Der heimliche Rebell
Gewinn sie sich dabei versprechen mochte.
„Wußten Sie das nicht?“ fragte Mr. Coates.
Malparto entschloß sich, ehrlich zu sein. „Nein. Aber das ist nicht weiter von Belang.“ Er blätterte das Dossier durch. „Mr. Coates, ich möchte, daß Sie mir in Ihren eigenen Wo r ten sagen, was Ihrem Gefühl nach Ihr Problem ist.“
„Berufliche Probleme.“
„Und was konkret?“
Mr. Coates kaute auf seiner Oberlippe herum. „Ich soll Direktor von T-M werden. Am Montag kam das Angebot.“
„Sie betreiben derzeit eine unabhängige Forschungsage n tur?“ Malparto zog seine Aufzeichnungen zu Rate. „Wann müssen Sie sich entscheiden?“
„Bis übermorgen.“
„Sehr interessant.“
„Ja, nicht?“ sagte Mr. Coates.
„Das läßt Ihnen nicht viel Zeit. Haben Sie das Gefühl, sich entscheiden zu können?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
Sein Patient zögerte.
„Haben Sie Angst, daß sich ein Pimpf in meinem Schrank verstecken könnte?“ Malparto lächelte beruhigend. „Das hier ist der einzige Ort in unserer gesegneten Zivilisation, wo Pimpfe keinen Zutritt haben.“
„Davon habe ich gehört.“
„Ein Treppenwitz der Weltgeschichte. Es scheint, daß Major Streiters Gattin eine Schwäche für die Psychoanalyse hatte. Ein Jungianer aus der Fifth Avenue kurierte die part i elle Paralyse ihres rechten Armes. Sie kennen diesen Patie n tentyp ja sicher.“
Mr. Coates nickte.
„Und darum“, sagte Malparto, „erhielten wir von der ne u en Komitee-Regierung trotz der allgemeinen Verstaatl i chungsmaßnahmen die Erlaubnis, unsere Rechtstitel zu b e halten. Wir – damit meine ich die Mitglieder der Psych-Front, die aus dem Krieg übriggeblieben waren. Streiter war ein vorausschauender Mensch. Außergewöhnlich befähigt. Er erkannte die Notwendigkeit…“
Mr. Coates sagte: „Sonntag nacht hat jemand an einem Schalter in meinem Kopf gedreht. Daraufhin bin ich losg e gangen und habe die Statue von Major Streiter geschändet. Das ist der Grund, warum ich den Posten als Direktor von T-M nicht annehmen kann.“
„Ah“, sagte Malparto, und seine Augen klammerten sich an das Gramm mit dem nicht weiter reduzierbaren Kern. Er hatte das Gefühl, mit dem Kopf nach unten über einem Oz e an zu hängen; seine Lunge schien mit sprühendem Gischt gefüllt zu sein. Vorsichtig nahm er die Brille ab und polierte sie mit seinem Taschentuch.
Draußen vor seinem Bürofenster lag die Stadt, flach mit Ausnahme des Turms der Heiligen MoRes, der sich im e x akten Totpunkt erhob. Die Stadt ging strahlenförmig davon aus, in konzentrischen Zonen: wie mit dem Lineal gezogene Fluchtlinien und große Strudel, die sich hübsch ordentlich schnitten. Auf dem ganzen Planeten, dachte Doktor Malpa r to. Wie das Fell eines riesigen, halb im Schlamm unterg e tauchten Säugetiers. Halb begraben im Lehm einer gestre n gen und puritanischen Sittsamkeit.
„Sie sind hier geboren worden“, sagte er. In seinen Hä n den hielt er die Datensammlung, die persönliche Geschichte seines Patienten; er blätterte die Seiten durch.
„Das sind wir alle“, sagte Mr. Coates.
„Sie haben Ihre Frau in den Kolonien kennengelernt. Was machten Sie eigentlich auf Bet-4?“
Sein Patient sagte: „Ein Paket überwachen. Ich war Sac h berater bei der alten Wing-Miller-Agentur. Ich wollte ein Paket haben, das auf den Erfahrungen der bäuerlichen Kol o nisten basierte.“
„Ihnen gefiel es dort?“
„In gewisser Weise. Es war wie bei den alten Pionieren. Ich erinnere mich an ein Farmhaus aus geweißelten Balken. Das war das Haus ihrer Familie… ihres Vaters.“ Er schwieg einen Augenblick lang. „Er und ich pflegten dauernd mitei n ander zu debattieren. Er gab eine Kleinstadtzeitung heraus. Nächtelang – diskutieren und Kaffee trinken.“
„Beteiligte sich…“ Malparto konsultierte das Dossier. „Beteiligte sich Janet auch daran?“
„Nicht oft. Sie hörte meistens zu. Ich glaube, sie fürchtete sich vor ihrem Vater. Vielleicht auch ein bißchen vor mir.“
„Sie waren fünfundzwanzig?“
„Ja“, sagte Mr. Coates. „Janet war zweiundzwanzig.“
Malparto las eine weitere Information ab. „Ihr eigener Vater war tot. Ihre Mutter lebte aber noch, nicht wahr?“
„Sie starb 2111“, sagte Mr. Coates. „Nicht viel später a l so.“
Malparto machte seine Bild- und Ton-Aufzeichnungs geräte betriebsbereit. „Ich darf doch mitschneiden, was wir hier sagen?“
Sein Patient überlegte kurz. „Von mir aus. Es macht s o wieso
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