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Der heilige Schein

Der heilige Schein

Titel: Der heilige Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Berger
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»homosexuellen Milieu« zurückgreifen, um Theologen zu outen, hat sicher mit der Zunahme der Homophobie in der katholischen Kirche zu tun. Der katholische Publizist Peter Bürger hat in seinem Internetbeitrag für die Bewegung »Initiative Kirche von unten« festgestellt: »Die gleichgeschlechtlichen Sex-Skandale von Würdenträgern gehen regelmäßig einher mit scharfen Diskriminierungsattacken der Kirchenleitung gegen alle Homosexuellen.« Das Interesse der Medien werde durch diese Attacken erst geschürt: »Sicher ist, dass jede neue antihomosexuelle Kirchenkampagne die Medien noch stärker für interne Vorgänge sensibilisieren wird.«
    So berichtet die Internetzeitung Der Westen am 9. August 2010 von einer »Hexenjagd auf Schwule« im Priesteramt. Anlass war, dass zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit im Bistum Essen ein Priester aufgrund eines Profils beim Internetportal Gayromeo vom eingangs erwähnten Bischof Overbeck beurlaubt wurde. Da man davon ausgehen muss, dass der Bischof selbst dort kein Profil besitzt, liegt es nahe, dass es Informanten gibt, die sich in dem Portal eine persönliche Seite zulegen, um dann systematisch nach im kirchlichen Dienst tätigen Personen zu suchen. Dass man nach seinem Auftritt bei Anne Will offenbar verstärkt in der Diözese Overbecks suchte, verwundert nicht.
    Auf ähnliche Weise kam es auch zu dem römischen Sexskandal, der im Juli 2010 nicht nur in der Diözese des Papstes für Furore sorgte. Reporter der italienischen Zeitschrift Panorama hatten Kontakt mit schwulen Geistlichen aufgenommen, darunter auch mit mehreren, die im Vatikan tätig sind, und die daraufhin inszenierten Sexorgien mit versteckter Kamera fotografiert, um sie wenige Tage später in ihrer Zeitschrift zu veröffentlichen. Der erstaunte Vertreter des Papstes, Kardinal Vallini , kündigte als Reaktion ein strenges Durchgreifen gegen die Priester an.
    Die E-Mail des schwulen Informanten mit dem Angebot, die Informationen über mich nicht weiterzugeben, hatte ich mehr als zwei Jahre vor der Publikation auf kreuz.net erhalten, so dass ich annehmen muss, dass kreuz.net -Verantwortlichen die Informationen schon längere Zeit Vorlagen. Sie wurden jedoch erst zu dem Zeitpunkt ausgepackt, als ich in ihren Augen zur Gegenseite übergelaufen war.
    Hatten die Internet-Kreuzritter aus dem Vorgehen der Kirchenführer im Fall St. Pölten gelernt? Vielleicht, aber womöglich taten sie instinktiv einfach etwas, das in der katholischen Kirche eine lange Tradition hat. Informationen über die eigenen Mitarbeiter werden in »schwarzen Personalakten« eifrig gesammelt und erst dann aktiviert, wenn man sie nutzbringend einsetzen kann.
    Eine auffällige Informationspolitik ließ sich auch im Fall Mixa beobachten: Als der ehemalige Augsburger Bischof in den Augen von Mitbrüdern nicht mehr tragbar war, räumte man etwas naiv ein, man wisse schon lange von seinen schweren Alkoholproblemen. Warum man sich jetzt erst dazu äußerte, blieb offen. Auch von einem ominösen Dossier war die Rede, das der vatikanische Nuntius dem Papst vorgelegt habe. Bestimmte, wenig konkrete Punkte daraus wurden sogar der Presse zugespielt. So etwa die Behauptung, Mixa habe Kontakte zu einem »Milieu« in Rom, mit dem man einen Bischof besser nicht in Zusammenhang bringen sollte. Das dürfte der »Abwicklung« Mixas förderlich gewesen sein.
    Als Mixa dann den Rücktritt von seinem Rücktritt bekanntgab und wieder in sein Bischofspalais in Augsburg einzog, zündete man die zweite Stufe. Der Pressesprecher des Erzbistums München ließ die Öffentlichkeit und Bischof Mixa wissen: »Nicht zuletzt zum Schutz von Bischof Emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten.« [53]
    Mehr Material über mich hatte kreuz.net zwar nicht. Aber nachdem die Verantwortlichen der Internetseite von ihren längere Zeit im Wartestand gehüteten Informationen Gebrauch gemacht hatten, griff der bereits erwähnte, in Frankreich lebende Arzt und Möchtegern-Autor von Theologisches (der eben bei Gericht eine Niederlage gegen mich hatte einstecken müssen) auf die Unterstellungen zurück und behauptete am 26. Juli 2007 in einem Beitrag für kreuz.net , ich würde »dem Homosexuellenmilieu nahestehen«. Dass hier wieder der Ausdruck »Milieu« gewählt wurde, war sicher kein Zufall und hat mit dem Milieubegriff der Soziologie nichts zu tun. Vielmehr wurden dadurch - ganz im kreuz.net -Stil - Assoziationen geweckt zu schmuddeligen Bars und

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