Der Heilige Krieg
sorgen wolle, so dürfe er den ruhenden Löwen nicht neuerlich auf den Kampfplatz rufen.« Mit 10 000 Goldstücken konnte Busbecq den Löwen zumindest kurzfristig ruhigstellen.
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Karl V. zwingt die Türken 1529 vor Wien zum Rückzug – ein Ereignis, das tatsächlich nie stattfand: Süleyman brach aus eigenem Entschluss die Belagerung ab.
»Eine politische und militärische Einheit des europäischen Westens um den römischen Kaiser und seine Dynastie gegen die Osmanen wurde selbst angesichts der dramatischen Vorstöße Süleymans nach Mitteleuropa immer deutlicher zu einer Fiktion.«
Klaus-Peter Matschke,
Historiker
Der Kampf um das Mittelmeer
»Es war ein jämmerlicher anblick. Dann das Schiff und das Meer lag voller Todten Cörper und entferbet sich von dem vergossenen blut.« Das berichtet Michael Heberer, ein Abenteurer aus der Pfalz, der Ende des 16. Jahrhunderts auf einer Galeere des Malteserordens anheuert, um osmanische Handelsschiffe im Mittelmeer zu kapern. Doch der Jäger wird selbst zum Gejagten. Heberer gerät in osmanische Gefangenschaft und findet sich auf einer Galeere wieder.
Bart und Haare wurden ihm abrasiert, dann ketteten ihn die Wärter an eine Ruderbank. Das Leben an Bord war hart. Die Gefangenen mussten bis zu zehn Stunden am Tag rudern, sie wurden schlecht verpflegt und mit Schlägen angetrieben. »War also unser ordentliche tractation, verdorben Brot und desselben wenig stinckend Wasser und Streich genug«, schreibt Heberer. Die hygienischen Zustände an Bord waren katastrophal, eine Galeere kündigte sich schon von Weitem durch ihren Gestank an. Doch Heberer weiß auch von Akten der Menschlichkeit an Bord zu berichten. So weigerte sich einmal ein Wärter, die Ruderer auszupeitschen: »Die arme Chiaven [gemeint sind wohl Sklaven] seind menschen. Ich bin auch ein mensch und begere menschlich mit menschen zu handeln und nicht viehisch.« Auch die osmanische Bevölkerung in den Hafenstädten zeigte oft Mitleid, manchmal bekamen die Gefangenen Essen oder etwas Geld zugesteckt. Die Todesrate war dennoch hoch unter den Galeerensklaven; der Hunger, Krankheiten oder der »Kummer« rafften sie dahin, wie Heberer sich erinnert. Er selbst wurde nach drei Jahren Galeerendienst freigekauft. Zurück in der Heimat, verfasste er einen Bericht über seine Erlebnisse.
Seit der Eroberung Konstantinopels führte der osmanische Sultan auch den Titel »Herrscher der beiden Meere« – des Schwarzen und des »Weißen« Meeres (im Türkischen der Name für das Mittelmeer). Das Reich besaß damit eine neue Front: die See. Das Schwarze Meer war nach Einnahme der Krim ein »osmanischer Binnensee« geworden, so der Historiker Klaus Kreiser.
»Die Rekrutierung von Seesoldaten und Ruderern (ab 1500 ging niemand mehr freiwillig auf die Galeeren) bildete für alle Kriegsparteien ein ernsthaftes Problem, während der Bau von Schiffen verhältnismäßig problemlos zu organisieren war.«
Klaus Kreiser, Historiker
Ganz anders im Mittelmeer: Hier wurde erbittert um die Vorherrschaft gekämpft – ein »Heiliger Krieg« mit eigenen Regeln. Im 16. Jahrhundert erlangten die Osmanen nach und nach die Kontrolle über die nordafrikanischen »Barbareskenstaaten«, die ihre Existenz in erster Linie der Piraterie verdankten. Von Algier, Tunis und Tripolis aus stachen ihre schlagkräftigen Flotten von jetzt an auch im Namen des Sultans in See, kämpften, kaperten und raubten Menschen. Berühmt wurde der Korsar Hayreddin, in Europa als »Barbarossa« bekannt, der als osmanischer Großadmiral nicht nur den Flottenbau modernisierte und forcierte, sondern auch ein fähiger Kommandant zur See war. Mit seiner Hilfe entschloss Süleyman sich zur Offensive im Mittelmeer, gegen das Habsburgerreich und gegen Venedig. Hayreddin eroberte zahlreiche griechische Inseln, überfiel die Küsten Europas und kaperte christliche Schiffe. Eine »Heilige Liga«, die sich auf Veranlassung des Papstes zusammengefunden hatte, stellte sich 1538 dem osmanischen Großadmiral. In der Seeschlacht von Preveza schlug Hayreddin die vereinte christliche Flotte vernichtend – und sicherte damit die Vorherrschaft der Osmanen im östlichen Mittelmeer für Jahrzehnte.
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Admiral Hayreddin (links), dem einer seiner Soldaten den abgeschlagenen Kopf eines Christen präsentiert. Darstellung des 16. Jahrhunderts.
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Zwei der Galeeren, bei deren Anblick die christliche Bevölkerung an den Küsten des Mittelmeers in Angst und
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