise kenne ich keine hochgeborenen Damen, doch kenne ich dafür einen Jungen, der es geradezu auf eine Ohrfeige anlegt.« Dunk rieb sich den Nacken. Nach einem Tag im Kettenhemd waren die Muskeln jedes Mal hart wie Holz. »Du kennst einige Königinnen und Prinzessinnen. Haben die etwa mit Dämonen getanzt und schwarze Künste betrieben?«
    »Lady Shiera schon. Lord Blutrabes Mätresse. Sie badet in Blut, um ihre Schönheit zu erhalten. Und einmal hat mir meine Schwester Rhae einen Liebestrunk ins Getränk geschüttet, damit ich sie heirate und nicht meine Schwester Daella.«
    Ei sprach über Inzest, als wäre es das Natürlichste der Welt. Für ihn ist es das. Die Targaryen verheirateten schon seit Jahrhunderten Bruder mit Schwester, um das Blut des Drachen rein zu erhalten. Der letzte lebende Drache mochte vor Dunks Geburt gestorben sein, die Drachenkönige pflegten jedoch ihre Traditionen. Vielleicht nehmen die Götter es ihnen nicht übel, wenn sie ihre Schwestern heiraten. »Hat der Trank gewirkt?«, fragte Dunk.
    »Hätte er«, sagte Ei, »aber ich habe ihn ausgespuckt. Ich will keine Frau, ich will ein Ritter der Königsgarde werden und nur leben, um dem König zu dienen und ihn zu verteidigen. Angehörige der Königsgarde müssen einer Heirat abschwören.«
    »Das ist sehr edel, aber wenn du älter bist, wirst du möglicherweise lieber ein Mädchen haben wollen als einen weißen Mantel.« Dunk dachte dabei an Tanselle Zu-Groß und das Lächeln, das sie ihm in Aschfurt geschenkt hatte. »Ser Konstans hat gesagt, ich sei der Schlag Mann, mit dem er seine Tochter gerne verheiratet hätte. Sie hieß Alysanne.«
    »Sie ist tot, Ser.«
    »Ich weiß, dass sie tot ist«, sagte Dunk verärgert. »Wenn sie noch

Weitere Kostenlose Bücher