Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasna Mittler
Vom Netzwerk:
essen, Lolli und Erbse!«
    In Ollis Bauch tanzen hundert Schmetterlinge. Vielleicht hat sie recht, denkt er. Wenn Erbse »Lolli« sagt, dann hat das nichts Hämisches, dann klingt das einfach nur schön.
    Â»Jetzt aber zurück zum Freitag!«, sagt das Mädchen streng. »Wir haben uns auf der Straße getroffen, als wir dieser Frau, Rita, und dem Mann geholfen haben. Wir haben beide das Obst und Gemüse angefasst, das auf der Straße lag«, rekonstruiert Erbse, »vielleicht war da ja irgendwas dran, Gift oder Drogen oder so?«
    Â»Außerirdische!«, wirft Olli ein. »Vielleicht haben uns Außerirdische entführt!« Er hat so etwas schon einmal in einem Film gesehen. Dabei wurden den entführten Menschen Computerchips unter die Haut gepflanzt, um sie erforschen und kontrollieren zu können. Olli nimmt sich vor, seinen Körper auf etwaige Eingriffe hin zu untersuchen, sobald er zu Hause ist.
    Â»Bleibt die Frage, ob die beiden was damit zu tun haben, oder ob es ihnen vielleicht genauso ergangen ist wie uns!«, fährt Erbse unbeirrt fort. »Wir sollten sie uns mal vorknöpfen!«
    Â»Und wenn das gefährlich ist?« Olli ist sich nicht sicher, ob er noch weitere Abenteuer erleben will.
    Doch Erbse lächelt nur milde. »Was soll uns denn noch passieren? Immerhin sind wir jetzt zu zweit!«
    Bei diesen Worten wird es dem Jungen ganz warm. Keine Frage, denkt er, wenn Erbse es will, werde ich mit ihr zusammen überall hingehen. Plötzlich knackt es im Geäst des Baumes, und im nächsten Augenblick springt eine schneeweiße Katze zum Fenster der Hütte hinein. Sie schlendert auf die Kinder zu, lässt sich zwischen ihnen nieder und blickt aufmerksam von einem zum anderen. Dann öffnet die Katze ihr Maul und sagt: »Ihr seid nicht nur zu zweit, sondern zu viert! Wenn ihr den Hund dort unten und meine Wenigkeit mitzählt!«





ie Kinder sitzen wie erstarrt da und sehen die Katze in ihrer Mitte mit großen Augen an.
    Jesus nimmt eine aufrechte Haltung ein und versucht zu lächeln, indem er die Mundwinkel des Katzenmauls hochzieht. »Keine Angst, Kinder«, sagt er und unterlegt seine Stimme dabei mit einem Schnurren. »Ich bin euer Freund!«
    Erbse, die instinktiv von dem Tier abgerückt ist, wendet sich dem Jungen zu. »Lolli, was ist das?!«
    Olli schafft es vor Schreck nicht einmal, die Schultern zu heben. Er fühlt sich wie gelähmt. Doch als er in Erbses vor Überraschung wieder blass gewordenes Gesicht blickt, durchzuckt ihn die Erkenntnis: Das hier ist die Gelegenheit, ihr zu beweisen, dass er kein Loser ist! Vorsichtig streckt er die Hand aus und berührt die Katze am Kopf.
    Jesus kommt auf die Beine und reckt sich der ausgestreckten Hand des Jungen entgegen, reibt den Katzenkopf an der Handfläche und schiebt schließlich seinen Körper unter der Hand durch, damit auch der Rücken etwas von der Streicheleinheit abbekommen kann. Dabei lässt er ein tiefes Schnurren ertönen.
    Â»Sie scheint echt zu sein«, sagt Olli leise und spürt dem Vibrieren des warmen Tierkörpers unter seiner Hand nach.
    Die Katze reißt die Augen auf, die sie kurz zuvor genussvoll geschlossen hatte. »Natürlich bin ich echt!«, entgegnet sie und legt den Kopf schief, um die Kinder aus grünen Augenschlitzen zu mustern. »Was denkt ihr denn!«
    Mit einem Mal packt Olli das Tier mit beiden Händen und dreht es schwungvoll auf den Rücken. Er streicht mit festen Bewegungen über Bauch, Brustkorb und Beine der Katze. Dann greift er ihr an den Hals und lässt seine Finger durch das dichte Haar streifen.
    Instinktiv faucht Jesus ihn an. Er spürt den unwiderstehlichen Drang, dem Kind die Krallen in die Haut zu schlagen. Nur mit Mühe kann er sich zurückhalten und ruft stattdessen empört aus: »He, was soll das? Lass mich gefälligst los!«
    Olli gibt das Tier frei, und Jesus rettet sich mit einem Sprung auf das Fensterbrett der Hütte. Von dort aus funkelt er die Kinder erbost an. Ein tiefes, kehliges Brummen entfährt ihm. Sein Fell ist gesträubt, die Ohren angelegt, der buschig aufgestellte Katzenschwanz schlägt nervös hin und her.
    Â»Kein Sender, kein Mikro«, flüstert Olli Erbse zu, die das Schauspiel verwundert beobachtet hat. »Jedenfalls nichts, was ich entdecken konnte.« Olli streicht seine mit Katzenhaaren bedeckten Hände an der Hose ab. Einen

Weitere Kostenlose Bücher