Der Heilige Krieg
Andalusien.
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Von 719 bis 759 stand Narbonne als Hauptstadt der Provinz Septimanien unter maurischer Herrschaft. Die Kathedrale Saint-Just stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Damit bildeten sie eine Koalition, für die die unterschiedlichen Religionen kein unüberwindliches Hindernis darstellten. Besiegelt worden war dieses Bündnis durch die Heirat von Odos illegitimer Tochter Lampegia mit dem Berber Munnuza. Die Ehe wurde nach islamischem Ritus in Narbonne geschlossen. Ihr sollte keine lange Dauer beschieden sein.
Dem innerislamischen Konflikt lag ein Phänomen zugrunde, das in fast allen Teilen des islamischen Weltreichs für Konflikte sorgte. Die Führung der muslimischen Bewegung befand sich immer in den Händen von Vertretern arabischer Stämme. Mit dieser Position waren etliche Privilegien verknüpft, vor allem finanzielle. Die nordafrikanischen Berber, zu denen Munnuza gehörte, hatten bei der Eroberung der Gebiete in Spanien und Südfrankreich die Hauptlast getragen. Bei der Verteilung von Beute und Einnahmen allerdings wurden sie gegenüber den arabischen Eliten regelmäßig benachteiligt. Das war auch der Grund dafür, dass Munnuza und die Garnison von Narbonne sich von ihren arabischen Herren in Andalusien losgesagt hatten.
Die aufständischen Muslime in Septimanien waren das erste Ziel, das
der neue andalusische Gouverneur Abd ar-Rahman bei seiner Kampagne in Angriff nahm. Munnuza wurde bei den Kämpfen gestellt und getötet. Die Tochter Odos behandelte man aber standesgemäß. Lampegia wurde nach Damaskus gebracht, wo sie einen Sohn des Kalifen Hisham heiratete.
Nach der Niederschlagung der Revolte zog Abd ar-Rahman mit seinen Streitkräften in Richtung Aquitanien, um auch den Bündnispartner und temporären Schwiegervater Munnuzas zu bestrafen. Mit Bordeaux eroberte und verwüstete der muslimische Feldherr Odos Herrschaftssitz. Der aquitanische Fürst selbst entging nur knapp dem Tod. Mit einem Teil seines Heeres konnte Odo sich nach Norden absetzen, um bei seinem einstigen Gegner Karl Martell Schutz und Unterstützung zu suchen.
Bündnisse wie das zwischen Odo und Munnuza sollten keineswegs die Ausnahme bleiben bei den christlich-muslimischen Beziehungen. Es gab solche Verbindungen sogar auf höchster Ebene.
Die Formel für die christlich-islamischen Allianzen war zumeist eine ganz einfache: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Im Gegensatz zu den kriegerischen Auseinandersetzungen blieben diese Kontakte über die Religionsgrenzen hinweg aber nur selten in Erinnerung.
Die Schlacht von Tours und Poitiers
Nicht nur über die Bedeutung der Schlacht von Tours und Poitiers besteht Uneinigkeit, sondern auch ihr Datum ist umstritten. Da die arabischen Quellen berichten, dass der Heerführer Abd ar-Rahman an einem Samstag starb, und die christlichen Chroniken eindeutig vom Oktober 732 sprechen, bleiben vier mögliche Termine: 4., 11., 18., oder 25. 10. des Jahres 732. Die Umstände lassen vermuten, dass der letzte Samstag im Oktober der Tag der Entscheidung gewesen ist.
Umfangreich und vergleichsweise zuverlässig gibt die bereits erwähnte Chronik von 754 Auskunft über den eigentlichen Schlachtenverlauf. Als Autor des Geschichtswerks, das die Entwicklungen auf der Iberischen Halbinsel in den Jahren 610 bis 754 abhandelt, wurde in manchen Überlieferungen
ein Bischof namens Isidor aus Beja im heutigen Portugal genannt. Ein Kleriker dieses Namens lässt sich dort aber nicht nachweisen.
Gesandtenaustausch
Karolingischen Chroniken zufolge initiierte Pippin, der Sohn Karl Martells, den Gesandtschaftsaustausch mit den abbasidischen Kalifen in Bagdad im Jahr 765. Karl der Große setzte den Kontakt in den Mittleren Osten mit zwei Gesandtschaften fort. »Beim Ringen mit Byzanz um die legitime Nachfolge der römischen Kaiser«, so formulierte es der Berliner Historiker Michael Borgolte, »stellten die muslimischen Kalifen für die karolingischen Herrscher willkommene Verbündete dar. Und mit den umayyadischen Herrschern in Andalusien, die sich von Bagdad losgesagt hatten, gab es sogar einen gemeinsamen Feind.«
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Empfang der Gesandtschaft Karls des Großen durch den Kalifen. Monumentalbild des Historienmalers Julius Köckert (1827 – 1918), Maximilianeum, München.
Mit ihren Geschenken wollten sich die Herrscher in Aachen und Bagdad gegenseitig beeindrucken. Der weiße Elefant, den Harun ar-Raschid nach Aachen schickte, erreichte den Hof Karls des Großen nach zweijähriger Reise und
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