Der Heilige Krieg
»Kapitulationen« mit dem Osmanischen Reich, ebenso England. Die englischen Kaufleute exportierten Zinn und Blei für die Produktion von Kanonen in das Reich der Osmanen. Nach dem Ausbruch des Krieges mit dem habsburgischen Spanien 1585 erwog Königin Elizabeth I. sogar die Möglichkeit gemeinsamer Militäroperationen. Englische Schiffe beteiligten sich jahrelang an den Raubzügen der osmanischen Piraten im Mittelmeer.
1566 starb Sultan Süleyman, nachdem er 46 Jahre an der Spitze des Staates gestanden hatte. Ihm war als »Eroberer von Provinzen, Vernichter von Armeen, schrecklich zu Land und zur See« gehuldigt worden. Er hatte die Grenzen erweitert, das »Haus des Islam« vergrößert – am Ende seiner Regierung war er der Gebieter über etwa 20 Millionen Menschen – und den osmanischen Anspruch auf Universalherrschaft untermauert. Schon bald nach seinem Tod wurde die Epoche Süleymans als »Goldene Zeit« verklärt. Und doch hatten sich bereits am Ende seiner Regierung erste dunkle Wolken gezeigt, deutete sich das Ende der Expansionen an, begann der Reichtum zu versiegen, nahm die Last für die Untertanen zu . In Süleymans Todesjahr
wies der Staatshaushalt erstmals ein Defizit auf. Kriege begannen mehr zu kosten als einzubringen, der Widerstand der Habsburger beim Kampf um Ungarn war ungebrochen, Persien blieb ein Dauerfeind.
Ein Symbol der Macht
Der Machtanspruch der Sultane war universal . »In Bagdad bin ich der Schah, im Byzantinischen Reich der Kaiser und in Ägypten der Sultan«, rühmte Süleyman sich. Seit Mehmed II. nach der Einnahme von Konstantinopel sich als Nachfolger der römischen Kaiser betrachtet hatte, erhoben die osmanischen Sultane auch einen Führungsanspruch in der lateinischen Welt. Mehrmals war Rom das Ziel osmanischer Angriffe. Um seinen Vorrang gegenüber allen europäischen Herrschern zu betonen, ließ Süleyman in Venedig eine goldene Krone anfertigen, welche die Form der päpstlichen Tiara hatte. Während diese jedoch nur drei Kronreifen besaß – sie symbolisierten die geistliche Vorherrschaft über alle weltlichen Monarchen –, ließ Süleyman an seine Krone noch einen vierten Reif eine unmissverständliche Botschaft an die christliche Welt. Der Sultan trug die Krone wohl nie, aber er platzierte sie demonstrativ neben seinem Thron, wenn er ausländische Gesandte empfing.
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Die Tiara des Sultans, Symbol seines universalen Machtanspruchs.
Vier Jahre vor Süleymans Tod war Busbecq aus Istanbul abgereist. Auch wenn er erfolgreich einen Waffenstillstand ausgehandelt hatte, fiel seine Prognose für die Zukunft der osmanisch-habsburgischen Beziehungen düster aus: »Notwendig müssen die einen siegen, die andern untergehen; gewiss können nicht beide unversehrt bleiben.« Er sollte recht behalten.
»Auff, auff, ihr Christen!«
Über die gesamte Ebene erstreckt sich das Feldlager der Osmanen, das riesige Zelt des Befehlshabers thront auf einer Anhöhe. Durch ein Fernrohr begutachtet der Großwesir Kara Mustafa die modernen Festungsanlagen der Stadt. Vor ihm liegt Wien, »das Ziel der Sehnsucht aller großen Herrscher«, wie das Tagebuch des Dolmetschers in osmanischen Diensten, Alexandros Mavrokordatos, vermerkte. Der Großwesir lässt seine Offiziere rufen und zeigt ihnen, wo sie ihre Kanonen postieren und wo sie Schanzgräben anlegen sollen. Seine Instruktionen beendet er mit den Worten: »Wohlan denn, man bringe also die Geschütze in Stellung, und der Kampf möge beginnen!« Die Belagerer sind voller Siegeszuversicht. »Möge Allah der Allerhabene dem Heere des Islam Kraft und Sieg verleihen und die Feinde des Glaubens mit Niederlage und Vernichtung schlagen«, so das Kriegstagebuch des osmanischen Zeremonienmeisters. Doch der Kampf im Sommer 1683 sollte unbarmherzig und verlustreich werden – und weit reichende Folgen haben.
Die Schwierigkeiten, die bereits zur Zeit Süleymans erkennbar waren, sollten später zu mehreren Krisen im Osmanischen Reich führen. Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verschob sich langsam, aber stetig das Gewicht der militärischen Überlegenheit auf die Seite der europäischen Mächte. Niederlagen zu Lande und zu Wasser blieben nicht aus. Für den osmanischen Militärstaat begannen damit zwei wichtige Einnahmequellen zu versiegen: Beute und Tribute. Zugleich nahmen die Kosten für die Kriege im 17. Jahrhundert stetig zu. Die Finanzen des Osmanenreichs gerieten in eine gefährliche Schieflage.
Zugleich erschütterten
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