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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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kamen sie auf der Seite der Witwe ans Ufer. Vor ihnen erstreckte sich der Graben gerade wie ein Speer und glänzte grün und golden in der Sonne.
    Mehrere Stunden später erblickten sie die Türme von Kaltgraben vor sich, und Dunk hielt an, legte sein gutes dornisches Hemd an und lockerte das Langschwert in der Scheide. Die Klinge sollte nicht feststecken, falls er sie ziehen musste. Ei rüttelte ebenfalls am Griff seines Dolches und machte eine ernste Miene unter seinem verbeulten Strohhut. Seite an Seite ritten sie weiter, Dunk auf dem großen Schlachtross, der Junge auf seinem Maultier, und das Osgrau-Banner flatterte lustlos an seiner Stange.
    Kaltgraben war in gewisser Weise eine Enttäuschung nach allem, was Ser Konstans darüber erzählt hatte. Verglichen mit Sturmkap oder Rosengarten oder anderen Sitzen von Lords, die Dunk gesehen hatte, war es eine bescheidene Burg … aber immerhin war es eine Burg, kein befestigter Wohnturm. Die zinnenbewehrten Außenmauern ragten neun Meter in die Höhe, an jeder Ecke stand ein Turm, der anderthalb mal so groß war wie Trotzburg. Von jedem Türmchen und jeder Spitze hingen die schwarzen Banner der Webers herab, und auf jedem war die gefleckte Spinne auf silbernem Netz zu sehen.
    »Ser?«, sagte Ei. »Das Wasser. Schaut, wo es hinfließt.«
    Der Graben entlang der Straße endete unter der Ostmauer von Kaltgraben und ergoss sich in den Burggraben. Beim Plätschern des fallenden Wassers knirschte Dunk mit den Zähnen. Sie wird mein Geschecktes Wasser nicht bekommen. »Los«, sagte er zu Ei.
    Über dem Bogen des Haupttors hing eine Reihe Spinnenbanner schlaff in der stillen Luft, darüber war ein älteres Wappen tief in den Stein geschlagen. Wind und Wetter von Jahrhunderten hatten ihm zugesetzt, doch war es immer noch deutlich zu erkennen: ein grimmiger Löwe in Rauten. Das Tor darunter stand offen. Während sie über die Zugbrücke klapperten, bemerkte Dunk, wie tief das Wasser im Burggraben gefallen war. Um wenigstens zwei Meter, schätzte er.
    Zwei Männer mit Spießen versperrten ihnen am Fallgitter den Weg. Einer hatte einen dichten schwarzen Bart, der andere nicht. Der Bärtige wollte den Grund ihres Besuches wissen. »Mylord von Osgrau hat mich geschickt, um mit Lady Weber zu verhandeln«, erklärte Dunk ihm. »Ich bin Ser Duncan der Große.«
    »Nun, dass es nicht Bennis ist, habe ich schon gesehen«, sagte die bartlose Wache. »Wir hätten ihn auch schon von Weitem gerochen.« Ihm fehlte ein Zahn, und über seinem Herz war die gefleckte Spinne aufgenäht.
    Der Bärtige blinzelte Dunk misstrauisch an. »Niemand wird von der Lady empfangen, bevor Langzoll nicht die Erlaubnis gibt. Ihr kommt mit mir. Euer Stallbursche kann bei den Pferden bleiben.«
    »Ich bin ein Knappe, kein Stallbursche«, beschwerte sich Ei. »Bist du blind oder nur dumm?«
    Die bartlose Wache brach in Gelächter aus. Der Bärtige setzte dem Jungen die Spitze seines Speeres an die Kehle. »Sag das noch mal.«
    Dunk gab Ei eine Ohrfeige. »Du hältst den Mund und kümmerst dich um die Pferde«, befahl er und stieg ab. »Ich werde Ser Lukas aufsuchen.«
    Der Bärtige senkte den Speer. »Er ist im Hof.«
    Sie gingen unter dem eisernen Fallgitter und den Mordlöchern hindurch, ehe sie in den Außenhof gelangten. In den Zwingern bellten Hunde, und Dunk hörte Gesang durch die Bleiglasfenster einer siebeneckigen Holzsepte. Vor der Schmiede beschlug ein Schmied ein Schlachtross und ließ sich von seinem Lehrling helfen. In der Nähe schoss ein Knappe Pfeile auf Zielscheiben, und ein sommersprossiges Mädchen mit langem Zopf tat es ihm Schuss um Schuss gleich. Eine Übungspuppe drehte sich ruckartig, denn ein halbes Dutzend Ritter in gepolsterten Wämsern stachen abwechselnd auf sie ein.
    Ser Lukas Langzoll fanden sie zwischen den Beobachtern der Waffenübung, wo er sich mit einem großen dicken Septon unterhielt, der noch übler schwitzte als Dunk. Er war ein runder weißer Teigkloß von einem Mann, dessen Robe so feucht war, als hätte er sie gerade beim Baden getragen. Zollfeld wirkte neben ihm wie eine Lanze, steif und gerade und sehr groß … wenn auch nicht so groß wie Dunk. Fast zwei Meter, schätzte Dunk, und jeder Zentimeter ist stolzer als der darunter. Obwohl er schwarze Seide und Silbertuch trug, sah Ser Lukas so kühl aus, als mache er einen Spaziergang auf der Mauer.
    »Mylord«, grüßte die Wache ihn. »Der hier kommt vom Hühnerturm und möchte eine Audienz bei der Lady.«
    Der Septon

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