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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hatte ihre ganzen Beine und Füße vollgeblutet; sie hatte ihr rotes, gli t schiges Blut verströmt und war gestorben.
    Wie er da bei dem Mädchen stand, wußte er, daß sie tot war. Er konnte die Leere hinter der hölzernen Kiste spüren; das Blut war herausgeronnen und hatte nur ein leeres B e hältnis zurückgelassen. Es schien jetzt so, als habe die Statue versucht, sich zu verteidigen. Aber sie hatte verloren, und kein Schockfrosten würde sie noch retten. Die Statue war tot für immer.
    „Ich war heute morgen hier. Ich hab’s auf dem Weg zur Arbeit gesehen.“
    Da begriff er, daß sie die Statue gesehen hatte, bevor die Kiste gebaut worden war. „Was haben sie eigentlich mit ihr angestellt“, fragte er, wirklich begierig darauf, es herausz u finden. „Wissen Sie’s?“
    Das Mädchen sagte: „Sie brauchen keine Angst zu h a ben.“
    „Ich habe doch keine Angst!“ Er war verwirrt.
    „O doch. Aber es macht nichts.“ Sie lachte. „Jetzt wird man sie wohl demontieren müssen. Reparieren können sie sie jedenfalls nicht.“
    „Und das freut Sie“, sagte er bewundernd.
    In den Augen des Mädchens glomm ein Licht auf, eine wilde Lustigkeit. „Wir sollten feiern. So richtig einen draufmachen.“ Dann verblaßten ihre Augen wieder. „Wenn er damit durchkommt, wer immer er auch war, wer immer es getan hat. Lassen Sie uns von hier verschwinden – okay? Kommen Sie.“
    Sie führte ihn quer über die Wiesen zu den Bürgerste i gen und Gassen jenseits der Parkgrenzen. Die Hände in den Taschen, schritt sie zügig aus, und er folgte ihr. Die Nach t luft war frostig und rauh, und allmählich vertrieb sie die mystische, traumhafte Atmosphäre des Parks aus seinem Geist.
    „Ich bin froh, hier herauszukommen“, murmelte er schließlich.
    Mit einem unbehaglichen Zurückwerfen des Kopfes sagte das Mädchen: „Es ist leicht, dort hineinzugehen, aber schwer, wieder herauszukommen.“
    „Sie haben es also auch gespürt?“
    „Natürlich. Als ich heute morgen vorbeiging, war es nicht ganz so schlimm. Da schien die Sonne; es war hellichter Tag. Aber heute nacht…“ Sie erschauerte. „Ich war schon eine Stunde da, bevor Sie kamen und mich aufweckten. Stand einfach nur da und starrte hinüber. Wie in Trance.“
    „Was mir echt an die Nieren gegangen ist“, sagte Allen, „waren diese Tropfen. Sie sahen aus wie Blut.“
    „Nichts weiter als Farbe“, antwortete sie nüchtern. Unter ihrem Mantel holte sie umständlich eine zusammengefaltete Zeitung hervor. „Wollen Sie’s lesen? Eine gewöhnliche schnelltrocknende Glasur, wie eine Menge Ämter sie ve r wenden. Nichts Geheimnisvolles daran.“
    „Sie haben noch niemanden erwischt“, sagte er, wobei er immer noch etwas von der unnatürlichen Losgelöstheit ve r spürte. Aber sie ließ jetzt immer mehr nach.
    „Verblüffend, wie leicht jemand so etwas tun und damit durchkommen kann. Aber warum auch nicht? Der Park wird nicht bewacht; es hat ihn ja kein Mensch gesehen.“
    „Was ist denn Ihre Theorie?“
    „Tja“, sagte sie und kickte ein Steinchen vor sich her. „Jemand war verbittert, weil er seinen Mietkontrakt verloren hat. Oder jemand wollte dadurch seine unterbewußten W i derstände gegen die MoRes ausdrücken. Ein Schlag gegen die Zwänge und Lasten, die das System auferlegt.“
    „Was genau hat man eigentlich der Statue angetan?“
    „Die Zeitung hat die Einzelheiten nicht gebracht. Mögl i cherweise ist es sicherer, eine Angelegenheit wie diese he r unterzuspielen. Sie kennen die Statue; also ist Ihnen Buete l los künstlerische Auffassung Streiters bekannt. Die traditi o nelle Kämpferpose: eine Hand ausgestreckt, ein Bein vorg e setzt, als ob er gerade in die Schlacht zöge. Kopf mit edler Würde erhoben. Zutiefst sinnender Gesichtsausdruck.“
    „Den Blick in die Zukunft gerichtet“, murmelte Allen.
    „So ist es.“ Das Mädchen verlangsamte seinen Schritt, drehte sich auf dem Absatz um und spähte auf das dunkle Pflaster. „Der Verbrecher, oder die Spottdrossel, oder wie man ihn nennen soll, hat die Statue rot angemalt. Das wissen Sie ja; Sie haben die Tropfen gesehen. Er hat die Farbe so richtig dick draufgekleistert, in Streifen. Das Haar hat er auch rot angemalt. Und…“ Sie lächelte froh. „Tja, offen g e sprochen, er hat irgendwie den Kopf abgetrennt. Offenbar mit einem motorgetriebenen Schneidewerkzeug. Hat den Kopf genommen und ihn in die ausgestreckte Hand g e hängt.“
    „Verstehe“, sagte Allen, der begierig

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