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Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasna Mittler
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tanzbaren Beat unterlegen. Die Trommeln schlagen einen kraftvollen Rhythmus, die Stimmen der singenden Engel sammeln sich zum harmonischen Miteinander, und ein kleiner Engel, der ganz vorne steht, flüstert eindringlich: »Zusammen – zusammen – ist besser als allein. Lasst uns – lasst uns – eine Gemeinschaft sein!«
    Â»Perfekt!«, ruft der Heilige Geist enthusiastisch aus. »Das ist im Kasten!« Seit Jesus ihn angefunkt hat, arbeitet er mit Volldampf an den ersten Liedern.
    Â»Musik ist ein großartiges Medium«, hatte Jesus geschwärmt. »Die Menschen hören sie ständig, überall! Und sie singen die Botschaften vor sich hin, wo immer sie sich gerade befinden.« Für dieses Phänomen haben die Erdlinge sogar einen Namen gefunden – »Ohrwurm« nennen sie die Lieder, die ihnen nicht mehr aus dem Kopf gehen. »Das ist unsere Chance, die Menschen zu erreichen!«, hatte Jesus gesagt. »Steck die Botschaften in griffige Songtexte, lass die Engel das Ganze einspielen – und wir packen die Menschheit bei den Ohren!«
    Zunächst ist der Heilige Geist skeptisch gewesen. Schließlich hatte er schon etliche Versuche unternommen, die Erdbewohner zu bekehren. Immer erfolglos. Aber nachdem er seine Aufmerksamkeit der irdischen Popmusik zugewendet und die Entwicklung und Ausbreitung dieses Phänomens betrachtet hatte, wurde ihm klar, welches Potential darin steckt. Die bekanntesten Stücke werden tatsächlich weltweit gehört, fast jedes Kind kennt sie. Der Außenminister untersuchte in seiner neuen Rolle als Musikproduzent zunächst die erfolgreichsten Hits auf ihr Grundschema und machte sich dann daran, eigene Songs zu komponieren. Den irdischen Gewohnheiten gemäß produzierte er die Lieder zunächst in englischer Sprache, nahm aber auch ­jeweils eine Version in den neunundvierzig anderen verbreitetsten Erdsprachen auf. Die Engel, diese gesangsfreudige Gattung, sind voller Begeisterung bei der Sache. Sie lieben die Abwechslung, und somit ist es ihnen mehr als recht, dass sich ihr Repertoire an Liedern binnen kürzester Zeit verfünfzigfacht hat. Auch für das Problem mit dem Seelenempfang hat der Heilige Geist eine Lösung gefunden, und er ist sehr stolz darauf. Statt wie zuvor alle Engel zugleich in das Büro zu schicken, entsendet er nun immer nur zwei auf einmal. Wenn ihre Konzentration nach kurzer Zeit nachlässt, werden sie ausgewechselt und nehmen wieder am Chor teil. Somit kommt bei den Engeln keine Langeweile auf, und die Arbeit im Büro wird von jeder Zweiergruppe jeweils mit frischer Energie erledigt. Der strebsame Metatron überwacht den Wechsel, damit sich die Engel auf dem Weg zwischen Empfangsbüro und Chorprobe nicht ablenken lassen oder auf den Gängen herumtoben.
    Eine Reihe von Hits hat das fleißige Ensemble um den Heiligen Geist bereits eingesungen. »Schütze die Umwelt und achte deine Mitmenschen«, »Die Tiere, die Pflanzen und du (wir sind alle Bewohner dieser Er­de)« sowie »Totmachen gilt nicht« zählen für den Heiligen Geist eindeutig zu den Favoriten. Das sind nicht nur Ohrwürmer, sondern echte Ohrschlangen, denkt er zufrieden. Er hatte noch einen richtigen Kracher geschrieben: »Alles, was wir sagen, ist, gebt dem Frieden eine Chance!« Leider musste er aber feststellen, dass es dieses Lied auf der Erde bereits gibt. Deshalb hat er den Titel schweren Herzens aus dem Repertoire genommen.
    Â»Wir brauchen einen Bandnamen, der geheimnisvoll und zugleich griffig ist«, funkt der Heilige Geist in Ri chtung Erde, als er Jesus in einer Gesangspause von seinem Fortkommen in Sachen Popmusik berichtet. »Ich habe an so was wie › The Universe‹ gedacht!«
    Der Plan, den der Außenminister ausgeheckt hat, sieht folgendermaßen aus: Er wird die Musikstücke in das irdische MP3-Format umwandeln und frei zugänglich ins Internet stellen. Und zwar an möglichst viele Stellen, so dass die Internetnutzer gar nicht umhinkönnen, sie zu entdecken. Auf diese Weise kann er in kurzer Zeit den Menschen weltweit die himmlischen Klänge zugänglich machen. Das Durchforsten des Inte r­nets hat fast seine ganze Pause in Anspruch genom men. »Ungeheuerlich, was dort alles zu finden ist!«, em­ pört sich der Heilige Geist. Kein Wunder, dass in diesem Wust an Informationen die himmlischen Botschaften, die er bisher dort

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