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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mit spindeldürren Armen, der, in einen langen, schmierigen Überzieher gehüllt, ebenfalls unverwandt auf die Kiste star r te.
    Eine Zeitlang sprach keiner der Männer. Schließlich räu s perte sich der Bürger und spie ins Gras. „Da kann man ja gar nix sehen, ver… noch mal.“
    Allen nickte.
    „Die haben das absichtlich gebaut“, sagte der dünne Bü r ger. „Eben damit man nix sehen kann. Und wissense wa r um?“
    „Na?“ sagte Allen.
    Der dünne Bürger lehnte sich vertraulich zu ihm herüber. „Anarchisten sind dran gewesen. Harn sie schrecklich ve r stümmelt. Die Polizei hat ‘n paar von denen erwischt; den Rest hamse aber noch nich’ erwischt. Den Kopf von’s Ga n ze, den hamse auch nich’ gekascht. Aber das kommt schon noch. Und wissense, wasse feststellen werden?“
    „Was?“ sagte Allen.
    „Sie wer’n feststellen, daß er von der Zuflucht bezahlt wird. Und das hier ist nur der erste.“
    „Von was?“
    „Im Laufe der kommenden Woche“, eröffnete ihm der dünne Bürger, „werden öffentliche Gebäude in die Luft g e jagt werden. Das Komiteegebäude, T-M. Und dann kippen sie die radioaktiven Teilchen ins Trinkwasser. Sie werden’s sehen! Es schmeckt schon jetzt so komisch. Die Polizei weiß das, aber ihr sind die Hände gebunden.“
    Direkt neben dem dünnen Bürger meldete sich ein g e drungener, fetter, rothaariger Mann, der eine Zigarre rauc h te, gereizt zu Wort. „Es waren Kinder, das ist alles. Eine Bande verrückter Kinder, die nicht wissen, was sie sonst mit sich anfangen sollen.“
    Der dünne Bürger lachte rauh. „Die wollen ja gerade, daß Sie das denken. Klar, ein harmloser Jux. Ich will Ihnen mal was sagen: Die Leute, die das getan haben, wollen die M o Res vernichten. Sie werden nicht ruhen, bis nicht jeder noch so winzige Rest von Moralität und Anstand in den Boden getrampelt worden ist. Wenn es nach denen ginge, hätten wir hier bald wieder Unzucht und Neonreklamen und Rauschgiftmißbrauch. Die wollen doch nur, daß Ve r schwendung und Habgier wieder uneingeschränkte Her r scher der Welt sind und der in eitlem Hochmut gefangene Mensch sich windet in der Jauchengrube seiner eigenen Gier.“
    „Es waren Kinder“, wiederholte der stämmige, fette Mann. „Es hat überhaupt nichts zu sagen.“
    „Der Zorn des allmächtigen Gottes wird die Himmel au f wickeln wie eine Schriftrolle“, verkündete ihm der dünne Bürger gerade, als Allen sich davonstahl. „Die Atheisten und Unzuchttreibenden werden blutüberströmt in den Str a ßen liegen, und das Böse wird aus den Herzen der Menschen gebrannt werden mit dem heiligen Feuer.“
    Ganz allein, die Hände tief in den Manteltaschen, stand da ein Mädchen und beobachtete Allen, als dieser ziellos den Pfad entlangging. Einige Schritte vor ihr blieb er stehen, zögerte einen Augenblick und sagte dann: „Was ist eigen t lich passiert?“
    Das Mädchen war dunkelhaarig, hatte stattliche Brüste und eine glatte, leicht gebräunte Haut, die im Dämmerlicht des Parks sanft schimmerte. Wenn sie sprach, war ihre Stimme beherrscht und verriet nicht die geringste Unsiche r heit. „Heute morgen hat man festgestellt, daß sich die Statue gegenüber gestern auf recht merkwürdige Weise verändert hat. Haben Sie noch nichts darüber gelesen? Es war ein B e richt in der Zeitung.“
    „Ich habe darüber gelesen“, sagte er. Das Mädchen stand ein Stückchen über ihm auf einer grasbewachsenen Erh e bung, und er gesellte sich zu ihr.
    Dort, in den Schatten unter ihnen, waren die Überreste der Statue, auf heimtückische Weise beschädigt. Das Abbild aus bronzierter Plastikmasse war erwischt worden, als es gerade nicht auf der Hut gewesen war; in der Nacht hatte es wohl geschlafen. Während er jetzt hier so stand, konnte A l len den ganzen Vorfall sachlich und unbeeinflußt betrachten; er konnte sich selbst von dem Ereignis loslösen und es als ein Außenstehender sehen, als jemand, der – wie alle diese Menschen – zufällig vorbeikam, sich wunderte und Fragen stellte.
    Überall auf dem Kies waren Tropfen, dick und häßlich und rot: Glasurmasse aus der Kunstabteilung seiner Agentur. Aber er konnte auch den apokalyptischen Gehalt erkennen; er konnte sich sehr gut vorstellen, was diese Leute sich vo r stellten.
    Die rote Spur war Blut, das Blut der Statue. Aus dem na s sen, lockeren Erdreich des Parks war ihr Feind hervorgekr o chen; hatte mit unbarmherzigen Kiefern zugeschnappt und ihre Halsschlagader durchgebissen. Die Statue

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