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Der heilige Schein

Der heilige Schein

Titel: Der heilige Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Berger
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lässt sich an einem Kommentar ablesen, den kurz darauf, am 5. August 2010, der österreichische Bischof Andreas Laun auf kath.net veröffentlichte: Das Unglück von Duisburg sei eine Strafe Gottes für eine Veranstaltung, die gegen die Schöpfungsordnung verstoße und zur Sünde einlade. Gott liebe die Menschen so sehr, dass er sie mit solchen Aktionen auf den rechten Weg zurückführen wolle. Und dann klagt Laun: ».Man weigert sich anzuerkennen, dass die Love-Parade, abgesehen von ihrem krankhaften Erscheinungsbild, auch mit Sünde zu tun haben könnte und darum, folgerichtig, auch mit dem richtenden und strafenden Gott!«
    Es ließen sich noch viele andere Beispiele für die erschütternde Tatsache anführen, dass kreuz.net lediglich das holzschnittartig bis karikaturenhaft verzerrte Bild einer kirchlichen Ideologie spiegelt, wie sie offensichtlich seit einigen Jahren immer mehr auch von Rom gewollt ist und durch Männer wie Laun, der ein devoter Gefolgsmann Benedikts XVI. ist, in der Öffentlichkeit verbreitet wird. Wie am Zitat Launs und an den permanenten Sintflut- und Höllendrohungen bei kreuz.net deutlich wird, hat hier die Frohbotschaft des Evangeliums einer schroffen Drohbotschaft und einem extrem pessimistischen Menschenbild Platz gemacht.
    So verwundert es nicht, dass der General der Piusbruderschaft, der vom Papst vor zwei Jahren ebenfalls rehabilitierte Bischof Bernard Fellay , aus seinen Sympathien für kreuz.net kein Hehl macht. Er stehe - obgleich die Piusbruderschaft für das »Machen« der Seite nicht verantwortlich zeichne - hinter dem dort sichtbar werdenden »Bemühen, irgendwie eine traditionellere oder konservativere Linie zu verteidigen in der Kirche, gerade im deutschen Sprachraum«, sagte der Piusbischof in einem Interview für das kreuz.net nahestehende Internetportal Gloria.tv am 1. Dezember 2009.
    Damit stellt sich der Oberste der Piusbrüder ganz auf die Seite der immer einflussreicher werdenden Kräfte im Vatikan. Oder besser gesagt, das vatikanische Denken ist zunehmend in Richtung der Positionen der zweifelhaften Bruderschaft und des sie umgebenden erzreaktionären Milieus abgerutscht. Ja, man hat den Eindruck, dass sich dieses Abrutschen nach dem Prinzip der schiefen Ebene in den letzten zwei Jahren immer mehr beschleunigt und intensiviert hat.
    In diesem Zusammenhang schrieb mir ein Pfarrer aus Nordrhein-Westfalen, der in seinem Bistum wegen seines Einsatzes für die alte Liturgie und seiner freundschaftlichen Nähe zur Piusbruderschaft bekannt ist: »Unabhängig davon, dass kreuz.net natürlich eher mit dem Image der Bildzeitung kompatibel ist als mit dem der F.A.Z., die Seiten werden gelesen. Und auch ungeachtet von manchen Abseitigkeiten in Berichten und Leserkommentaren, die Verbreitung vieler wichtiger Kritikmomente wird dort ungebremst an den Leser gebracht - auch in vatikanischen Büros, von denen ich weiß, dass in ihnen morgens erst einmal nach dem Öffnen der Fensterschläge bei kreuz.net nachgeschaut wird, was es Neues gibt.«

Der Vulgärtraditionalismus schlägt zurück
    Wie gut sich moderne Medien à la kreuz.net oder kath.net eignen, um Kirchenpolitik zu betreiben, musste ich bald am eigenen Leib erfahren. Wenige Wochen nachdem kreuz.net seine Arbeit aufgenommen hatte, erhielt ich von der Redaktion eine E-Mail mit der Bitte um generelle Mitarbeit als Journalist und um die Genehmigung, einen bereits in Theologisches erschienenen Beitrag von mir auf der Internetseite veröffentlichen zu dürfen.
    Meine wiederholte Nachfrage nach den Verantwortlichen der Seite blieb unbeantwortet. Das war mir suspekt, und so lehnte ich ab. Ich hatte in anderen Zusammenhängen mehrmals erlebt, wie mit ähnlich zweifelhaften Strategien Projekte gestartet worden waren.
    Als kreuz.net nach ersten harmlosen, nichtssagenden Nachrichten anfing, sich in hasserfüllter Demagogie gegen alle Neuerungen in der katholischen Kirche, gegen Homosexuelle und Juden, die Demokratie als Staatsform, die USA und den Staat Israel zu verlieren, protestierte ich erstmals Anfang 2006 öffentlich gegen eine solche Art von konservativem Katholizismus.
    Dabei sah ich damals die größeren Zusammenhänge noch nicht. Auch konnte ich noch nicht wissen, für wie viel Aufregung der kreuz.net -Katholizismus in den nächsten Jahren sorgen sollte. Mir ging es vielmehr darum, den konservativen Katholizismus nicht durch Fanatiker in Misskredit bringen zu lassen. Deshalb beschloss ich, für meine Bedenken keines der Foren

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