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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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geblieben.
    Dunk hielt stirnrunzelnd an. Sein Knöchel schmerzte beim Reiten, doch das beachtete er kaum. Schmerz gehörte zur Ritterschaft ebenso wie Schwerter und Schilde. »Wo geht es nach Süden?«, fragte er Ei. Das war schwer zu sagen, wenn die Erde in Regen und Schlamm versank und der Himmel grau über ihr lastete wie ein Granitfels.
    »Dort ist Süden, Ser.« Ei zeigte in die Richtung. »Und das ist Norden.«
    »Sommerhall liegt im Süden. Dort wartet dein Vater.«
    »Die Mauer liegt im Norden.«
    Dunk sah ihn an. »Das wird ein langer Ritt.«
    »Ich habe ein frisches Pferd, Ser.«
    »Das hast du.« Dunk musste lächeln. »Und warum möchtest du die Mauer sehen?«
    »Also«, begann Ei, »ich habe gehört, sie sei groß.«

DER GEHEIMNISVOLLE RITTER
    Ein leichter Sommerregen fiel, als Dunk und Ei von Steinsepte aufbrachen.
    Dunk saß auf seinem alten Streitross Donner, Ei trabte auf dem temperamentvollen jungen Zelter, den er Regen genannt hatte, neben ihm her und führte das Maultier Maester am Zügel. Maester war mit Dunks Rüstung und den Büchern bepackt, die Ei gehörten, mit ihrem Schlafzeug, Zelt, Kleidung, mehreren großen Stücken harten Pökelfleisches, einer halben Flasche Met und zwei Wasserschläuchen. Maester trug den alten, schlaffen Strohhut des Knappen, dessen breite Krempe den Regen von seinem Kopf fernhielt. Der Junge hatte für Maesters Ohren Löcher hineingeschnitten. Ei trug einen neuen Strohhut. Abgesehen von den Ohrlöchern unterschieden sich die Hüte in Dunks Augen wenig.
    Vor dem Stadttor zügelte Ei sein Pferd. Über dem Tor hatte man den Kopf eines Verräters auf einem eisernen Dorn aufgespießt, und zwar dem Aussehen nach erst kürzlich, denn das Fleisch war noch fast rosa und nicht grün. Allerdings hatten die Aaskrähen ihr Werk bereits begonnen. Lippen und Wangen des Toten waren zerfetzt, von den Augen waren nur zwei braune Löcher geblieben, aus denen langsam rote Tränen rannen, weil sich Regentropfen mit verkrustetem Blut vermischten. Der Mund stand offen, als wollte der Mann noch im Tode auf die Reisenden schimpfen, die unten durch das Tor gingen.
    Ein solcher Anblick war Dunk nicht neu. »Als ich ein Junge war, habe ich in Königsmund mal einen Kopf vom Tor gestohlen«, erzählte er Ei. Eigentlich war Frettchen auf die Mauer geklettert und hatte den Kopf geholt, nachdem Raff und Pudding behauptet hatten, das würde er sich niemals trauen. Aber als die Wachen heranstürmten, hatte Frettchen den Kopf nach unten geworfen, und Dunk hatte ihn gefangen. »Irgendein rebellischer Lord oder ein Raubritter. Vielleicht auch nur ein gemeiner Mörder. Ein Kopf ist ein Kopf. Ein paar Tage auf einem Spieß, und einer sieht aus wie der andere.« Gemeinsam hatten die vier Freunde mit dem Kopf die Mädchen in Flohloch erschreckt. Sie jagten die Mädchen durch die Gassen, und wann immer sie eins erwischten, musste es den Kopf küssen, ehe sie es freiließen. Dieser Kopf hat eine Menge Küsse bekommen, erinnerte sich Dunk. Kein Mädchen in Königsmund konnte so schnell laufen wie Raff. Diesen Teil sollte er Ei lieber nicht erzählen. Frettchen, Raff und Pudding. Drei kleine Ungeheuer, und ich war noch schlimmer. Seine Freunde und er hatten den Kopf behalten, bis sich die Haut schwarz verfärbte und abschälte. Das minderte den Spaß mit den Mädchen erheblich, also stürmten sie eines Nachts in eine Suppenküche und warfen die Überreste in den Kessel. »Die Krähen holen sich immer als Erstes die Augen«, erklärte er Ei. »Dann fallen die Wangen ein, und die Haut wird grün …« Er blinzelte. »Augenblick mal. Das Gesicht kenne ich.«
    »Ja, Ser«, antwortete Ei. »Vor drei Tagen haben wir den buckligen Septon gesehen, der gegen Lord Blutrabe gepredigt hat.«
    Jetzt erinnerte er sich. Er war ein Heiliger Mann, den Sieben geweiht, selbst wenn er Hochverrat gepredigt hat. »Seine Hände sind scharlachrot vom Blut seines Bruders und vom Blut seiner jungen Neffen ebenso«, hatte der Bucklige der Menge verkündet, die sich auf dem Marktplatz um ihn versammelt hatte. »Ein Schatten war ihm zu Diensten und erwürgte die Söhne des tapferen Prinzen Valarr im Bauch ihrer Mutter. Wo ist unser Junger Prinz jetzt? Wo ist sein Bruder, der süße Matarys? Wohin ist der Gute König Daeron gegangen und der furchtlose Baelor Speerbrecher? Sie alle liegen längst in ihren Gräbern, einer wie der andere, nur er verweilt noch hier, der fahle Vogel mit dem blutigen Schnabel, der auf König Aerys’ Schultern

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