Der heimliche Rebell
bleiben“, warf einer seiner Kumpel ein.
Allen war verblüfft. „Warum?“
„Weil man da nicht leben kann.“
„Und was kümmert euch das?“
Die Jungen musterten ihn geringschätzig. „Weil wir g e hen werden“, krächzte einer von ihnen schließlich.
„Wohin?“
Geringschätzung verwandelte sich in offene Verachtung; die Gruppe der Jungen rückte geschlossen von ihm ab. „Hinaus. Wo noch alles offen ist. Wo sich noch was tut.“
Der rothaarige Junge vertraute ihm an: „Auf Sirius 9 ba u en sie Walnüsse an. Fast solche wie hier. Sie können den Unterschied nicht schmecken. Ein ganzer Planet mit Wa l nußbäumen. Und auf Sirius 8 ziehen sie Orangen. Bloß, daß die Orangen sterben.“
„Schildlausbefall“, sagte ein Kumpel düster. „Hat die ganzen Orangen erwischt.“
Der Rotschopf meinte: „Ich für mein Teil geh’ zum Or i on. Die züchten da Schweine, die kann man nicht vom Or i ginal unterscheiden. Ich garantier’ Ihnen, Sie können den Unterschied nicht feststellen; jawohl, das garantier’ ich I h nen.“
„Aber das ist doch weit weg vom Zentrum“, sagte Allen. „Seid mal realistisch – eure Familien haben Jahrzehnte g e braucht, bis sie sich so in der Nähe einmieten konnten!“
„…“, sagte einer der Jungen bitter, und dann waren sie auch schon wieder mit den Schatten verschmolzen. Allen blieb allein mit seinen Gedanken zurück, die um eine ganz offensichtliche Tatsache kreisten.
MoRes war nichts Natürliches. Wie jeder Lebensstil mu ß te auch sie erst erlernt werden. Eigentlich eine simple Wah r heit, aber er hatte erst diesen unglücklichen Jungen bege g nen müssen, um sich an sie zu erinnern.
Die Ausgabestelle, zu der die Autofac-Empfangsstation gehörte, war noch geöffnet. Er trat durch die Pforte und zückte dabei seine Brieftasche.
„Sicher“, sagte der unsichtbare Verkäufer, als die Kau f karte gelocht wurde. „Aber nur das 3,2-Zeug. Sie wollen das wirklich trinken?“ In der Warenwand leuchteten die Scha u fenster mit den Bierflaschen auf. „Es wird aus Heu g e macht.“
Einmal – es mußte tausend Jahre her sein – hatte er die Taste am Auswurfschacht für 3,2-Bier betätigt und eine Fl a sche Scotch gekriegt. Gott allein mochte wissen, woher der Scotch gekommen war. Vielleicht hatte er den Krieg übe r standen, war von einem robotischen Lagerverwalter entdeckt worden und automatisch in den einzigen genehmigten Ve r kaufsautomaten für Alkohol gewandert. Es war nie wieder vorgekommen, aber trotzdem hatte Allen nicht damit aufh ö ren können, die Taste zu drücken, weil er die schwache, gleichsam kindliche Hoffnung hegte, das Wunder würde sich wiederholen. Aber offenbar war der Vorfall nur eine jener unerklärlichen Pannen gewesen, die selbst in der vol l kommensten Gesellschaft auftraten.
„Rückvergütung“, verlangte er und stellte die ungeöffnete Flasche auf die Verkaufstheke.
„Ich hab’s mir anders überlegt.“
„Sie hätten ja gleich auf mich hören können“, sagte der Verkäufer und buchte das Geld zurück auf Allens Kaufkarte. Allen stand noch einen Augenblick einfach so da, mit leeren Händen und einem seinen Geist betäubenden Gefühl der Sinnlosigkeit, dann ging er wieder nach draußen.
Einen Moment später war er schon dabei, die Rampe zum winzigen Dachlandefeld hinaufzusteigen, das die Agentur für eilige Botenflüge benutzte. Dort war der Splitter abg e stellt, eingeschlossen in seiner kleinen Flugzeughalle.
„ Und das ist alles?“ fragte Malparto. Abrupt schaltete er das dräuende Gewirr aus Drähten und Linsen aus, das er vor B e ginn der Tiefenerkundung sorgfältig auf seinen Patienten f o kussiert hatte. „Sonst ist zwischen dem Zeitpunkt, da Sie Ihr Büro verließen, und dem Start nach Hokkaido nichts passiert?“
„Sonst nichts.“ Mr. Coates lag lang ausgestreckt auf dem Tisch, die Arme rechts und links vom Körper. Hoch über ihm überprüften die beiden Techniker ihre Meßgeräte.
„Das war der Vorfall, an den Sie sich nicht mehr erinnern konnten?“
„Ja, die Jungen an der Autofac-Station.“
„Und das machte Sie niedergeschlagen?“
„Ja“, bestätigte Mr. Coates. Seine Stimme war bar jeder Gefühlsregung; unter der dicken Decke aus Drogen hatte sich seine Persönlichkeit in einen Zustand der Auflösung zurückgezogen.
„Warum?“
„Weil es unfair war.“
Malparto sah den Punkt dabei einfach nicht; der Vorfall bedeutete ihm nichts. Er hatte eine sensationelle Enthüllung erwartet, etwas
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