Der heilige Erwin und die Liebe
da!«, ruft E rbse noch, während sie bereits auf das Haus zu läuft. Das Mädchen benötigt einige Minuten, um die Mutter davon zu überzeugen, dass sie durchaus gesund Âgenug für einen Spaziergang mit Olli-Lolli und desÂÂsen Hund ist. Dann steht sie wieder vor der kleinen Gruppe im Garten. In der einen Hand trägt sie eine Sporttasche, in der anderen einen langen Stoffgürtel. »So, da hätten wir also eine Leine für dich«, sagt sie zu Frido und knotet ihm vorsichtig den Gürtel an das Halsband. »Sag Bescheid, falls es zu eng sein sollte. Aber ohne Leine kriegen wir Ãrger. Und für dich, Marlene«, fährt sie fort, während sie die Sporttasche öffnet, »habe ich ein tragbares, kuscheliges Bettchen mitgebracht.«
Bereitwillig lässt sich Jesus in die Tasche heben, die Erbse innen mit zwei Kissen ausgepolstert hat. Olli und Erbse nehmen die Tasche in ihre Mitte und gehen los. »He, aufpassen, sonst werde ich seekrank!«, muss Jesus die beiden ermahnen, bis sie nach ein paar Metern einen gleichmäÃigeren Gehrhythmus finden, der die Tasche in harmonische Wiegebewegungen versetzt. Sofort beginnt Jesus, auf seinen Kissen zu schnurren. Er hakelt genüsslich die Krallen in den Stoff.
Gott läuft so nah neben Erbse her, dass die Leine, die sie in der Hand hält, schlaff über den Boden schleift. Wie sich ein Halsband anfühlt, wenn es ihm auf die Kehle drückt, ist ihm vom Vorabend unangenehm in Erinnerung geblieben. So schlendern sie durch den nahe gelegenen Park, wieder und wieder dieselben gefrorenen Wege entlang, und reden über die Mission.
Nach etwa einer Stunde bleiben die Kinder plötzlich stehen und sehen einander an.
Erbse nickt kaum merklich.
»Okay, wir sind dabei«, sagt Olli feierlich und streichelt dem Hund, der ebenfalls stehen geblieben ist, über den Kopf.
»Eins noch«, sagt Jesus aus seinem Bettchen heraus, in dem er sich zusammengerollt hat. »Ihr müsst uns für ein paar Tage bei euch aufnehmen. Wird das möglich sein?« Das würde die Zusammentreffen vereinfachen, ohne dass Fridos Herrchen und Marlenes Frauchen ihnen in die Quere kommen können.
»Was meinst du?«, fragt Erbse.
Olli zuckt mit den Schultern. »Bei mir ist es schwierig, mit meinen Brüdern«, sagt er zaghaft. »Aber vielleicht im Baumhaus?«
»Und gebt uns bitte was Anständiges zu fressen«, meldet sich der Hund zu Wort. »Von Trockenfutter muss ich nämlich husten.« Er legt den Kopf schief und blickt die beiden Kinder mit einem unwiderstehlichen Hundeblick an. »Wenn ihr aber zum Beispiel ein paar Pfannkuchen für uns übrig hättet?«
wanzig Minuten später sitzen die Kinder nebeneinander auf dem roten Sofa im Wohnzimmer von Erwin und Rita. Zu Erbses FüÃen steht die Sporttasche, in der Jesus schläft. Gott liegt an Ollis Seite auf dem Teppich und döst ebenfalls vor sich hin. Der Duft der heiÃen Schokolade, die Rita in der Küche zubereitet, zieht verführerisch ins Wohnzimmer und lässt Ollis Magen vorfreudig grummeln.
Erwin, den Kindern gegenüber im Sessel sitzend, scheint ebenso wie Rita kein bisschen überrascht über den Besuch zu sein. »Schön, dass du deinen Hund mitgebracht hast«, sagt er zu Olli und beugt sich vor, um Gott hinter den Ohren zu kraulen. »Der kann uns auf unserer Runde begleiten!«
Die Aussicht, gleich wieder zu einem weiteren Spaziergang aufbrechen zu müssen, gefällt dem Jungen gar nicht. Wo seine FüÃe noch von dem langen Marsch mit Erbse, Frido und Marlene durchgefroren sind! Aber er versucht, sich nichts anmerken zu lassen und ringt sich ein Lächeln ab. Es ist alles genau so, wie die Katze es vorÂausgesagt hat. »Eure erste Aufgabe«, hatte sie verschwörerisch geraunt, »besteht darin, Erwin und Rita zu besuchen. Lolli, du bist mit Erwin verabredet. Du wirst dich nicht daran erinnern, aber ihr habt euch gestern kennengelernt. Heute wollt ihr spazieren gehen, er erwartet dich. Frido wird euch begleiten. Nicht wahr, Frido?«
Der Hund hatte genickt.
»Und du, Erbse«, war die Katze fortgefahren, »kannst dich in der Zwischenzeit mit Rita befassen. Auch ihr beide kennt euch bereits.«
»Und was tust du?«, hatte Erbse die Katze gefragt.
»Ich bleibe bei dir. Vier Ohren hören mehr als zwei!«
»Aber â was genau sollen die vier Ohren denn hören?«,
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