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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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gefährliche Zeiten, selbst für Drachen und ihre Freunde. Bleibt, bis Ihr Euch erholt habt.« Sie ging neben ihm. »Ser Konstans würde es ebenfalls gefallen. Er mag Euch sehr gern.«
    »Sehr gern«, stimmte Dunk zu. »Wenn seine Tochter nicht tot wäre, hätte er sie mir zur Frau gegeben. Dann könntet Ihr jetzt meine Hohe Mutter sein. Ich hatte niemals eine Mutter, und schon gar keine Hohe Mutter.«
    Einen kurzen Moment wirkte Lady Rohanne so, als würde sie ihm eine weitere Ohrfeige verpassen. Vielleicht tritt sie mir einfach die Krücke weg.
    »Ihr seid wütend auf mich, Ser«, sagte sie stattdessen. »Ihr müsst mir erlauben, es wiedergutzumachen.«
    »Nun«, erwiderte er, »Ihr könntet mir helfen, Donner zu satteln.«
    »Ich hatte etwas anderes im Sinn.« Sie streckte die Hand nach seiner aus, eine sommersprossige Hand, mit starken und schlanken Fingern. Bestimmt hat sie überall Sommersprossen. »Wie gut kennt Ihr Euch mit Pferden aus?«
    »Ich reite eins.«
    »Ein altes Schlachtross, das für den Kampf gezüchtet wurde, langsam und von dumpfem Gemüt. Kein Pferd, um von einem Ort zum anderen zu reiten.«
    »Wenn ich von einem Ort zum anderen will, muss ich auf ihm reiten oder auf ihnen.« Dunk zeigte auf seine Füße.
    »Ihr habt große Füße«, bemerkte sie. »Und große Hände. Ich denke, alles an Euch muss groß sein. Zu groß für die meisten Zelter. Auf ihnen säht Ihr aus, als hocktet Ihr auf dem Rücken eines Ponys. Dennoch würde Euch ein schnelleres Tier gute Dienste leisten. Ein großer Renner, in dem ein bisschen dornisches Sandross steckt, der Ausdauer wegen.« Sie zeigte auf das Abteil gegenüber von Donner. »Ein Pferd wie sie.«
    Sie war ein rotbraunes Vollblut mit klaren Augen und langer feuriger Mähne. Lady Rohanne holte eine Karotte aus dem Ärmel hervor und strich dem Pferd über den Kopf, während es fraß. »Die Karotte, nicht meine Finger«, sagte sie zu dem Pferd, ehe sie sich wieder an Dunk wandte. »Ich nenne sie Flamme, aber Ihr könnt ihr jeden Namen geben, der Euch gefällt. Wenn Ihr wollt, nennt sie Wiedergutmachung.«
    Einen Augenblick lang war er sprachlos. Er lehnte sich auf die Krücke und betrachtete das Vollblut mit wachsender Begeisterung. Es war ein prächtiges Tier. Ein besseres Pferd, als der alte Mann je besessen hatte. Man brauchte sich nur diese langen, schlanken Glieder anzuschauen, dann wusste man, wie schnell sie war.
    »Ich habe sie auf Schönheit und auf Schnelligkeit gezüchtet.«
    Er wandte sich wieder Donner zu. »Ich kann sie nicht annehmen.«
    »Warum nicht?«
    »Das Pferd ist zu gut für mich. Schaut sie Euch nur an.«
    Röte kroch auf Rohannes Gesicht. Sie packte ihren Zopf und drehte ihn zwischen den Fingern. »Ich musste heiraten, Ihr wisst das. Das Testament meines Vaters … oh, seid kein solcher Narr.«
    »Was sollte ich sonst sein? Ich bin blöd wie eine Burgmauer und außerdem ein Bastard.«
    »Nehmt das Pferd. Ich weigere mich, Euch ohne ein Andenken an mich ziehen zu lassen.«
    »Ich werde mich schon an Euch erinnern, M’lady. Keine Angst.«
    »Nehmt sie!«
    Dunk packte sie am Zopf und zog ihr Gesicht an seines heran. Mit der Krücke und wegen ihres Größenunterschieds wirkte die Bewegung unbeholfen und beinahe wäre er gestürzt, ehe er seine Lippen auf die ihren drücken konnte. Er küsste sie voll Leidenschaft. Sie schlang ihm eine Hand um den Hals und eine um seinen Rücken. In diesem einen Moment lernte er mehr über das Küssen, als er je durchs Zuschauen erfahren hatte. Aber als sie schließlich voneinander abließen, zog er seinen Dolch. »Ich weiß, was ich von Euch als Andenken möchte, M’lady.«
    Ei wartete am Torhaus auf ihn, saß auf einem stattlichen Fuchs und hielt Maester am Zügel. Als Dunk auf Donner angetrabt kam, wirkte der Junge überrascht. »Sie wollte Euch doch auch ein neues Pferd schenken, Sir.«
    »Selbst hochgeborene Damen bekommen nicht alles, was sie wollen«, sagte Dunk, und gemeinsam ritten sie über die Zugbrücke hinaus. »Ich wollte kein Pferd.« Das Wasser im Burggraben stand so hoch, dass es über das Ufer zu treten drohte. »Ich habe mir ein anderes Andenken ausgesucht. Eine Locke ihres roten Haares.« Er griff unter den Mantel, zog den Zopf hervor und lächelte.
    Im Eisenkäfig am Kreuzweg hielten sich die Leichen noch immer umschlungen. Sie sahen einsam und verloren aus. Sogar die Fliegen hatten sie verlassen und die Krähen ebenso. Nur ein paar Fetzen Haut und Haar waren auf den Knochen

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