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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Targaryenkönig seit der Eroberung geführt hat … Er legte das Schwert in Daemons Hände, an dem Tag, an dem er ihn zum Ritter schlug, einen Jungen von zwölf Jahren.«
    »Mein Vater sagt, das habe er getan, weil Daemon ein Schwertkämpfer war und Daeron nicht«, wandte Ei ein. »Warum sollte man ein Pferd einem Mann geben, der nicht reiten kann? Das Schwert war nicht das Königreich, sagt er.«
    Die Hand des alten Ritters zuckte so heftig, dass Wein aus dem Silberbecher spritzte. »Dein Vater ist ein Narr.«
    »Ist er nicht«, sagte der Junge.
    Osgrau verzog das Gesicht wütend. »Du hast eine Frage gestellt, und ich habe sie dir beantwortet, aber deine Unverschämtheit werde ich mir nicht bieten lassen. Ser Duncan, ihr solltet den Jungen öfter verprügeln. Seine Höflichkeit lässt sehr zu wünschen übrig. Wenn es sein muss, erledige ich das selbst …«
    »Nein«, unterbrach Dunk ihn. »Das werdet Ihr nicht, Ser.« Er hatte seine Entscheidung getroffen. »Es ist dunkel. Wir brechen beim ersten Licht auf.«
    Ser Konstans starrte ihn verzweifelt an. »Ihr brecht auf?«
    »Wir verlassen Trotzburg. Wir verlassen Eure Dienste.« Ihr habt uns belogen. Nennt es, wie Ihr wollt, es war nicht ehrenhaft. Er knöpfte seinen Mantel auf, rollte ihn zusammen und legte ihn dem alten Mann in den Schoß.
    Osgrau kniff die Augen zusammen. »Hat diese Frau Euch angeboten, Euch in ihre Dienste zu nehmen? Verlasst Ihr mich, um bei der Hure ins Bett zu steigen?«
    »Ich weiß nicht, ob sie eine Hure ist«, erwiderte Dunk, »oder eine Hexe oder eine Giftmischerin oder auch nichts von alledem. Aber das spielt keine Rolle. Wir ziehen in die Hecken, nicht nach Kaltgraben.«
    »In die Gräben, meint Ihr. Ihr verlasst mich und streift wie die Wölfe durch die Wälder, um ehrlichen Männern auf der Straße aufzulauern.« Seine Hand zitterte. Der Becher glitt ihm aus den Fingern, der Wein floss heraus, während der Becher über den Boden rollte. »Dann geht. Geht. Ich will Euch nicht mehr sehen. Ich hätte Euch niemals aufnehmen sollen. Geht!«
    »Wie Ihr wünscht, Ser.« Dunk winkte, und Ei folgte.
    Diese letzte Nacht wollte Dunk so weit wie möglich entfernt von Konstans Osgrau verbringen, daher schliefen sie im Keller bei den übrigen Männern von Trotzburgs kläglichem Heer. Es wurde eine ruhelose Nacht. Lem und der rotäugige Pat schnarchten beide, der eine laut, der andere beharrlich. Feuchter Dunst füllte den Keller, stieg durch die Falltür aus den tiefer gelegenen Gewölben nach oben. Dunk warf sich auf dem kratzenden Bett hin und her, döste im Halbschlaf und erwachte jäh in der Finsternis. Die Stiche, die er im Wald davongetragen hatte, juckten entsetzlich, und im Stroh saßen zudem die Flöhe. Bald bin ich fort von hier, bin ich diesen alten Mann los und Ser Bennis und die anderen auch. Vielleicht war es an der Zeit, Ei nach Sommerhall zurückzubringen, damit er seinen Vater besuchen konnte. Am Morgen würde er den Jungen fragen.
    Allerdings schien der Morgen noch weit entfernt. Dunk schwirrte der Kopf von Drachen, roten und schwarzen … von gescheckten Löwen, alten Schilden, abgestoßenen Stiefeln … von Flüssen und Burggräben und Dämmen, von Schriftstücken, die mit dem großen Siegel des Königs versehen waren und die er nicht lesen konnte.
    Und auch von ihr, der Roten Witwe, Rohanne von Kaltgraben. Er sah ihr sommersprossiges Gesicht, ihre schlanken Arme, ihren langen roten Zopf. Das rief Schuldgefühle in ihm wach. Ich sollte von Tanselle träumen. Tanselle Zu-Groß wurde sie genannt, aber für mich war sie nicht zu groß. Sie hatte das Wappen auf seinen Schild gemalt, und er hatte sie vor dem Flammenden Prinzen gerettet, doch sie war noch vor dem Urteil der Sieben verschwunden. Sie konnte es nicht ertragen, mich sterben zu sehen, redete sich Dunk oft ein, aber was wusste er schon? Er war so blöd wie eine Burgmauer. Allein, dass er an die Rote Witwe dachte, bewies das schon. Tanselle hat mich angelächelt, aber wir haben uns nie im Arm gehalten, nie geküsst, nicht einmal flüchtig auf die Wange. Rohanne hatte ihn wenigstens berührt; die geschwollene Lippe war der Beweis. Sei nicht dumm. Für jemanden wie sie bist du nicht bestimmt. Sie ist zu klein, zu schlau und viel zu gefährlich.
    Endlich schlief er ein und träumte. Er rannte über eine Lichtung im Herzen von Wats Wald, lief auf Rohanne zu, und sie schoss Pfeile auf ihn ab. Jeder, den sie abschoss, fand sein Ziel und traf ihn in die Brust, und dennoch war

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