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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Dank des Einsatzes von Feuerwaffen besiegte Selim 1514 den östlichen Rivalen – der Auftakt für einen 200 Jahre währenden Konflikt mit dem Persischen Reich.
    Der Krieg gegen die Safawiden war für Selim I. ein willkommener Anlass, um danach den persischen Verbündeten im Süden anzugreifen: den Staat der Mamluken, die über Syrien, Ägypten und die heiligen Stätten herrschten. Allerdings schien die religiöse Rechtfertigung für diesen Angriff noch schwieriger, waren die Mamluken doch rechtgläubige Sunniten und sogar die Schutzherren der heiligen Stätten von Mekka und Medina.
Doch ein theologisches Alibi war von den osmanischen Glaubensgelehrten auch hier bald gefunden: »Wer einem Häretiker hilft, ist selbst ein Häretiker.« Der Krieg konnte beginnen, und 1517 war das Mamlukenreich zerschlagen.
    Bild 119
    Osmanische Truppen im Kampf gegen die persischen Safawiden. Europäischer Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert.
    Unangefochten war Sultan Selim I. nach diesen Kriegen der mächtigste Herrscher der islamischen Welt. Medina und Mekka gehörten jetzt zu seinem Reich, was einen ungeheuren Prestigegewinn bedeutete. Der Sultan führte von nun an den traditionellen islamischen Titel »Diener der zwei
erhabenen Heiligtümer«. Aus Kairo wurde der amtierende Kalif mitsamt seinen Insignien, dem Schwert und dem Umhang des Propheten, nach Istanbul verschleppt. Zukünftig schmückte sich Selim I., wenn es ihn danach gelüstete, auch mit der Würde eines Kalifen.
    »Der Besitz der heiligen Stätten konnte der osmanischen Dynastie nur noch größere Legitimität geben.«
    Caroline Finkel, britische Historikerin und Turkologin
    Als »Nachfolger des Propheten« würden die osmanischen Sultane ab jetzt ihre Autorität mehr denn je auf den islamischen Glauben stützen, ihre imperiale Macht mehr denn je mit religiösem Eifer zur Schau stellen, auch wenn die Herrscher es selbst nicht immer so genau mit dem Glauben nahmen: Die zahlreichen Porträts etwa, die sie von sich anfertigen ließen, setzten sich über das islamische Bilderverbot hinweg, und auf den – mitunter reichlichen – Genuss von Wein wollten die wenigsten Sultane verzichten.
     
    Die Eroberungen Selims I., der 1520 starb, veränderten den Staat der Osmanen nachhaltig. Ägypten barg unermessliche Reichtümer und wurde zur Kornkammer des Imperiums. Von nun an herrschten die Osmanen auch über zahlreiche arabische Untertanen, erst jetzt war die muslimische Bevölkerung deutlich in der Mehrheit im Reich. Außerdem hatte sich das Osmanische Reich zu einer mediterranen Großmacht entwickelt.
    Süleyman wollte als »Nachfolger des Propheten« und »Befehlshaber der Gläubigen« im Herbst 1529 mit einem Sieg über die christlichen Habsburger auch das Herrschaftsgebiet des Islam in Europa erweitern. Wien schien dabei eine leichte Beute, denn die Stadt war nur bedingt verteidigungsfähig. Die Mauern stammten aus dem 13. Jahrhundert, sie waren kaum zwei Meter dick und in desolatem Zustand. Und gerade einmal 20 000 Verteidiger standen der osmanischen Übermacht gegenüber. Mit Hilfe von außerhalb war nicht zu rechnen. Wien schien verloren, als sich am 27. September 1529 der Belagerungsring um die Stadt schloss und der osmanische Angriff begann.
    In den folgenden Wochen wehrte sich die Wiener Besatzung verzweifelt. »Die niedrigen Ungläubigen feuern in einem fort Kanonen von der Festung ab«, bemerkte das osmanische Kriegstagebuch. Die osmanischen Soldaten legten Gräben an und schaufelten Tunnel unter die Stadtmauer, um sie mit Minen in die Luft zu jagen.

    Bild 74
    Die Belagerung Wiens, 1529 die Süleyman wegen des Wintereinbruchs abbrechen musste. Ausschnitt eines Plans von Niclas Meldemann (1530).
    Bild 105
    Belagerungsgeschütze der Türken nehmen Wien unter Feuer. Europäisches Gemälde aus dem 17. Jahrhundert.
    Bild 114
    »Türkengräuel« – Bilder wie dieses waren im 16. Jahrhundert Teil des Propagandkriegs gegen die Osmanen.
    Bild 85
    Dank des Buchdrucks mit beweglichen Lettern fand auch Martin Luthers Ermahnung zum »Gebet wider den Türcken« in den lesekundigen Bevölkerungskreisen weite Verbreitung.
    Ein nicht eingeplanter Rückzug
    »Da dem Sultan vermeldet wurde, daß der König Ferdinand nicht mehr in der Burg sei, so wurden den Leuten der Festung Gnade gewährt und ihnen mit aller ihrer Familie und Habe die Freiheit geschenkt; er befahl auch, dass die in den Schanzen befindlichen Janitscharen vom Kampfe ablassen sollten. Die Ungläubigen, die aus der

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