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Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasna Mittler
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veröffentlicht hat, untergegangen sind. Mit Hilfe der Musik aber, davon ist er überzeugt, wird es ihm endlich gelingen, die Menschheit zu erreichen.
    Â»Ich werde eine Radiostation im Internet betreiben, wo rund um die Uhr unsere Songs gespielt werden«, berichtet er Jesus. »Und weißt du, wie ich die Station nennen werde?« Hier legt der Heilige Geist eine kleine Pause im Funkkontakt ein, um die Spannung zu steigern. »Radio High Above! Was hältst du davon?«
    Jesus, der auf Ritas und Erwins Wohnzimmersofa liegt, ist beeindruckt. »Mit so schnellen Ergebnissen hätte ich gar nicht gerechnet!«, funkt er, während er sich behaglich auf dem Kissen ausstreckt und den Bezug mit den Tatzen und Krallen knetet. »Wann wollt ihr denn auf Sendung gehen?«
    Â»Wenn wir weiter so gut vorankommen, können wir in ein paar Tagen eurer Zeit so weit sein!«, verkündet der Heilige Geist stolz.
    Â»Phantastisch!«, gibt Jesus zu verstehen, und der Außenminister wundert sich über den schnurrenden Unterton in seiner Stimme. »Da hast du wirklich hervorragende Arbeit geleistet!«
    Dieses Lob erfüllt den Heiligen Geist mit Genugtuung. »Was hält der Chef eigentlich von dem Ganzen?«, fragt er betont beiläufig. Er kann es kaum erwarten, auch von Gott persönlich Anerkennung für seine Arbeit einzuheimsen.
    Â»Oh«, funkt Jesus, »der weiß davon noch nichts. Ich dachte, das können wir beide vorerst unter uns ausmachen.« Gott schien nicht besonders interessiert zu sein, als Jesus ihm von seiner Entdeckung der Popmusik er zählt hatte. Jesus ist nicht sicher, ob sein Vater die Dim en­sion versteht, die dahintersteckt. Es gibt eben Dinge, für die ist Er einfach zu alt, denkt Jesus.
    Â»Hm, hm«, macht der Heilige Geist unbestimmt und versucht, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Dann wechselt er kurzerhand das Thema. »Wie kommt ihr beiden eigentlich voran mit eurer Mission?«
    Â»Ganz gut so weit!« Jesus räkelt sich, und wieder ist seine Stimme mit diesem eigenartigen Brummen unterlegt. »Ich finde es gar nicht so übel hier auf Erden! Und das mit Rita und Erwin werden wir auch noch in den Griff bekommen. Wir haben hier nämlich tatkräftige Unterstützung!« Er denkt an die Kinder, die sich mit vollem Einsatz auf die Mission eingelassen haben. Jeden Tag besuchen die beiden das Paar, und der Gemütslage von Erwin und Rita scheint dieser neue ­Außenkontakt gutzutun. Jesus hat festgestellt, dass sie freundlicher miteinander umgehen, seit die Kinder gute Stimmung ins Haus bringen. Da fällt ihm etwas Wichtiges ein. »Du musst unbedingt noch ein Lied über Erwin und Rita schreiben«, trägt er dem Heiligen Geist auf. »Schließlich soll die Liebe der beiden zeigen, wie das Zusammenleben auf der Erde funktionieren kann!«





ls Olli am Abend die Treppe hoch gestiefelt kommt, steht seine Mutter an der Wohnungstür.
    Â»Hallo«, sagt Olli freudig überrascht. »Du bist noch gar nicht weg?«
    Die Mutter legt ihm zur Begrüßung eine Hand auf die Schulter. »Ich habe mir heute freigenommen«, sagt sie mit ernster Stimme. »Komm rein, ich muss mit dir reden!«
    Beunruhigt folgt der Junge ihr ins Wohnzimmer. Er überlegt, was er wohl angestellt haben könnte. Aber ihm fällt nichts ein. Im Wohnzimmer sitzen Chris und Flo am Tisch. Die beiden lassen die Köpfe hängen und vermeiden es, Olli anzusehen. Ihm scheint es, als glänzten Christofs Wangen feucht. Aber dass sein großer Bruder geweint haben könnte, kann er sich einfach nicht vorstellen.
    Â»Ist was passiert?«, fragt er alarmiert. »Ist was mit Oma und Opa?«
    Â»Nein, nein«, sagt seine Mutter schnell. »Mach dir keine Sorgen. Setz dich bitte.« Sie rückt ihm einen Stuhl zurecht.
    Noch in Jacke und Mütze nimmt der Junge Platz. Er schwitzt vor Wärme und Aufregung.
    Seine Mutter hat sich ihm gegenüber gesetzt und schaut ihn aufmerksam an. »Olli«, sagt sie schließlich, »heute Mittag, als ich vom Einkauf zurückkam, hat mich ein Mann aus dem Nachbarhaus angesprochen. Du kennst ihn – Erwin!«
    Olli nickt vorsichtig.
    Die Mutter legt den Kopf schief. »Warum hast du mir denn nichts von ihm erzählt?«, fragt sie mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. »Ich muss es doch wissen, wenn du bei wildfremden Leuten ein und aus gehst!«
    Olli stutzt.

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