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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Schrecken versetzt wurde.
    Der wichtigste Schiffstyp beim Kampf um das Mittelmeer war die Galeere, ein wendiges, schnelles Kriegsschiff, das einen Rammsporn am Bug besaß und neben einem Segel von Ruderern angetrieben wurde. Auf dem Höhepunkt des Krieges zur See besaß allein die osmanische Flotte über 500 Galeeren. Damit stieg aber auch der Bedarf an Rudersklaven, den die osmanische wie die christliche Seite durch Menschenraub in immer größerem Umfang deckte. Die Galeeren wurden auf solche Weise »zugleich Mittel und Zweck der Kriegführung«, erläutert Roger Crowley. Für die Bevölkerung an der Küste aber stellten die Überfälle der osmanischen und christlichen Flotten im 16. Jahrhundert eine ständige Gefahr dar, die Einwohner ganzer Siedlungen wurden verschleppt. Ein besonders lukratives Geschäft für die Piraten war die Jagd nach Lösegeldern. Fiel ihnen eine hochgestellte Person in die Hände, so spielte der Glaube keine Rolle mehr – solange kräftig abkassiert werden konnte.
    »Ich sehe die Pfeile zu unserm Verderben schon geschliffen; und ich fürchte, es wird kommen, wenn wir es für den Ruhm nicht mögen, dass wir für unser Leben kämpfen müssen.«
    Ogier Ghislain de Busbecq, Gesandter am Hof des Sultans

    Bild 112
    Konstantinopels Sklavenmarkt, auf dem mitunter ein »Warenüberangebot« herrschte. Europäischer Stich aus dem 17. Jahrhundert.
    Nach erfolgreichen Raubzügen kam es auf dem osmanischen Markt zu einer Schwemme von Sklaven. Für eine Zwiebel könne man einen Christen kaufen, hieß es dann. Und Busbecq schrieb aus Konstantinopel: »Keine Ware begegnet so häufig in der Stadt wie arme Christensklaven. Als ich die Unglücklichen sah, hielt ich nur mühsam die Tränen zurück.« Zumindest einige von ihnen konnte der Gesandte loskaufen. Durch die Piraterie aber waren die »Türkenkriege« in allen Ländern Europas präsent. »Gott bewahre dich vor den Galeeren von Tripolis«, lautete ein verbreiteter Abschiedsgruß unter den christlichen Seefahrern. Eine »Sklavenkasse«
wurde eingeführt, eine frühe Personenversicherung, die Geld für den Freikauf der Gefangenen zur Verfügung stellte.
     
    Erstmals fand im Krieg um das Mittelmeer eine gemeinsame christlichosmanische Militäraktion statt. In dem französisch-türkischen Abkommen von 1536 war auch ein koordinierter Angriff gegen den gemeinsamen Feind Habsburg verabredet worden. »Ich kann es nicht leugnen, daß ich mich danach sehne, den Türken allmächtig und kriegsbereit zu sehen. Nicht um seiner selbst willen – weil er ein Ungläubiger ist und wir sind alle Christen –, sondern um die Macht des Kaisers zu schwächen«, gestand König Franz I. Und der Sultan nannte den französischen König gar seinen »kleinen Bruder«, den er nicht im Stich lassen werde. Bei der Belagerung des habsburgischen Nizza durch französische Truppen 1541 kam eine osmanische Flotte unter dem Kommando Hayreddins zum Einsatz. Sie überwinterte anschließend in Toulon, das Franz I. weitgehend von der Bevölkerung räumen ließ. Die Kathedrale der Stadt wurde für diese Zeit sogar in eine Moschee umgewandelt. Ein Beobachter wunderte sich damals: »Bein Anblick Toulons kommt es einem vor, als wäre man in Konstantinopel. « Natürlich ließen es sich die Gegner Frankreichs nicht nehmen, gegen diese »unheilige Allianz« einen Propagandakrieg zu führen.
    Doch auch die Nachfolger Franz’ I. auf dem französischen Königsthron scheuten sich nicht, die Hilfe der Osmanen im Kampf gegen Habsburg in Anspruch zu nehmen.
    Andere europäische Nationen, die Habsburg feindlich gesonnen waren, ließen sich ebenfalls nicht davon abhalten, mit dem Osmanischen Reich in mehr oder weniger enge Beziehungen zu treten. Den Protestanten in Flandern versicherte Sultan Süleyman in einem Brief seine Verbundenheit, da sie »keine Idole anbeten, an einen Gott glauben sowie gegen Papst und Kaiser kämpfen« würden. Im Unabhängigkeitskrieg der Niederlande gegen das spanische Habsburg kam gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Parole auf: »Lieber Türke als Papist«, die auf halbmondförmige Medaillen geprägt wurde.
    »Das Osmanenreich, bisher als ein barbarischer Fremdkörper angesehen, wurde nunmehr zu einem regelrechten Bestandteil der Politik der europäischen Staaten. «
    Josef Matuz, Historiker und Turkologe

    Bild 124
    »Lieber Türke als Papist« ist in diese niederländische Medaille aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien eingraviert.
    Auch die Niederlande schlossen

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